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Fieser Verdacht: War Fleisch aus Tierverwertung in Mecke-Wurst?
Fleisch-Skandal
Dass Tiere gequält wurden bei Mecke, zeigen Videoaufnahmen der Soko Tierschutz. Jetzt gibt es einen weiteren Verdacht, der den Kundinnen und Kunden der Fleischerei übel aufstoßen wird.
Zwei Männer sind auf den Video der Soko-Tierschutz zu sehen. Die heimlich gemachten Aufnahmen der Tierschutzorganisation zeigen, wie die Männer auf der Viehsammelstelle der Firma Mecke in Werne brutal auf eine Kuh einschlagen: verstörende Bilder. Was die beiden zu erzählen haben, scheint ebenfalls verstörend zu sein.
Neuer Verdacht steht im Raum
Wie die Redaktion erfahren hat, laufen gerade die Vernehmungen mit den Männern, die Marko Mecke unmittelbar nach Veröffentlichung des Video-Materials fristlos entlassen hatte. Inwieweit ihre Einlassungen im Zusammenhang damit stehen, dass der Kreis Unna Marko Mecke die Erlaubnis entzogen hat, seinen Schlachtbetrieb an der Lippestraße fortzuführen, muss Spekulation bleiben. Die Staatsanwaltschaft in Dortmund äußert sich nicht dazu. Fest steht aber, dass Kreissprecher Volker Meier von „zusätzlichem Ermittlungsmaterial“ gesprochen hatte, das zur Verfügung über die Schließung des Betriebs am Freitag geführt hatte.
Wie aus anderer Quelle zu erfahren war, soll es einen Anfangsverdacht geben, dass in dem Schlachtbetrieb an der Lippestraße das Fleisch von Tieren verarbeitet wurde, die eigentlich nur noch für die Tierverwertung gedacht waren: ein Grund mehr für die Schließung. Fleisch von alten, kranken womöglich auch bereits toten Tieren könnte in die Wurst gekommen sein. „Dafür gibt es Anhaltspunkte“, sagt Friedrich Gründer und Sprecher der Soko Tierschutz: eine Vermutung, die auch das ARD-Magazin Fakt am Dienstagabend in ihrem Beitrag geäußert hat.
In einem Fall soll nach Informationen der Redaktion die Ohrmarke eines entsprechenden Tieres im Betrieb Lippestraße identifiziert worden sein. In einem anderen - das zeigen Bilder der Soko Tierschutz - soll ein bereits verendetes Tier zum Schlachthof Lippestraße in Werne gebracht worden sein. Im Raum steht auch immer noch der Verdacht auf Tierversuche: Laut Soko Tierschutz gibt es Hinweise auf den Handel mit Blut geschwächter Tiere.
Live-Stream der Pressekonferenz am Dienstag
Vertreter des Kreises Unna hatten in einer Pressekonferenz am Dienstagmittag zu den Hintergründen für das „Berufsverbot“ für Marco Mecke öffentlich Stellung genommen.
Landrat Mario Löhr hatte eine Aufstockung des Personals angekündigt, das für Kontrollen in Betrieben eingesetzt wird: eine deutliche Aufstockung im zweistelligen Bereich. Nach einer neuen Rechtslage sollen Kontrollen alle drei bis sieben Jahre durchgeführt werden, im Verdachtsfall noch häufiger. Die Realität sah bislang bundesweit anders aus.
Wie häufig Behörden ihrer Kontrollpflicht nachkommen war etwa Gegenstand einer Kleinen Anfrage, die die Fraktionen der FDP und der Grünen 2018 an die Bundesregierung richteten. Die ernüchternde Antwort damals bezog sich auf die Jahre 2009 bis 2017. Danach wurden in Deutschland die Tierschutzbestimmungen in Betrieben im Durchschnitt nur etwa alle 17 Jahre kontrolliert.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
