Ulrich Lehmann am Telgmann-Brunnen auf dem Alten Markt in seiner Heimatstadt Kamen. Nach seinem Einzug in den Stadtrat vor einem Jahr kandidiert der AfD-Politiker nun für den Bundestag.

© Stefan Milk

Ulrich Lehmann (AfD): „Die Toten in den Straßen sind ausgeblieben“

rnBundestagswahl 2021

Die AfD ist die bereits vierte Partei, in der Ulrich Lehmann (51) sich engagiert. Mit ihren Zielen identifiziert sich der Kamener. Die Zuwanderungs- und Corona-Politik kritisiert er scharf.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 01.09.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

CDU, Bürgergemeinschaft, Freie Wähler: Ulrich Lehmann (51) hat sich im Laufe seines Lebens schon in verschiedenen Parteien und Gruppierungen politisch engagiert. In der AfD, für die er seit 2020 auch dem Kamener Stadtrat angehört, hat er nach eigenem Bekunden nun seine politische Heimat gefunden. Die AfD sei die einzige Partei von Bedeutung, die sich „für die freiheitlich-demokratische Grundordnung und für die Erhaltung unseres Wohlstandes“ einsetze, sagt Lehmann.

Die CDU habe er vor 20 Jahren aus persönlichen Gründen verlassen, engagierte sich danach zunächst in der Bürgergemeinschaft Kamen, die er letztlich ebenfalls aus persönlichen Gründen verlassen habe. Der AfD hält er nun seit 2013 die Treue, mit Ausnahme eines Abstechers zu den Freien Wählern, für die er bei der Kommunalwahl 2014 als Ratskandidat antrat.

Ulrich Lehmann sagt über die AfD, sie sei die einzige Partei von Bedeutung, die sich „für die freiheitlich-demokratische Grundordnung und für die Erhaltung unseres Wohlstandes“ einsetze.

Ulrich Lehmann sagt über die AfD, sie sei die einzige Partei von Bedeutung, die sich „für die freiheitlich-demokratische Grundordnung und für die Erhaltung unseres Wohlstandes“ einsetze. © Stefan Milk

Richtig Fahrt auf nahm Lehmanns Engagement im Kreisverband Unna ab 2015, mit der „Flüchtlingskatastrophe“, wie Lehmann sagt. Wobei er mit „Katastrophe“ freilich nicht das Leid der Menschen meint, die ihre Herkunftsländer verlassen, sondern die Folgen für Deutschland. Die Flüchtlingspolitik war über Jahre hinweg das Lieblingsthema der AfD, bis Corona kam.

„Sogenannte Corona-Schutzmaßnahmen“ aufheben

Zöge er in den Bundestag ein, würde er sich als erstes für die Aufhebung der Grundrechtseinschränkungen durch die „sogenannten Corona-Schutzmaßnahmen“ einsetzen, sagt Lehmann. Weil er sich den 3G-Regeln „nicht unterwerfen“ wollte, nahm er nicht an der Wahlarena unserer Redaktion teil.

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Zu Corona vertritt Lehmann die Meinung, dass die Festsetzung einer Pandemie von nationaler Tragweite eine rein politische Entscheidung sei, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun habe. „Die Wirklichkeit ist doch: Die Toten in den Straßen sind ausgeblieben, das große Massensterben hat nicht stattgefunden, man muss sich überhaupt die Frage stellen, ob mehr Leute gestorben sind als sonst“, sagt er. Die Verhältnismäßigkeit zu den getroffenen Maßnahmen sehe er als nicht gegeben an.

2015 habe Frau Merkel gesagt, man könne die Grenzen nicht kontrollieren, aber 2021 sei das auf einmal möglich, wenn Reiserückkehrer einen negativen Corona-Test für die Einreise bräuchten. „Es kann doch nicht sein, dass Bürger dieses Landes in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden, während auf der anderen Seite Leute aus aller Welt zuwandern können, wie sie lustig sind, ohne das da jemand drauf schaut. Das ist doch ein Widerspruch“, sagt Lehmann.

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Die Zuwanderungspolitik müsse daran ausgerichtet werden, „wer uns etwas nutzt“. „Warum sollen wir Leute, die nichts mitbringen, hier reinlassen?“, fragt Lehmann.

Im Kamener Stadtrat hat Lehmann sich bislang nicht eingebracht

Wenn Ulrich Lehmann sich nicht für seine Partei und ihre Kernthemen einsetzt, gibt er an, gerne Modelle aus Karton zu basteln, etwa Schiffe und Flugzeuge. Von Beruf ist der geschiedene Vater zweier Kinder selbstständiger Architekt.

Vor einem Jahr zog er als Einzelkämpfer für die AfD in den Kamener Stadtrat ein.

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„Wir möchten den Adrenalinspiegel der Angehörigen der Systemparteien in ungeahnte Höhen treiben und ihnen Ihre Versäumnisse der vergangenen Jahre vorhalten“, kündigte er damals an. Bislang ist er im Stadtrat freilich weder mit Anträgen aufgefallen noch hielt er eine Haushaltsrede. „Als Einzelkämpfer ist es schwierig und Corona hat die Sache nicht einfacher gemacht“, erklärt er. Außerdem hätten bis jetzt die passenden Themen gefehlt.

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