
© Bernd Paulitschke
20 Jahre Hospiz Schwerte: Das segensreiche Vermächtnis der Ilse Maria Wuttke
Hospiz Schwerte
Eine Erbschaft ermöglichte einem Kreis engagierter Menschen vor 20 Jahren, in Schwerte das erste Hospiz des Kreises Unna zu schaffen. Ein steiniger Weg.
Nein, es war kein einfaches Projekt. Und gab es innen und außen eine Menge Hürden. Aber doch, es hat sich gelohnt. Am Sonntag feiert das Hospiz im Ilse-Maria-Wuttke-Haus am Alten Dortmunder Weg sein 20-jähriges Bestehen - und blickt im Jubiläumsjahr hoffnungsvoll auf eine geplante Erweiterung. Die Geburtstagsfeier findet übrigens in der Katholischen Akademie am Bergerhofweg statt. Dort trafen sich am 13. Januar 1999 auch die Gäste der Eröffnungsfeier und wurden mit zwei Bussen zum Alten Dortmunder Weg gefahren, um die Nachbarschaft nicht mit zusätzlichem Autoverkehr zu belasten. Immerhin hatte es Nachbarn gegeben, die gegen die Einrichtung auf der Schwerterheide geklagt hatten. 20 Jahre später gibt es wieder Nachbarn, die wegen der geplanten Erweiterung des Hospizes Juristen bemühen.
Pfleger führt Stück auf
Das Jubiläum wird am Sonntag, 6. Januar, ab 15.45 Uhr in der Katholischen Akademie, Bergerhofweg 24, gefeiert. Dietmar Becker, Pflegefachkraft im Schwerter Hospiz, führt ab 17 Uhr das Solostück „Der fünfte König“ von Manfred Grüttgen auf. Bürgermeister Dimitrios Axourgos spricht ein Grußwort.
Ilse Maria Wuttke vererbte der Initiative ihr Haus
Der Alte Dortmunder Weg ist ein Wohngebiet. Mit Platz für den Tod. Davon war offenbar zumindest Ilse Maria Wuttke überzeugt, die ihr Haus 1996 der damals noch jungen Hospiz-Initiative vermachte unter der Auflage, dass dort in etwas mehr als zwei Jahren ein Hospiz eingerichtet werde. Ein Kraftakt: Ende Januar 1999 lief die Frist ab. Am 13. Januar wurde Eröffnung gefeiert. Am 26. Januar meldeten die Ruhr Nachrichten, dass der erste Einwohner eingezogen sei und Wuttkes Testamentsvollstrecker die Erfüllung aller Auflagen kontrolliert habe. Almut Ledwig als erste Leiterin des Ilse-Maria-Wuttke-Hauses und Birgit Hucker als ihre Stellvertreterin nahmen ihren Dienst offiziell am 1. Februar 1999 auf.
Ehrenamtlicher Vorsitzender der Hospiz-Initiative war damals wie heute Dr. Ludger Wolfgart, der zur Eröffnung des Hauses nicht nur auf eine spannende Umbauzeit unter Zeitdruck zurückblicken konnte, sondern auch auf einige Verwerfungen innerhalb der Gruppe. Seine Vorgängerin im Vorstand, Heide Tiedtke, trennte sich von ihrem Herzensprojekt. Die Auflagen des Wuttke-Testaments, die Klagen der Nachbarn, der erforderliche Mut zum Risiko und die Vorstellungen von der Einrichtung entzweiten die Mitstreiter.
Aus fünf Zimmern sollen schon bald acht werden
Die Arbeit im Hospiz nahm derweil zügig Schwung auf: Die fünf Zimmer waren 1999 zu 60 Prozent ausgelastet. Im 20. Jahr seines Bestehens soll nun auf acht Betten erhöht werden. Das Heimgesetz fordert zudem eine eigene Nasszelle für jedes Zimmer, ein Bettenaufzug soll die beschränkten Möglichkeiten des vorhandenen Treppenlifts auch für bettlägerige Patienten erweitern. Die Hospiz-Initiative hofft, dass sie sich mit den Nachbarn, die sich von den äußerlichen Veränderungen des Hauses beeinträchtigt fühlen, noch außergerichtlich einigen kann, damit‘s vorangeht.

Auch beim 15. Hospizlauf im September 2018 gingen die Schwerter fürs Hospiz auf die Straße. © Bernd Paulitschke
2001 wurde die Stiftung Hospiz Schwerte eingetragen. Sie bietet allen Sympathisanten der Hospizidee und des Schwerter Hospizes die Möglichkeit, die Einrichtung langfristig zu unterstützen. Dieses Ziel verfolgen auch der Schwerter Hospizlauf und die Veranstaltungsreihe Garten Eden, deren Motor bis vor zwei Jahren Gabi Bernhardt war. Sie zog sich aus dem Vorstand der Hospiz-Inititive zurück, weil sie sich mit der 2015 gegründeten Hospiz-Akademie nicht anfreunden konnte. Während Dr. Ludger Wolfgart das Bildungsprogramm für „einen unverzichtbaren Bestandteil der Hospizarbeit“ hält, geht dieses Engagement aus Sicht von Gabi Bernhardt an der Basis und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern vorbei. Sie befürchtete, dass die von ihr akquirierten Spenden Bildungsarbeit subventionieren und nicht die Hospiz-Arbeit an sich und zog sich aus dem Vorstand zurück. Seit 2018 führen nun Dr. Ludger Wolfgart, Dr. Dorothee Koch, Dr. Holger Fecht und Helmut Bernhardt die Hospiz-Initiative.

Dr. Ludger Wolfgart (vorne rechts) im Kreis seiner Vorstandskollegen Dr. Dorothee Koch (v.l.), Dr. Holger Fecht und Helmut Bernhardt. © Koch
Ohne Spenden ist ein Hospiz nicht überlebensfähig
Spenden sind für jedes Hospiz unverzichtbarer Bestandteil des Wirtschaftsplanes, denn ein Hospiz oder sein Träger müssen fünf Prozent der Kosten selbst aufbringen. 95 Prozent übernehmen die jeweiligen Kranken- und Pflegekassen der Gäste. Patientinnen und Patienten sind seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2009 von einem Eigenanteil befreit.
Das Hospiz am Alten Dortmunder Weg wird seit einigen Jahren geleitet von Marion Otremba und ihrer Stellverterterin Martina Jeglorz. Sie sorgen mit etwa zehn haupt- und vielen ehrenamtlichen Kräften für eine umfassende und ganzheitliche palliative Pflege und medizinische Betreuung sowie psychosoziale und spirituelle Unterstützung, die auf Wunsch auch die Angehörigen umfasst. Am Ende ihres Lebens sollen die Gäste möglichst ohne Beschwerden und in Würde ihren Weg gehen können – durch eine medizinische und pflegerische Begleitung, die Leiden weder verkürzt noch unnötig verlängert.
So viel sich in 20 Jahren verändert haben mag: Das Ziel, schwerstkranken Menschen die letzte Zeit mit so viel Lebensqualität wie möglich zu füllen, ist unverrückbar.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
