
„End Polio Now" fordert ein Schriftzug aus mehr als 23.000 Tulpen unterhalb des Hubschrauber-Denkmals an der Autobahnböschung am Kamener Kreuz. © Dr. Richard Saure
23.000 Tulpen am Kamener Kreuz: Hinter der Aktion stecken auch Schwerter
Kamener Kreuz
Schockplakate, die zu vernünftigem Fahren mahnen, kennt man von Autobahnrändern. Jetzt ist am Kamener Kreuz ein Schriftzug aus Tulpen aufgetaucht. Hinter der Aktion stecken auch Schwerter.
Im Vorbeifahren fällt der Blick unwillkürlich auf den Schriftzug aus mehr als 23.000 Tulpen. „End Polio Now“ (engl.: „Beendet Kinderlähmung jetzt“) fordert er auf der Böschung im Kamener Kreuz an der Autobahn A1.
Wer genau hinschaut, entdeckt daneben ein ebenfalls aus Pflanzen gebildetes Speichenrad. Es ist das Symbol des Rotary Clubs. Beides zusammen steht für eine Gesundheits-Kampagne, an der sich die Schwerter Rotarier finanziell beteiligt haben.
Auch bei uns leiden noch Menschen an Folgen der Polioerkrankung
„Eine Welt ohne Kinderlähmung? Das wünschen wir uns alle“, erklärt Club-Sprecher Dr. Richard Saure: „Menschen, die bis heute unter den Folgen einer durchgemachten Polioerkrankung leiden, gibt es auch bei uns, vor allem in der Generation der über 60-Jährigen. Die etwas Jüngeren erinnern sich noch an die Schluckimpfung, die dann in den 1960er-Jahren bei uns eingeführt wurde und die der Krankheit bei uns den Garaus machte.“
Heute – so der Sprecher weiter – sei Poliomyelitis aus Europa verschwunden. In einigen armen Ländern gebt es die Seuche aber immer noch. Dort benötige man Geld für Impfkampagnen: „In Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation und privaten Partnern arbeitet Rotary seit über 30 Jahren daran, die Mittel bereit zu stellen, um Polio gänzlich auszurotten.“
Zahlen verdeutlichen den Erfolg. Habe es 1985 jährlich noch 350.000 Neuinfektionen in 125 Ländern gegeben, so seien es 2020 nur noch 140 neue Fälle in lediglich zwei Ländern der Erde gewesen.
Die Seuche soll auf der ganzen Welt ausgerottet werden
„2023 soll auch dort die Infektionskette unterbrochen sein“, haben sich Dr. Richard Saure und die Rotarier zum Ziel gesetzt: „Polio wäre dann nach den Pocken die zweite Krankheit, die auf der Erde ausgemerzt wurde.“ Mit der Aktion am Kamener Kreuz, direkt neben dem bekannten Hubschrauber-Denkmal, wollen die Rotarier an ihr Anliegen erinnern. Schließlich gibt es noch andere Krankheiten als Corona.
Der Kampf gegen die Kinderlähmung ist das wichtigste zentrale Projekt, das von den Rotary Clubs in aller Welt unterstützt wird. Die 1905 von vier Freunden in Chicago gegründete Organisation versteht sich als sogenannter Serviceclub, der sich zur Pflege der Freundschaft trifft und dabei auch gemeinnützige Ziele verfolgt.
Das geschieht nicht nur Spenden allein. Die Schwerter Rotarier veranstalten beispielsweise unter anderem regelmäßig persönliche Berufsberatungen für Abiturienten und vergeben den Jugendpreis Gemeinsinn. In aller Öffentlichkeit putzten sie auch im vergangenen Jahr die „Stolpersteine“, die auf den Straßen der Stadt an Opfer des Naziregimes erinnern.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
