Das Jahr 2021 bot dem Amtsgericht Schwerte eine Handvoll kurioser Prozesse. © Grafik Sauerland

Jahresrückblick 2021

Das waren die fünf kuriosesten Gerichtsfälle 2021 in Schwerte

Die meisten Gerichtsprozesse sind nur trocken, manche dafür sehr skurril. Das sind die Top 5 aus 2021: 18 Monate Haft wegen 4,10 Euro und der grausame Scherz eines Altenpflegers.

Schwerte

, 31.12.2021 / Lesedauer: 4 min

Platz 5: 18 Monate Haft wegen 4,10 Euro

Im April musste sich ein 63-jähriger Schwerter wegen Schwarzfahrens auf der Strecke von Ergste nach Iserlohn vor Gericht verantworten. Eigentlich ging es nur um 4,10 Euro, für die ein Ersttäter normalerweise nicht zum Prozess geladen wird. Der Mann aus Schwerte war seit 2017 allerdings schon achtmal beim Schwarzfahren erwischt worden und hatte noch drei Bewährungen offen.

So verurteilte ihn das Amtsgericht schließlich zu drei Monaten Haft wegen Erschleichung von Leistungen sowie 15 weiteren Monaten wegen des Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen. Eine vierte Bewährung sei nach Ansicht der Richterin nicht mehr möglich gewesen. Drei Jahre vor seinem Renteneintritt hatte der Schwerter seinen Job verloren, in dem er 47 Jahre gearbeitet hatte.

Warum er schwarz gefahren war, konnte der 62-Jährige vor Gericht nicht erklären.

Platz 4: Führerscheinsperre – weil er das Auto umgeparkt hatte

Im Juli musste sich ein 44-jähriger Schwerter vor dem Amtsgericht wegen einer Trunkenheitsfahrt aus dem Januar verantworten. Der Mann wohnte mit seiner Frau und mehreren Kindern an einer Baustelle in Schwerte. Nach mehreren alkoholischen Getränken, die sich der Angeklagte mit seinem Bruder gegönnt hatte, geriet der 44-jährige in einen Streit mit seiner Frau, weil er das Familienauto ungünstig an der Baustelle geparkt hatte.

Als er um 3.45 Uhr noch einmal wach wurde, beschloss er, den Wagen umzuparken. Was er nicht ahnte: Eine Polizeistreife beobachtete seine nächtliche Fahrt über die Baustelle. Zunächst hielt die Polizei den Familienvater wegen Verdachts auf Diebstahl an. Nachdem der Fahrer torkelnd aus dem Auto stieg, ergriff er die Flucht, kam aber nicht weit. Das Gericht entschied schließlich auf 300 Euro Geldstrafe und drei Monate Führerscheinsperre.

Skizzen der Begebenheiten zeigten beim Prozess vor dem Amtsgericht, dass der Angeklagte zehn Meter im öffentlichen Verkehrsraum gefahren war.

Platz 3: Grausamer Scherz eines Altenpflegers

Platz 3 ist weder kurios noch witzig, war aber einer der Aufreger des Jahres in Schwerte.

Drei Sekunden lang dauerte ein grausamer Scherz eines 23-jährigen Schwerter Altenpflegers, für den er sich im September vor Gericht verantworten musste. Als er im März mit einem Kollegen gemeinsam das Bett einer Pflegeheimbewohnerin beziehen wollte, stülpte der 23-Jährige das Laken über die wehrlose Frau und machte ein Foto. Darunter schrieb er „she’s dead“ und sendete das Bild an zwei weitere Kollegen.

Der Mann musste sich schließlich im Amtsgericht wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs verantworten und verwies auf private und psychische Probleme. Um sicherzugehen, dass der Schwerter zumindest für eine gewisse Zeit keine Gefahr für pflegebedürftige Menschen darstellt, erlegte ihm das Gericht ein Berufsverbot im Pflegebereich für eine Dauer von fünf Jahren und eine Strafe von 950 Euro auf.

Der sprachlosen Richterin antwortete der Angeklagte auf die Frage, warum er in den Pflegebereich gegangen sei: „Ich habe gedacht, ich passe da gut herein.“

Platz 2: Wenn die Oma aus der Patsche helfen muss

Im April lauft ein Mann über Ebay-Kleinanzeigen für 80 Euro einen Stoßdämpfer eines 23-jährigen Schwerters. Als die Ware nach längerer Zeit nicht eintrifft, kontaktiert der Käufer die Polizei. Im September dann fand sich der junge Schwerte wegen Betrugs auf der Anklagebank des Amtsgerichts wieder.

Die Vorladung sei für ihn unverständlich, da der Käufer seine Ware schon erhalten habe. Das stellte sich zwar als wahr heraus, allerdings bekam der Mann die Ware erst einen Monat nach Kaufabwicklung. Der Angeklagte erklärte, der Stoßdämpfer sei zu groß und dadurch schwierig zu verschicken gewesen, sodass seine Oma sich um Verpackung und Versand gekümmert hatte. Da die Ware trotz Verspätung schließlich beim Käufer ankam, stellte das Gericht den Prozess ein.

„Sie verkaufen Sachen, dann schaffen Sie es nicht, dann muss die Oma alles machen und Sie bekommen das Geld?“ Die Richterin traute ihren Ohren nicht.

Platz 1: Und am Ende will’s keiner gewesen sein

Förmlich aus dem Nichts schlug ein Schwerter (32) im September auf der Hagener Straße plötzlich auf einen Fremden ein und legte mit einem Schwall übler Beleidigungen nach. Es kam zu einer Rangelei, der Betroffene bat Zeugen, die Polizei zu rufen und hielt den Angeklagten bis zum Eintreffen der Beamten fest.

Vor Gericht stritt der 32-jährige alles ab und murmelte dabei kaum verständlich etwas vor sich hin, wobei das Wort Skandal immer wieder vorkam. Allerdings gab er auch zu, nach dem Vorfall zwei Wochen in einer Klinik verbracht zu haben. Die Richterin war nach den Aussagen des Opfers von der Schuld des Angeklagten überzeugt und entschied angesichts etlicher Vorstrafen und einer laufenden Bewährung auf fünf Monate Haft ohne Bewährung.

Der Angeklagte nickte den Antrag zwar erst ab, erklärte wenige Minuten später aber, dass alles gelogen sei. Genützt hat ihm das am Ende nicht mehr.

Jetzt lesen

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen