Ex-Netto an der Bahnhofstraße verfällt Nachbarn wollen Schandfleck verschwinden lassen

Ex-Netto-Markt: Nachbarn wollen Schandfleck verschwinden lassen
Lesezeit

Die Bahnhofstraße in Schwerte wurde mit viel Aufwand saniert. Dafür bat man auch die Anlieger zur Kasse. Zudem gründeten Immobilienbesitzer und Gewerbetreibende eine Interessen- und Standort-Gemeinschaft (ISG), um gemeinsam die Attraktivität der Straße zu fördern. Da ist es umso ärgerlicher, dass es ausgerechnet dort einen Schandfleck gibt, der wohl auch vorerst nicht beseitigt wird: der ehemalige Netto-Markt.

Doch die Anlieger haben einen Plan, wie sie zumindest vorerst Abhilfe schaffen können. „Natürlich ist man nicht so begeistert, wenn da nichts passiert“, sagt Bernhard Druffel von der ISG Bahnhofstraße. Deshalb habe man gemeinsam mit den Kollegen von der neu gegründeten ISG Innenstadt beschlossen, zumindest die untere Fassade, die mit Graffiti beschmiert ist und auch schon arg ramponiert wirkt, hinter einer Abdeckung verschwinden zu lassen.

Netto in Schwerte
So sieht es derzeit im Inneren des Nettomarktes aus. Der Discounter war 2017 ausgezogen. © Heiko Mühlbauer

Besitzer in U-Haft

Doch ganz einfach ist das Vorhaben nicht. Denn der Besitzer des Gebäudes befindet sich zurzeit in U-Haft. Ob der zustimmen würde, wenn man etwas an der Fassade befestigt, ist zweifelhaft. Die ISG will daher auch gar nicht den Kontakt suchen. Man plant vielmehr, die Abdeckung an den beiden Nachbargebäuden zu befestigen. Mit den Besitzern dieser Immobilien hat man auch schon Kontakt aufgenommen. Lediglich wie man den Eingangsbereich zum Haus Bahnhofstraße 15/17 zugänglich hält, muss noch geklärt werden.

Generell sei das Thema Netto natürlich ärgerlich, so Druffel. Aber letztlich sei das wie mit Alt Schwerte in der Innenstadt. Als Nachbar müsse man das dann auch aushalten. Allerdings hofft Bernhard Druffel, dass der ehemalige Netto bald verkauft oder versteigert wird. Denn schließlich lagen für das Gebäude bereits eine Abrissgenehmigung und eine Baugenehmigung vor.

Das Haus an der Bahnhofstraße gehört einem Ehepaar, das in Bönen und Lünen kleine Pflegeheime betrieben hatte. Gegen die beiden liegt eine Anklage vor: Sie sollen Krankenkassen um rund 8 Millionen Euro geprellt haben. Der Ehemann befindet sich in U-Haft, nachdem er offensichtlich ins Ausland fliegen wollte.

Einst seriöser Geschäftsmann

Der ehemalige Architekt des Mannes berichtet, dass er zuvor schon etliche Bauprojekte mit dem Pflegeunternehmer durchgezogen habe. „Am Anfang war das ein ganz seriöser Geschäftsmann.“ Doch dann sei er irgendwie abgedreht, schaffte sich teure Luxuslimousinen an und kaufte angeblich Immobilien in Istanbul. Auch Bernhard Druffel hatte das bemerkt. Während er am Anfang noch freundlich über die Abrisspläne sprach, sei er später plötzlich im dicken Auto vorgefahren und habe unnahbar gewirkt.

Eigentlich wollte der Mann das Haus an der Bahnhofstraße, das er 2015 gekauft hatte, abreißen lassen und hier ein neues Gebäude bauen. In dem sollte auch eine Pflege-WG untergebracht werden. Auf den Plänen beharrte er auch noch, als die Staatsanwaltschaft bereits im Sommer 2021 die Geschäftsräume in Bönen durchsuchte.

Weihnachtsfrühschoppen gesichert: Neuer Standort in Schwerte für ein Bier am Heiligmorgen

Ehemaliger Netto an der Bahnhofstraße in Schwerte verfällt: Besitzer seit Sommer in U-Haft

Vier Häuser in der Schwerter Innenstadt zu verkaufen: Fachwerk mit und ohne Denkmalschutz