
© Reinhard Schmitz
„Das ist ja schon krank!“ Was Schwerter Metzger zum Fall Mecke sagen
Tierquälerei
Die Tierquälereien, die Tierschützer in der Firma Mecke im Kreis Unna aufgedeckt haben, machen auch Fleischermeister in der Ruhrstadt wütend. Sie befürchten: „Es gibt noch mehr schwarze Schafe.“
Es ist rund drei Wochen her, seit die Soko Tierschutz grausame Tierquälereien in einer Werner Viehsammelstelle von Marko Mecke aufgedeckt hat. Mitarbeiter hatten geschwächte und abgemagerte Tiere getreten, geschlagen und auf vielfache Weise gequält – unter anderem mit Mistgabeln und Elektroschockern.
Außerdem besteht der Verdacht, dass bereits im Stall verendete Tiere in der Schlachterei weiterverarbeitet und später an Kunden verkauft wurden.
Nicht nur in Werne oder Lünen – dort hatte Marko Mecke im Jahr 2018 den Metzgerbetrieb Scharbaum übernommen – sind die Menschen empört. Auch die Schwerter beschäftigt der Skandal. Vor allem diejenigen, die selbst in dem Beruf arbeiten. Die Fleischermeister.
„Man denkt: Das kann ja alles gar nicht wahr sein“, sagt Fleischermeister Markus Sträter auf Anfrage unserer Redaktion. Der Inhaber der Fleischerei Lewe an der Hüsingstraße ist empört. „Was dort bewiesen wurde, ist eine ganz schlimme Sache. Das bringt unseren gesamten Berufsstand in den Verruf. Dass Mecke Berufsverbot bekommen hat, ist vollkommen richtig.“
Bilder machen wütend: „Gut dass es die Soko Tierschutz gibt“
Dem Schwerter Fleischermeister ist wichtig, dass seine Kunden ihm vertrauen können. Er lässt die Tiere, die er verarbeitet, auf dem Schlachthof der Familie Jedowski in Unna schlachten. „Das ist eine große Landmetzgerei, da ist bei jeder Schlachtung ein Veterinär dabei“, sagt Markus Sträter.

Die traditionsreiche Metzgerei Lewe in der Fußgängerzone ist eine der letzten Handwerks-Metzgereien in Schwerte. Geschlachtet werden die Tiere in Unna. © Reinhard Schmitz
Dass in der Metzgerei Mecke zudem möglicherweise Tiere für den menschlichen Verzehr verarbeitet wurden, die eigentlich zu Tierfutter hätten verarbeitet werden müssen, bringt den 55-Jährigen noch mehr auf. „Das geht einfach gar nicht!“
Die Bilder, die er aus der Berichterstattung kennt, machen den Fleischermeister wütend. „Es ist schlimm, dass diese Tiere so gequält wurden. Aber es ist gut, dass es die Soko Tierschutz gibt, und dass sie das Ganze durch das Videomaterial aufgedeckt hat.“
„Für Wilhelm Scharbaum muss das schrecklich sein“
Die Lüner Traditions-Metzgerei Scharbaum, die Mecke übernommen hatte, hat nach Bekanntwerden der Vorfälle ebenfalls geschlossen. Der frühere Chef Wilhelm Scharbaum hatte sich von den Vorfällen entsetzt gezeigt. Der Schwerter Fleischermeister Markus Sträter springt ihm zur Seite: „Herr Scharbaum hat diese Metzgerei jahrzehntelang in Perfektion geführt. Jeder kennt ihn in Lünen. Und jetzt ist sowas passiert.“
Sonja Kleiner von der gleichnamigen Fleischerei an der Praelstraße in Schwerte sagt: „Die Geschehnisse in Werne haben uns schockiert. Wir sind hier alle fassungslos.“ Die Tierquälereien seien erschreckend und katastrophal. Und für Wilhelm Scharbaum müsse das alles „ganz schrecklich sein“.
Auch die Kleiners lassen ihre Tiere, die von ausgewählten Bauern aus der Region stammen, auf dem Schlachthof Jedowski schlachten. Sie legen großen Wert auf gute Haltung und kurze Transportwege. „Wir sind der Meinung, dass die Würde des Tieres bis zum Schluss geachtet werden muss“, sagt die 47-jährige Chefin.
„Ganz dunkle Machenschaften am Werk“
Christian Rafalcik ist Fleischermeister aus Fröndenberg. In Schwerte betreibt er an der Bahnhofstraße die Metzgerei „Hackepeter“. Er sagt: „Bei Mecke müssen ganz dunkle Machenschaften am Werk sein. Ich finde das unerhört.“ Auch er lässt wie Sträter seine Tiere bei Familie Jedowski in Unna schlachten. „Das ist ein sehr guter regionaler Partner, dem wir vertrauen.“
Wenn sich die Vorwürfe, die gegen Mecke in Sachen Fleischverwertung im Raum stehen, bewahrheiten sollten, sagt Rafalcik, „dann müssen die Kunden dort beunruhigt sein“. Natürlich müsse es für Tiere aus der Notschlachtung eine Verwertung geben. „Auch wir stellen aus Lunge, Herz und Pansen vom Rind Produkte her, die tiefgefroren als Hundefutter verwertet werden können. Es ist richtig, alles zu verwerten. Aber das muss man doch sauber trennen!“
„Es gibt sicher noch mehr schwarze Schafe“
Die Bilder der gequälten Tiere beschäftigen den 39-jährigen Fleischermeister wie seine Kolleginnen und Kollegen. „Das ist ja schon krank! Das kann ich nicht verstehen.“ Er ist froh über die Arbeit der Soko Tierschutz. Und befürchtet: „Es gibt sicher noch mehr schwarze Schafe, die gefunden werden müssen. Denn was in Werne passiert ist, ist für unser Handwerk nicht so einfach zu verkraften.“
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
