
© Johannes Staab
Bernd Kleinehakenkamp (56): „Unternehmungen gibt es bei mir nicht mehr“
„Mensch, wie glücklich bist du?“
Seit Beginn der Corona-Pandemie vor zwei Jahren besteht der Alltag von Bernd Kleinehakenkamp aus Arbeit, Zuhause und Garten. In die Innenstadt geht er nur, wenn es sein muss. Wie sehr belastet das?
Was haben zwei Jahre Corona mit uns gemacht? Wie geht es uns damit? Empfinden wir noch Glück? Wie hat sich unser Leben verändert? An unserer Umfrage „Mensch, wie glücklich bist du?“ haben auch Schwerter Leserinnen und Leser teilgenommen. Und wir haben Menschen getroffen, die uns erzählen, wie sie die letzten zwei Jahre erlebt haben.
„Unternehmungen gibt es bei mir nicht mehr. Wenn ich in die Stadt gehe, dann nur mit einem bestimmten Ziel, aber nicht mehr wie früher, als man spontan noch woanders hingegangen ist.“ Der Schwerter Bernd Kleinehakenkamp (56) arbeitet im Altenheim und hat seine Freizeitaktivitäten seit Corona auf ein Minimum reduziert.
„Ich weiß aktuell einfach nicht, wem ich gegenübertrete“
Mit „früher“ meint Kleinehakenkamp die Zeit vor Beginn der Corona-Pandemie vor rund zwei Jahren. „Ich weiß aktuell einfach nicht, wem ich gegenübertrete. Ist derjenige geimpft oder nicht geimpft? Ich habe keine Angst, aber wenn ich Maßnahmen ergreifen kann, dann tue ich das für mich“, erklärt der 56-Jährige seinen Umgang mit der Pandemie.
Die vergangenen zwei Jahre sei er weder in den Urlaub noch irgendwo anders hingefahren. „Ich habe meinen Garten, da habe ich meine Ruhe“, erklärt Kleinehakenkamp. Viele Dinge, die er vorher in der City erledigt habe, besorge er nun online. Auch einen Online-Banking-Zugang habe er sich extra zu Beginn der Pandemie eingerichtet.

Von größeren Menschenmassen hält sich Bernd Kleinehakenkamp fern. © Johannes Staab
Und dennoch: Um manch eine Erledigung kommt selbst Kleinehakenkamp nicht herum. Dazu gehört das Einkaufen im Supermarkt, was ihm nach eigener Aussage jedoch keine große Freude bereite. Warum? „Dort ist es mir persönlich oft schon zu voll. Außerdem sind die Leute teilweise rücksichtslos und eher ich-orientiert“, erklärt der 56-Jährige, der selbst zur Risikogruppe zählt.
Eine Entwicklung, die er über die gesamte Pandemie hinweg beobachtet habe: „Im Laufe der Pandemie sind die Menschen zunehmend aggressiv geworden.“
Kein Verständnis für Malle-Urlauber
Deshalb ziehe er es in der Freizeit vor, sich so gut es geht zu schützen und Menschenansammlungen zu meiden, um sich nicht zu infizieren. Eine Impfung sei daher für ihn eine Selbstverständlichkeit. Zur Querdenken-Bewegung merkt er an: „Ich finde diese Leute teilweise gefährlich, weil sie dem Rechten wieder Platz geben.“
Auf Nachfrage, ob es ihn belaste, fast nur zuhause zu sein und nichts zu unternehmen, antwortet Kleinehakenkamp: „Ich lebe mein Leben weiter und ich denke das ist relativ vernünftig.“ Im vergangenen Jahr habe er nur einmal für wenige Tage eine Down-Phase mit schlechter Laune und gedrückter Stimmung gehabt.
Eine Sache erzürnt den Schwerter indes: „Was mich wundert ist, wenn manche Menschen dann nach Malle fliegen. Das ist verantwortungslos denjenigen gegenüber, die auf der Intensivstation liegen.“ Er werde sich weiterhin so gut es geht schützen und wenn, „dann mal an die Nordsee fahren“.
Kommt gebürtig aus dem beschaulichen Forchheim in Bayern, lebt aber mittlerweile seit über 20 Jahren glücklich im „Pott“. Nach der Bankausbildung in den Journalismus gewechselt und an der Ruhr-Uni Germanistik und Medienwissenschaft studiert. Hat eine besondere Leidenschaft für den Fußball, sei es auf dem realen oder auf dem virtuellen Rasen.