
Saskia Wietmann, Sprecherin der Landwirtschaftskammer NRW, erklärt, wo es bei der Beantragung von Herdenschutzzäunen im Wolfsgebiet Schermbeck manchmal hakt. © picture alliance/dpa
Wölfe in Schermbeck: Saskia Wietmann sagt, wo es beim Herdenschutz hakt
Wolfsgebiet Schermbeck
Die Herdenschutz-Förderung im Wolfsgebiet Schermbeck wird seit Jahresbeginn von der Landwirtschaftskammer abgewickelt. Sprecherin Saskia Wietmann erklärt, wo es da manchmal hakt.
Wolfsbefürworter werden nicht müde, auf die Wichtigkeit von präventivem Herdenschutz hinzuweisen, wenn es um die Vereinbarkeit von Mensch, Nutztieren und Wölfen geht. Zum 1. Januar 2022 wurde die Zuständigkeit für die Beratung und Genehmigung von elektrischen Herdenschutzzäunen an die Landwirtschaftskammer NRW übergeben.
Der Start war etwas holprig, was aber nicht an der Landwirtschaftskammer lag. Sondern am Umweltministerium, das noch ein bisschen brauchte, um die Bestimmungen auch auf Pferde mit einem Stockmaß bis 1,48 Meter zu erweitern - allerdings nur im Streifgebiet der Wölfe im Wolfsgebiet Schermbeck.
Pferde spielen große Rolle in den Anträgen
Der Schutz von Pferden spielt tatsächlich seitdem eine große Rolle in den Anträgen. Laut Saskia Wietmann, Sprecherin der Landwirtschaftskammer, wurden im Wolfsgebiet Schermbeck vom 1. Januar bis 29. Juli 2022 insgesamt 13 Förderanträge gestellt, „neun davon waren Pferdeanträge“. Für ganz NRW seien es insgesamt 32 Anträge gewesen.
Insgesamt sollen durch die beantragten Herdenschutzmaßnahmen in NRW 1.648 Tiere geschützt werden, darunter 1.467 Schafe, 26 Ziegen und 155 Pferde. Letztere stammen aufgrund der Bestimmungen nur aus dem Wolfsgebiet Schermbeck. Dort sei es in den 13 Anträgen zudem um den Schutz von 767 Schafen und drei Ziegen gegangen, so Wietmann.
Finanziell bedeutet dies für das Land NRW, dass insgesamt 60.000 Euro für Herdenschutzmaßnahmen bis Ende Juli ausgezahlt wurden. Wietmann: „Weitere 84.300 Euro sind bereits bewilligt.“
256 Beratungen in NRW
Insgesamt 256 Beratungen zum Thema Herdenschutz haben Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer seit Jahresbeginn bis zum 29. Juli in ganz NRW durchgeführt. Fast die Hälfte davon, 123, im Wolfsgebiet Schermbeck. Und davon betraf wiederum etwa die Hälfte (61) förderfähige Pferdehaltungen
In den Beratungen, die die Landwirtschaftskammer Tierhaltern vor der Antragstellung anbietet, gibt es im Wolfsgebiet Schermbeck ein wiederkehrendes Problem. Wietmann: „Ein Konfliktpunkt ist, dass die Förderung im Bereich Pferd eine Optimierung bestehender Pferdezäune und keinen Neubau vorsieht.“
Ohne Beratung vor der Antragstellung komme es zudem häufig zu Verzögerungen wegen fehlerhafter Antragstellung oder Beantragung nicht förderfähiger Materialien, so Wietmann.
Mindest-Zaunhöhe wird kaum gewählt
Irritiert waren Pferdehalter Anfang des Jahres, dass bei Pferden ein Zaun mit 90 Zentimeter gefördert werden konnte, der nach Meinung vieler keinen Wolf abhalten würde. In der Praxis scheint diese theoretische Möglichkeit aber keine Rolle zu spielen. Wietmann: „Üblicherweise werden Zäune mit 1,20 Meter Höhe errichtet.“
Einem Bericht der Rheinischen Post zufolge prüft die NRW-Landesregierung derzeit, ob für den jüngst in der Hohen Mark ansässig gemeldeten Wolf GW2347 ein neues Wolfsgebiet gebildet werden soll, oder das Wolfsgebiet Schermbeck erweitert wird.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
