"Es tut weh": Nach Schließung des Opel-Werks
Westhofer Opelaner
Auch nach zehn Jahren im Ruhestand meidet Franz Buschek den Weg nach Bochum-Langendreer zum zerstörten Opelwerk: „Das guck ich mir nicht an, das tut noch immer zu weh.“ Mit uns blickt er zurück auf die alten Zeiten, als die Arbeit sein Lebenssinn war und man bei Opel gutes Geld verdiente.

Der ehemalige Opelaner Franz Buschek meidet bis heute den Weg nach Bochum-Langendreer. „Das guck ich mir nicht an, das tut immer noch zu weh“, sagt er.
Angefangen hat für Franz Buschek alles mit einer Ausbildung beim "Krauter", so bezeichnen die Menschen der Region ein Familienunternehmen, in dem die Wege kurz und die Verwandtschaftsgrade eng sind.
Als Elektriker ins Stadion
Er wurde Elektriker und schraubte die Lautsprecher an die Masten des Stadions Rote Erde. Sie hängen bis heute. „Früher wurdest du ja nicht lange gefragt, da sagte einer: Du wirst jetzt Elektriker!, meldete dich an und fertig. Aber ich habe viele schöne Sachen dort im kleinen Betrieb erlebt, auch wenn manche lästern.“
Buscheck durfte in der Stadionkabine sitzen und sich um die Elektrik kümmern und konnte 1966 beim Aufstieg der Borussen Ludwig Erhard das Mikro reichen. Aber als er nach dem Bundeswehrdienst dann 1971 die Chance bekam, ins Opelwerk zu wechseln, da zögerte Buschek trotzdem nicht.
Überstunden, aber gutes Geld
Das größte Autowerk Europas, tolle Sozialleistungen, wenn auch Wechselschicht, so doch die Sicherheit eines großen Unternehmens, die routinierte Abwicklung und der gute Zusammenhalt im Betrieb. Seit Anfang der 70er-Jahre sorgte der Betriebselektriker im Opelwerk als Betriebselektroniker für reibungslose Technik.
Mit seinem ersten, noch gebrauchten Kadett fuhr er ins Werk zur Schicht. Überschichten und Wochenendarbeit gab es reichlich, aber dafür auch gutes Geld. „Solche Leistungen, wie wir sie hatten, waren schon klasse – auch wenn die anderen Automarken wohl sogar noch mehr zahlten.“
Alle unter Druck
Als sich die wirtschaftliche Lage auf dem Automobilmarkt zuspitzte und das Unternehmen unter Druck geriet, übertrug sich die Anspannung auf die Mitarbeiter. „Die ganze Atmosphäre hat sich gewandelt, die Sicherheit war weg, und wir standen alle ganz anders unter Druck. Das wurde immer schlimmer. Als ich 2003 dann die Chance hatte zu gehen, habe ich mir alles lange durchgerechnet.“
Die Abwicklung durch den Betrieb sei sehr reibungslos abgelaufen, und Buschek erfreut sich zum Beispiel bis heute an dem Werksleasingvertrag, der ihm alle neun Monate ein neues Auto zuspricht. Aber die Eingewöhnung in das Rentnerdasein war für ihn nicht gerade leicht. „Ich habe etwa anderthalb Jahre gebraucht, um mich an diesen Zustand zu gewöhnen. Obwohl ich viele Hobbys hatte, wir nun reisen konnten und im Grunde alles gut war.“
Arbeit als Lebenssinn
Arbeit war für ihn nicht nur eine Komponente zum Auffüllen der Familienkasse. Arbeit gab ihm einen Lebenssinn und sorgte für einen ausgeglichenen und nutzvollen Tagesablauf.
Noch immer reist Buschek gerne, geht regelmäßig einmal im Jahr zum Treffen mit den alten Kollegen: „Das ist immer super, wir sind sofort wieder da und zusammen. Da braucht es kein Warmreden. Aber auch wir werden immer weniger und sind von 50 auf etwa 35 Kollegen geschrumpft. Der Zusammenhalt war und ist einfach einmalig."
Das zerstörte Werk tut weh
Wenn er heute auf die Arbeitswelt schaut, weiß er nicht, was er raten soll: „Da kann man ja fast gar nichts sagen. Die Welt hat sich komplett verändert. Die jungen Menschen können ja kaum noch planen.“
Den Blick auf das zerstörte Werksgelände in Langendreer wagt er bis heute nicht und schaut lieber nach vorne: Der nächste Opel ist schon in der Werksbestellung. Nur einem Opelmodell trauert er wirklich und mit Herzblut hinterher: „Also mein alter Vectra, den bin ich zehn Jahre lang gefahren, der war unschlagbar, aber so ändern sich eben die Zeiten.“ Heute muss es der flexible und wendige Meriva sein – und in neun Monaten kommt wieder ein anderer.
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