Michael Scholly (l.) in einem Filmausschnitt im Gespräch mit dem Anstaltspfarrer. © Global Cinema

Auf Kino-Tour

Film über Michael Scholly, der nach Haftentlassung eine Frau in Ergste tötete

Als Michael Scholly 2019 eine Frau in Ergste tötete, hatte ein Filmteam bereits mit einem Film über seine Haftentlassung begonnen. Nun ist der Streifen fertig. In Schwerte wird er nicht gezeigt.

Schwerte

, 31.03.2022 / Lesedauer: 3 min

Kein Kriminalfall hat die Schwerter in der jüngeren Vergangenheit so beschäftigt wie der Fall Michael Scholly. 28 Jahre lang hatte Scholly wegen Mordes hinter Gittern verbracht. Dann folgt die Entlassung mit einer Wohnung in Schwerte-Ost und einem Job im Garten- und Landschaftsbau – vermutlich beste Voraussetzungen.

Doch der Resozialisierungserfolg hält nicht lange an und endet schrecklich. Im Januar 2019, wenige Wochen nach seiner Entlassung, tötet Michael Scholly eine Rentnerin in Ergste. Eine Frau, die in direkter Nähe zum Gefängnis wohnte. Im November 2019 wird Michael Scholly wegen dieser Tat zu weiteren 14 Jahren Gefängnis und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.

Ein Fall mit vielen Besonderheiten

Der Fall zeigt viele Besonderheiten auf, eine davon: Die Filmemacher Georg Nonnenmacher und Mike Schlömer hatten Michael Scholly auf seinem Weg in die Freiheit mit der Kamera begleitet. Einen Film über die Schwierigkeiten nach langen Jahren hinter Gittern in der neu gewonnenen Freiheit wollten sie drehen.

„Dass dieser dann so schrecklich endete, hat uns auch ganz schön mitgenommen“, sagt Autor Georg Nonnenmacher. Ursprünglich habe man die Geschichte linear erzählen wollen, den Standort bestimmen wollen, wo man beim Thema Resozialisation steht. Ein Jahr lang wollte man Scholly, den man auch im Gefängnis interviewt hatte, in seiner neu gewonnenen Freiheit begleiten.

Michael Scholly (l.) stellte 2012 seine Bilder, die er hinter Gittern gemalt hatte, im Amtsgericht in Schwerte aus. © Bernd Paulitschke

Film feierte am Mittwoch Premiere

Trotz des tragischen Endes ist der Film nun fertig und feierte am Mittwoch (30.3.) Premiere. Worum es den beiden Filmemachern geht, beschreibt der Filmverleih wie folgt: „Michael Scholly wird 28 Jahre nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft wegen Mordes entlassen. Doch die Welt außerhalb der Gefängnismauern hat sich in seiner Abwesenheit fundamental verändert und Schollys Vorstellungen und Erwartungen haben mit der Realität wenig gemein. Es stellen sich Fragen: Kann

Scholly den Anforderungen an ihn gerecht werden? Ist Scholly reif für die Freiheit? Sein erstes Jahr nach der Entlassung sollte darauf Antworten geben – doch die Antwort kam früher als erwartet.“

Ob Michael Scholly tatsächlich für das System stehen kann? Wahrscheinlich nicht. Denn schon hinter Gittern war der Langzeithäftling bei den Mitgefangenen ein Außenseiter, bei anderen eine Art Star. Scholly spielte in der JVA-eigenen Theatertruppe Hauptrollen, er malte und seine Bilder wurden auch im Amtsgericht ausgestellt.

Als er wieder auf freiem Fuß war, entdeckte er Facebook für sich und streamte sein Leben ins Internet. Am Ende übertrug er selbst sogar seine Festnahme im Januar 2019 unabsichtlich ins Netz.

Film wird in Schwerte bewusst nicht gezeigt

In Schwerte sorgte der Fall vor allem unter Nachbarn und Bekannten der Getöteten für Angst und Unruhe. Man sah mit Sorge auf Außenarbeiter und Resozialisierungsprojekte der JVA. Es gab Vorwürfe und Vorbehalte. Das sei auch der Grund, warum man den Film bewusst nicht in Schwerte aufführen wolle, sagte Filmemacher Georg Nonnenmacher.

Seit Donnerstag (31.3.) geht der Film aber bundesweit auf Kino-Tour. Die Regisseure und einzelne Protagonisten, wie der Anstaltspfarrer, wollen im Anschluss mit den Gästen ins Gespräch kommen. Am Donnerstagabend war der Film im Cinestar in Iserlohn zu sehen, am Freitag (1.4., 19 Uhr) im Programmkino sweet sixteeen im Depot in Dortmund und am Sonntag (3.4., 18 Uhr) im Metropolis Kino in Bochum.

Beim Cologne Filmfestival im Oktober 2021 erhielt der Film übrigens den Filmpreis NRW. Die Jury erklärte in ihrer Begründung für die Ehrung: „Ein Film über die Traumata der Vergangenheit, zweite Chancen und ein Justizsystem, das trotz aller Sorgfalt mit seinem Ziel der Resozialisierung an Grenzen stößt. Die Filmemacher führen ihren Protagonisten nicht vor, sondern nehmen ihn in seiner Widersprüchlichkeit ernst.“

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