Ulrike Hitzegrad, Inhaberin der Boutique "Contrast", sieht einen Rückgang des traditionellen Einkaufens.

© Johannes Staab

„Der Letzte hat gelernt, im Netz zu kaufen“ – doch der Einzelhandel in Schwerte ist längst nicht tot

rnShopping in Schwerte

Lieber online oder doch im Laden einkaufen? Der Einzelhandel kämpft unermüdlich gegen die Angebote im Internet. Seit Corona noch etwas mehr. In Schwerte gibt es dazu gemischte Ansichten.

Schwerte

, 21.01.2022, 05:00 Uhr

„Hier in Schwerte ist doch eh nix“, ruft ein Passant, als er mitbekommt, dass wir in der Fußgängerzone mit Menschen aus Schwerte über ihre Vorlieben in Sachen Einkaufen sprechen. Mit „nix“ meint er Läden, in denen man einkaufen kann. Ganz so schlimm ist die Situation jedoch nicht.

Einkaufserlebnis ist vielen immer noch wichtig

Da ist zum Beispiel die Boutique „Contrast“, die von Inhaberin Ulrike Hitzegrad geleitet wird. Sie sieht insgesamt schon einen Rückgang des traditionellen Einkaufens: „Das Einkaufen im Laden hat sich schon deutlich reduziert, aber noch nicht mal Corona-bedingt. Das fing schon früher an durch das Internet.“

Diejenigen, die zu ihr in den Laden kommen, würden noch großen Wert auf das Einkaufserlebnis legen. „Durch Corona und durch die fünfmonatige Pause hat aber auch der letzte gelernt, im Internet einzukaufen“, bedauert Hitzegrad. Das Alter ihrer Kunden sei jedoch weiterhin bunt gemischt. Dabei gebe es keine Tendenz zu älteren Kundinnen und Kunden.

Bücher sind heiß begehrt

Im Internet einkaufen, das machen auch die Kundinnen und Kunden der Buchhandlung „Bücher Bachmann“, wie Mitarbeiterin Petra Kreuzburg erklärt: „Oft bestellen die Menschen bei uns etwas online und kommen dann hierhin, um es abzuholen. Man merkt aber, dass die Leute nicht so lange im Laden verweilen möchten.“

Petra Kreuzburg, Buchhändlerin bei "Bücher Bachmann", freut sich, dass viele Menschen das Lesen wiederentdeckt haben.

Petra Kreuzburg, Buchhändlerin bei „Bücher Bachmann“, freut sich, dass viele Menschen das Lesen wiederentdeckt haben. © Johannes Staab

Die Corona-Pandemie habe das Geschäft teilweise sogar ein wenig angekurbelt, dadurch dass die Menschen viel zu Hause seien und dementsprechend mehr Zeit zum Lesen haben. „Viele haben das Lesen wieder neu entdeckt“, sagt Kreuzburg und fügt erleichtert hinzu: „Grundsätzlich haben wir auch in der Corona-Zeit das Glück, dass die Leute nach wie vor das Buch haben und auch lesen möchten. Und: von uns beraten werden möchten.“

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Annette Neuert, Inhaberin von „Nette’s Lädchen“ in der Schwerter Fußgängerzone, habe keinen Rückgang der Kundschaft zu beklagen, auch nicht seit Corona: „Es hat sich eigentlich nichts verändert. Es sind eher ein paar mehr Kunden geworden. Hier gibt es viele Produkte, die es online so nicht gibt, deswegen hatte ich gerade vor Weihnachten sehr viel zu tun.“

Studie belegt: Einkaufen im Laden weiterhin beliebt

Laut einer Studie der Gutscheinplattform Savoo, bei der 1.000 Deutsche zur aktuellen Lage des Einzelhandels und zu ihrem Einkaufsverhalten befragt wurden, geben rund 59 Prozent an, dass sie nach wie vor hauptsächlich im Einzelhandel einkaufen.

Nur rund 14 Prozent der Deutschen tätigen laut der Studie den Großteil ihres Einkaufs online. Besonders tolle Angebote und die Möglichkeit, das Produkt in echt zu sehen und anfassen zu können, seien wichtige Faktoren für die Befragten, ihren Einkauf im Laden zu tätigen.

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Vor allem letzteres sehen auch viele Schwerterinnen und Schwerter so. Isa Wehner zum Beispiel, die gerade mit einer Kaffeemaschine aus einem Geschäft in der Schwerter Fußgängerzone kommt: „Elektroartikel würde ich immer nur vor Ort kaufen. Das möchte ich sehen, das möchte ich anfassen. Bei Kleidung weiß man mittlerweile, wo man auch online mal was bekommt.“

Isa Wehner kauft manchmal online ein. Trotzdem schätzt sie den Kontakt mit anderen Menschen, wenn sie im Laden einkauft.

Isa Wehner kauft manchmal online ein. Trotzdem schätzt sie den Kontakt mit anderen Menschen, wenn sie im Laden einkauft. © Johannes Staab

Anders sieht es Gerda Meering, die besonders ihre Klamotten gerne im Laden kaufe. Der Grund sei jedoch derselbe: die Ware anzufassen und sie anzuprobieren. Online kaufe sie eher weniger ein, sagt sie: „Wenn, dann habe ich schon mal Bücher, Lampen oder auch Handtücher bestellt. Aber das mit den Handtüchern war ein Reinfall.“

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Werner Schröder ist ganz klassisch unterwegs und kauft fast gar nicht im Internet ein, wie er erklärt: „Ich bin ein Mensch, der gerne in den Laden geht. Wenn ich hier in der Stadt ein Produkt nicht bekomme, dann bestelle ich das auch mal mit meinem Schwager zusammen im Internet.“

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Auch in Schwerte bleibt man dem Einzelhandel also größtenteils treu, auch wenn das Online-Geschäft immer weiter wächst. Einen netten Nebeneffekt hat das Einkaufen im Laden ja auch noch: „Es ist wie eine kleine Auszeit, man ist mit anderen Menschen in Kontakt“, sagt Wehner und betont abschließend: „Ich finde, man muss den Einzelhandel unterstützen.“