Heike Nickolay, Inhaberin der St. Viktor Apotheke an der Brückstraße, erkannte die Fälschung in dem gelben Impfpass auf den ersten Blick.

© Reinhard Schmitz

Impfpass-Betrug: Apothekerin Heike Nickolay glaubt an versteckte Kamera

rnCorona in Schwerte

Bei Apothekerin Heike Nickolay war die Schummel-Kundin an der falschen Adresse. Mit einem gefälschten Impfpass wollte sie sich das Corona-Zertifikat erschleichen. Wie das Vorhaben aufflog.

Schwerte

, 18.01.2022, 17:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sollte da womöglich irgendwo um die Ecke heimlich ein Fernsehteam lauern? Dieser Gedanke schoss Heike Nickolay durch den Kopf, nachdem eine Frau ihr in ihrer St. Viktor Apotheke erstmals einen gefälschten Impfpass unterjubeln wollte.

„Man hätte fast meinen können, es wäre die Versteckte Kamera“, berichtet sie. So offensichtlich sei die plumpe Fälschung gewesen, wie an mehreren Gründen zu erkennen war. Auf Details wolle sie nicht näher eingehen, um Kriminellen keine Tipps zu geben, wie sie ihre Machwerke verbessern könnten.

Für die Ausstellung war auch der Personalausweis nötig

Es war am Montag kurz nach der Mittagspause, als die Kundin die Apotheke an der Brückstraße betrat. Sie legte einen gefälschten gelben Impfpass vor, um sich das Zertifikat über die Corona-Schutzimpfung mit dem QR-Code ausstellen zu lassen.

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Zum Eintippen der erforderlichen Daten in den Computer musste sie außerdem ihren Personalausweis auf die Theke legen. Wie meistens in solchen Fällen, bat Heike Nickolay die Frau anschließend, noch einmal vor die Tür zu gehen und während der Bearbeitung draußen zu warten. Denn in ihrem kleinen Verkaufsraum dürfen sich aus Pandemieschutzgründen derzeit immer nur zwei Besucher gleichzeitig aufhalten.


In der St. Viktor Apotheke an der Brückstraße in Schwerte fiel der Schwindel mit dem gefälschten Corona-Impfpass auf.

In der St. Viktor Apotheke an der Brückstraße in Schwerte fiel der Schwindel mit dem gefälschten Corona-Impfpass auf. © Reinhard Schmitz



Weil sie für die Zertifikate verantwortlich ist, kümmerte sich Heike Nickolay wie immer persönlich um die Aufgabe. Schon auf den ersten Blick war ihr klar, dass der Impfpass nicht echt war. Die Fälschung war so schlecht gemacht: „Das hätte jeder gesehen.“

Um Zeit für eine Meldung bei der Polizei zu gewinnen, sagte die erfahrene Apothekerin der Frau: „Ich muss da noch etwas abklären. Kommen Sie morgen wieder.“ Das habe die Kundin auch so hingenommen. Ob sie sich ertappt fühlte? „Unter der Maske sieht man nicht, wenn man ein rotes Gesicht kriegt“, berichtet Heike Nickolay, die umgehend die Polizeiwache verständigte.

Personalausweis führte die Polizei zu einer 30-Jährigen

Die Arbeit wurde den Ermittlern leicht gemacht. Denn die Schummel-Kundin hatte ihren Personalausweis in der Apotheke zurückgelassen, obwohl die Inhaberin ihr die Rückgabe anbot.

„Lassen Sie den ruhig mal da“, habe die Frau darauf nur geantwortet. Das Ergebnis: Kurz darauf bekam sie zu Hause Besuch von der Polizei. Deren Angaben zufolge handelte es sich bei der Beschuldigten um eine 30-jährige Schwerterin.

Die Apotheken müssen immer noch viele Zertifikate ausstellen

Obwohl Impfzertifikate mittlerweile oft direkt nach der Spritze von den Ärzten ausgestellt werden, kommen immer noch viele Kunden mit diesem Anliegen in die Apotheken. Denn manche Praxen und viele private Impfzentren – so weiß Heike Nickolay – erledigen diese Aufgabe nicht.

Bei mobilen Stationen hapere es außerdem oft an der erforderlichen Internet-Verbindung. Nachträglich kommen darüber hinaus oft noch Menschen, die sich schon bei den ersten Impfungen im Januar/Februar 2021 immunisieren ließen, aber damals ein Zertifikat darüber nicht für nötig hielten.