Quasi seit Menschengedenken zum ersten Mal nisten wieder Störche im Ruhrtal. Auf ihrem Horst haben sie schon mit dem Brutgeschäft begonnen.

© Ulrich Brinker

Das hat noch keiner erlebt: Erste Störche nisten wieder an der Ruhr

rnNatur in Schwerte

Ein Storchennest in Schwerte? Das haben selbst Urgesteine wie Ulrich Brinker (74) nie gesehen. Umso spektakulärer war seine Entdeckung an der Ruhr. Die Naturschützer hielten sie lange geheim.

Westhofen

, 30.04.2021, 12:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ulrich Brinker ist 74 Jahre alt. Immer wieder zog es ihn mit der Kamera hinaus in die Natur rund um Westhofen. Aber so ein Aha-Erlebnis wie dieses hatte er bei seinen Streifzügen noch nie.

Auf der lange Stange mit dem Wagenrad, die Vogelfreunde vor Jahren hinter der Röllingswiese in Westhofen aufgestellt hatten, klapperten Störche. Nicht nur wie sonst für eine Rast während der Durchreise aus dem afrikanischen Winterquartier, sondern als Nestbauer.

Sie nisten hinter der Wasserfläche auf der Röllingswiese

„Das ist zum ersten Mal im Ruhrtal“, sagt Ulrich Brinker. Dass in Schwerte jemals zuletzt Störche genistet haben, daran kann er sich nicht erinnern. Nur durchziehende hatte er öfters mal beim Futtersammeln in den Ruhrwiesen fotografiert.

Einmal sogar so nah, dass man den Code des Rings ablesen konnte, den eine Storchenstation dem Tier um das Bein gelegt hatte. Jetzt aber blieben die Vögel in sicherer Entfernung, durch eine Wasserfläche getrennt von der Beobachtungs-Plattform, die am Rande der Röllingswiese angelegt worden ist.

Noch leer ist eine weitere Nisthilfe, die der Naturschutzbund Hagen im Naturschutzgebiet zwischen Ruhr und Ruhrtalstraße in Garenfeld aufgestellt hat.

Noch leer ist eine weitere Nisthilfe, die der Naturschutzbund Hagen im Naturschutzgebiet zwischen Ruhr und Ruhrtalstraße in Garenfeld aufgestellt hat. © Reinhard Schmitz (A)

Ursula Ackermann von der Arbeitsgemeinschaft für Ornithologie und Naturschutz (Agon) hatte den brütenden Storch schon viel früher entdeckt, aber die Nachricht bewusst für sich behalten. „Wir hatten Angst, dass er gestört wird und haben es deswegen nicht so populär gemacht“, sagt sie.

Am 30. März hätten „nette Leute aus Westhofen“ die Beobachtung gemeldet. Die Vögel legten Zweige auf das Nest, putzten sich und feierten Hochzeit. Was weiter bei dem nistenden Paar passiert, erfährt Ursula Ackermann jetzt fast jeden Tag telefonisch oder per E-Mail. Eines der beiden Tiere sei sogar beringt, man habe nur noch nicht ablesen können, wo dies geschehen sei.

Die Störche haben schon mit dem Brutgeschäft begonnen

„Wir freuen uns, das ist das erste Mal“, sagt auch Ursula Ackermann zu dem Storchennest. An der Lippe würden die Vögel ja schon länger nisten, auch in Fröndenberg an der Kiebitzwiese: „Aber hier hat noch keiner gebrütet.“

Doch seitdem durch die Renaturierung früherer Wasserwerksflächen in Westhofen die Röllingswiese entstanden ist, finden die majestätischen Tiere dort ausreichend Futter – von Fröschen bis zu Mäusen. Um auch Anreiz zum Bau eines Horstes zu bieten, hatten Helfer der Agon unter Leitung des zu früh gestorbenen Wolfgang Pitzer 2016 dort die Stange mit dem Rad aufgestellt.

Hoch oben auf dem Dach des Wuckenhofs soll ebenfalls eine Nisthilfe Störche zum Brüten anlocken. Sie wurde noch auf Initiative der damaligen Kulturbetriebs-Leiterin Dr. Christine Mast installiert.

Hoch oben auf dem Dach des Wuckenhofs soll ebenfalls eine Nisthilfe Störche zum Brüten anlocken. Sie wurde noch auf Initiative der damaligen Kulturbetriebs-Leiterin Dr. Christine Mast installiert. © Reinhard Schmitz (A)

„Vor dem Niederlassen schauen sich die Störche die Umgebung an“, erklärt Ursula Ackermann. Als sie danach an der Röllingswiese die erste Zweige auf das vorbereitete Nest legten, habe man sich immer noch die bange Frage gestellt, ob sie auch bleiben: „Jetzt sitzen sie aber richtig fest und brüten.“

Wenn andere Paare ihnen folgen möchten, sind in Schwerte noch zwei weitere Horstplätze vorbereitet: am Ruhrufer in Richtung Garenfeld und auf dem Dach des Wuckenhofs in der Altstadt.

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