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Andreas Meier (Die Linke): „Ich bin der typische grüne Linke“
Bundestagswahl 2021
Er kommt aus einer Arbeiterfamilie, hat selbst schon für 7,02 Euro pro Stunde im Lager gearbeitet. Mit der Linken kämpft Andreas Meier gegen Niedriglöhne. Doch er hat auch grüne Ziele.
Arbeiterkind, einst fasziniert von Gerhard Schröder, dann aus bitterer Enttäuschung über die Agendapolitik in die Linke eingetreten: Der Lebenslauf von Andreas Meier liest sich fast stereotypisch. Ihn allein darauf zu reduzieren, würde ihm aber nicht gerecht.
„Ich bin der typische grüne Linke“, sagt der 44-jährige Kamener über sich selbst. Als Ort für das Treffen mit unserer Redaktion hat Meier, der ledig ist und keine Kinder hat, den naturbelassenen Garten seines Freundes Friedhelm Schaumann ausgewählt. In einer Sitzecke vor einer Totholzhecke führt er aus, dass ihm neben linken Kernthemen wie einem Mindestlohn von 13 Euro der Breitbandausbau und eben die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel am meisten am Herzen liegen. Meier hat Geographie mit Schwerpunkt auf Stadt- und Landschaftsökologie studiert, sich zum Geodatenspezialisten weiterbilden lassen. Bei der Frage der Anpassung an die Klimafolgen kann und will er seine Expertise einbringen, „wir brauchen mehr Grün in den Städten.“
Meier macht keinen Hehl daraus, dass er selbst aus einer sozial schwachen Familie kommt. Sein Vater war Maurer, seine Mutter gelernte Schneiderin und später Hausfrau. Nach der Scheidung seiner Eltern kümmerte sich die Mutter alleinerziehend um die beiden Söhne, die Familie lebte von der Sozialhilfe.
Andreas Meier machte nach dem Hauptschulabschluss zunächst eine Ausbildung zum Lagerarbeiter und war für diverse Zeitarbeitsfirmen tätig. Die Arbeitsbedingungen waren „extrem schlecht“, der Verschleiß in der Mitarbeiterschaft entsprechend groß. Meier erinnert sich an einen Bruttolohn von 7,02 Euro Mitte der 2000er-Jahre.
Die Faszination für Gerhard Schröder währte nur kurz
Seine persönlichen Erfahrungen, gepaart mit den Arbeitsmarkt-Reformen des damaligen SPD-Kanzlers Gerhard Schröder, bezeichnet Meier als Initialzündung für den Eintritt in die Linkspartei und sein politisches Engagement ab 2008. Vorher sei er nach einer kurzzeitigen Mitgliedschaft in der SPD zu Beginn der Kanzlerschaft Schröders („Er hat mich zuerst fasziniert“) unpolitisch gewesen.

Andreas Meier hat selbst schon für niedrigste Löhne im Lager gearbeitet. Den Mindestlohn würde er gerne auf 13 Euro anheben. © Stefan Milk
Meiers politische Schwerpunkte, er ist bereits seit 2010 Mitglied in der Kommunalfraktion Linke/GAL in Kamen, sind Soziales und die Umweltpolitik. Er begann mit 30 Jahren, das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg zu erwerben, schloss erfolgreich das Geographie-Studium mit Master-Abschluss in Bochum an.
Arbeitslos trotz Master-Abschluss und Weiterbildung
Trotz dieser Qualifikation und der Weiterbildung zum Geodatenspezialisten ist Meier nun schon seit vier Jahren arbeitslos. Das hänge wohl mit seinem Alter und der nicht vorhandenen Berufserfahrung zusammen, sagt er. Eine Stelle in einem städtischen Umwelt- und Planungsbüro mit Blick auf klimagerechte Stadtplanung ist schon länger sein Ziel, doch keine Bewerbung war bisher von Erfolg gekrönt. Meier bezieht Arbeitslosengeld II, weiß insofern genau wovon er spricht, wenn es um Problemlagen und Lösungsansätze am Arbeitsmarkt geht.
„Wir brauchen vor allem einen Politikwechsel“
Mit seiner Partei fordert er eine Mindestsicherung in Höhe von 1200 Euro für jeden, „damit die Betroffenen ein bisschen weniger Sorgen haben und sich auch ein bisschen was leisten können.“ Und nicht nur Frust schieben, sondern sich einbringen, sei es ehrenamtlich oder für sich selbst, Abschlüsse nachmachen und fit für den Arbeitsmarkt werden. Der Kandidat der Linken ist sicher: „Wir brauchen nicht nur einen Macht-, sondern vor allem einen Politikwechsel.“