Wolfgang Pitzer war 34 Jahre lang das freundliche Gesicht des DB-Reisezentrums im Bahnhof Schwerte, bis er Ende 2014 in die Ruhephase der Altersteilzeit ging.

© Reinhard Schmitz (A)

„Das freundliche Gesicht vom Bahnhof“ wurde nur 65 Jahre alt

rnWolfgang Pitzer gestorben

Er war Mitgründer der Arbeitsgemeinschaft Ornithologie und Naturschutz Schwerte. Doch viele kennen Wolfgang Pitzer vor allem als das freundliche Gesicht vom Reisezentrum im Bahnhof Schwerte.

Schwerte

, 06.04.2020, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sein Fachwissen als Vogelkundler wird fehlen, mehr noch vielleicht seine so freundliche und bescheidene Art. Die Arbeitsgemeinschaft Ornithologie und Naturschutz (Agon) trauert um ihren Vorsitzenden Wolfgang Pitzer, der - wie jetzt bekannt wurde - nach langer Krankheit am 16. März gestorben ist. Er wurde nur 65 Jahre alt. Vom Ruhestand, für den er sich nach 34 Jahren im Reisezentrum im Bahnhof Schwerte so viel vorgenommen hatte, sollte ihm nicht viel vergönnt sein.

Mutter erhielt ihr im Zug vergessenes Baby zurück

Kompetent und hilfsbereit, so hatten die Bahnkunden den Mann geschätzt, der ihnen nicht nur Zugverbindungen bis Kiew oder Budapest herausgesucht und Tickets verkauft hatte. Als einziger Ansprechpartner vor Ort kümmerte er sich auch um lockere Gehwegplatten oder verlorene Sachen. Meistens Handys und Laptops, aber auch ein Kinderwagen samt Baby, das er von seinen Hagener Kollegen aus dem Zug holen und zu seiner Mutter bringen ließ.

Der Beobachtungsstand an der Röllingswiese in Westhofen war einer der Lieblingsplätze des engagierten Ornithologen Wolfgang Pitzer, der im Alter von nur 65 Jahren gestorben ist.

Der Beobachtungsstand an der Röllingswiese in Westhofen war einer der Lieblingsplätze des engagierten Ornithologen Wolfgang Pitzer, der im Alter von nur 65 Jahren gestorben ist. © Reinhard Schmitz (A)

Wolfgang Pitzer kannte sich aus in seinem Metier. 1972 als Schaffner auf der Strecke Schwerte-Dortmund angefangen, saß er seit 1980 am Fahrkartenschalter. Als er Ende 2014 in die Altersteilzeit trat, wechselte er nur - wie er sagte - „vom bezahlten in einen unbezahlten Job“.

Damit war auch der verstärkte Einsatz für die Agon gemeint, bei deren Gründung er 1979 mit dabei war und sich um Schleiereulen und Steinkäuze kümmern wollte, wie sich Mitgründer Dieter Ackermann erinnert. Trotz knapper Zeit sei er auch sofort bereit gewesen, bei der Kartierung der Greifvögelhorste mitzumachen.

Seine erklärten Schützlinge waren Schleiereulen und Steinkäuze

Die erklärten Schützlinge von Wolfgang Pitzer aber waren die Eulen und Käuze. „Unter seiner Anleitung wurden große Schleiereulenkisten und Steinkauzröhren selbst hergestellt und an Wochenenden in Scheunen und an Obstbäumen montiert“, berichtet Dieter Ackermann. Seine nette und offene Art habe dabei die Türen zu vielen Bauernhöfen geöffnet. 1994 wurde er mit dem Umweltschutzpreis der Stadt ausgezeichnet.

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Als Vogelkundler erhielt Wolfgang Pitzer sogar die Erlaubnis, die am stärksten behütete Wasserschutzzone 1 an der Ruhr zu betreten, um Wasservögel zu zählen. „Mit Wolfgang verlieren wir nicht nur einen sehr engagierten Vogelkundler und -schützer mit vielseitigen Naturinteressen“, erklärt Dieter Ackermann: „Viel schwerer wiegt der Verlust eines Mannes, der nie aus der Ruhe zu bringen war, der stets freundlich und hilfsbereit auf alles reagierte, was an ihn herangetragen wurde.“ Zum Gedenken hat die Agon auf ihrer Projektwiese in Villigst eine vier Meter hohe Eberesche gepflanzt.