Hilfseinsatz in Nepal Schwerter Zahnärztin Dr. Ursula Dorka (74) greift noch mal zum Bohrer

Hilfseinsatz in Nepal: Dr. Ursula Dorka greift noch mal zum Bohrer
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In ein beruhigendes Meer aus bunten Lotusblüten blicken die Patienten, wenn Bohrer oder Zange in ihrem Mund angesetzt werden. Denn mit den kunstvollen Motiven bemalt ist selbst die Zimmerdecke der Zahnarztpraxis in Kathmandu, in der Dr. Ursula Dorka sechs Wochen lang ehrenamtliche Unterstützung leistete. Die Schwerterin gerät noch immer ins Schwärmen, wenn wie erzählt, wie quasi alle Wände des Klinik- und Rehabilitationszentrums vor Farbe strahlen, das von dem Dortmunder Verein Shanti Leprahilfe unterstützt wird.

Kontakt durch einen Schal

Ein Schal war Schuld, dass Dr. Ursula Dorka, die ihre eigene Praxis 2017 geschlossen hatte, in der Hauptstadt von Nepal wieder aktiv wurde. Auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken war ihr Blick vor einem Jahr auf das Kleidungsstück mit fernöstlichem Flair gefallen, das eine Freundin um den Hals trug. „Wo hast du das bekommen?“, wollte die heute 74-Jährige wissen und bekam den Tipp zur Shanti Leprahilfe, wo sie deren Gründerin Marianne Grosspietsch kennenlernte. Spontan erwachte der Wunsch, diese Initiative vor Ort zu unterstützen.

Zu diesen Blumen blicken die Patienten beim Bohren: Selbst die Decke der Zahnarztpraxis im Zentrum der Shanti Leprahilfe in Kathmandu ist bunt ausgemalt.
Zu diesen Blumen blicken die Patienten beim Bohren: Selbst die Decke der Zahnarztpraxis im Zentrum der Shanti Leprahilfe in Kathmandu ist bunt ausgemalt. © Dr. Ursula Dorka

In dem Hilfszentrum in Kathmandu, ursprünglich vor 30 Jahren für die Aufnahme von „unberührbaren“ Lepra-Kranken gegründet, werden mittlerweile auch viele andere Patienten behandelt und Mädchen unterrichtet. Eingerichtet ist dort unter anderem eine Zahnarztpraxis, in der zwei junge einheimische Ärztinnen und eine Dentalassistentin arbeiten. Hauptaufgabe von Dr. Dorka war es, diese Kolleginnen mit ihrer Erfahrung bei der Beurteilung und Prophylaxe zu unterstützen. So zeigte sie beispielsweise, welche Behandlungsmethoden möglich sind, auch wenn man über kein Röntgenbild verfügt.

Ordnung in der Praxis gemacht

„Und ich habe ein bisschen intensivere Zahnmedizin gemacht“, berichtet die Schwerterin – natürlich soweit es die vorhandene Ausstattung und das Umfeld zuließen. Nebenbei kümmerte sie sich noch darum, Systematik und Ordnung in die Praxis zu bringen: „Alle Schubladen wurden beschriftet, damit man alles fand.“ Schließlich verschlingt Sucherei nicht nur unnötig Arbeitszeit, sondern kann auch für die Patienten unangenehm sein.

Die bunten Kittel, die Dr. Ursula Dorka vorher als Geschenk zu Hause genäht hatte, zogen die Kinder in Nepal sofort freudestrahlend an.
Die bunten Kittel, die Dr. Ursula Dorka vorher als Geschenk zu Hause genäht hatte, zogen die Kinder in Nepal sofort an. © Dr. Ursula Dorka

Menschen mit Zahnproblemen kamen in immer längerer Schlange in das Klinikzentrum, als sich herumsprach, dass dort eine europäische Ärztin behandelt. Dr. Dorka begleitete das Team aber auch zu den Menschen in den entlegenen Dörfern, die bis zu 5000 Meter hoch in den Bergen liegen. „Ich bin in ein kleines Gesundheitscamp mitgegangen, circa 20 Kilometer außerhalb von Kathmandu“, erklärt sie. Sämtliche Ausrüstung vom Kompressor bis zur Absaugmaschine wurde eingepackt und mitgenommen, um vorübergehend in einer Schule aufgebaut zu werden.

Dreckige Luft kaum erträglich

Eigentlich wollte sich die Schwerterin nur zum Arbeiten in Kathmandu aufhalten, wo sie in einem guten Hotel wohnte – einzig Kakerlaken musste sie im Zimmer vertreiben. Doch die schlechte Luft war auf Dauer kaum zu ertragen: „Jeder fährt Moped oder Auto mit zehn Stundenkilometern durch die Stadt. Es sind die schlechtesten und abgewracktesten Modelle, die es gibt.“

Die Abgase vernebelten nicht nur den eigentlich freien Blick vom Balkon auf das umgebende Himalaya-Gebirge. Sie schlugen sich vor allem auch sofort auf die Atemwege nieder: „Am dritten Tag war die Stimme weg.“ Als kleine Auszeit musste deshalb ein Rundflug über die Berge gebucht werden.

Zum Abschied schenkte Dr. Ursula Dorka (2.v.l.) den Kindern des Leprahilfe-Zentrums in Kathmandu, frische Äpfel. Sie selbst erhielt eine Blumenkette umgehängt.
Zum Abschied schenkte Dr. Ursula Dorka (2.v.l.) den Kindern des Leprahilfe- und Rehabilitations-Zentrums in Kathmandu frische Äpfel. Sie selbst erhielt eine Blumenkette. © Dr. Ursula Dorka

„Sechs Wochen Kathmandu ist hart, die Luft ist so smoky, so dreckig“, sagt Dr. Dorka. Mehr als entschädigt wurde sie aber durch ihre Erlebnisse. Vor allem die Freude am Leben, die ihre Patienten trotz aller Behinderungen und vielfach sogar verstümmelter Gliedmaßen versprühten, fasziniert sie: „In der Anlage geht einem das Herz auf.“ Die „schöne Gelassenheit“ der Menschen färbe so wohltuend ab. Den Einsatz bei der Leprahilfe möchte die Schwerterin deshalb „auf jeden Fall“ wiederholen, wenn sie es körperlich schaffe.

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