Andre Graßmann von Open Grid Europe vor einer Karte

Andre Graßmann von Open Grid Europe stellte bei einem Dialogmarkt mögliche Trassenverläufe vor. Der in dunklerem Gelb markierte Trasse würde quer durchs Schermbecker Gemeindegebiet laufen. © Claudia Engel (A)

Wasserstoffleitung durch Schermbeck: Verwaltung will notfalls klagen

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Durch Schermbeck führt die favorisierte Trasse der geplanten Wasserstoffleitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn. Die Verwaltung sieht jedoch erhebliche Probleme und will notfalls klagen.

Schermbeck

, 17.06.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nur einer von drei Korridoren, zu denen Schermbeck eine Stellungnahme im Raumordnungsverfahren abgeben soll, berührt nicht das Gemeindegebiet. Die favorisierte Trasse führt nördlich von Hervest und Holsterhausen in Schermbeck über den Bereich Witteberge. Nicht favorisiert wird die Variante, von dort Richtung Süden abzubiegen und nahe der Gemeindegrenze östlich an Gahlen vorbei nach Kirchhellen zu gelangen. Stattdessen führt die favorisierte Trasse östlich am Gewerbegebiet Schermbeck und westlich des Gahlener Dorfkerns Richtung Hünxe.

Ein Kartenausschnitt

Die bevorzugte Trasse für die geplante Wasserstoffleitung führt östlich am Gewerbegebiet und westlich von Gahlen-Dorf in Richtung Hünxe. © Open Grid Europe

Zwölf Kilometer breit war der Untersuchungsraum - der favorisierte Korridor liegt nun am nordwestlichsten Rand. Dies „war deshalb bisher nicht unbedingt als vorrangige Kernalternative vermutbar“, so Hans-Jürgen Schmeing von der Verwaltung in der Vorlage für den Planungsausschuss.

Verwaltung sieht Fehler bei der Gewichtung

Dieser wird über die Stellungnahme beraten und darüber, ob im Zweifelsfall eine Klage gegen die Entscheidung zum Genehmigungsantrag erfolgen soll. Denn Open Grid Europe habe „mit unzureichenden Sachverhaltsgrundlagen und Bewertungsinstrumentarien“ fehlerhaft die Korridore gewichtet, so die Verwaltung.

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So hätte die Wasserstoffleitung, die 2026 in Betrieb gehen soll, mit anderen Trassen und Gasleitungen gebündelt werden müssen, so der Entwurf der Stellungnahme. Das wäre im östlichen Bereich des Untersuchungsraums möglich. „Auch ist eine Trassenführung entlang der Autobahn 31 aufgrund der vorgenannten Planungsrechtsvorgaben vorteilhafter, weil Querungskonflikte und Leitungslängen reduziert werden könnten.“

Stichwort Leitungslänge: Die Korridore durch Schermbeck sind 2.102 sowie 3.332 Meter länger als die östliche Variante. Trotzdem wird im Erläuterungsbericht behauptet, der favorisierte Antragskorridor sei am kürzesten.

Risiken für Trinkwasserbrunnen

Mögliche Gefahren sieht die Verwaltung auch wegen der Trinkwasserbrunnen des RWW: Die „Trinkwasserversorgung für das nordwestliche Ruhrgebiet sollte vor zusätzlichen Schadensrisiken bewahrt werden“. Auch würde die Trasse zwischen Hünxe und Schermbeck das FFH-Gebiet im Quellgebiet des Gartroper Mühlenbachs durchqueren sowie Wald-, Natur- und Landschaftsschutzflächen und weitere Biotope.

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Mehr Aufwand würde auch die westlich von Gahlen liegende Ratinger Tonschicht für die Verlegung der Leitung bedeuten. Viele landwirtschaftliche Flächen haben wegen des wasserundurchlässigen Unterbodens eine Drainage - die Wasserstoffleitung müsste dort deutlich tiefer verlegt werden.

Besondere Probleme sieht die Verwaltung in Gahlen-Besten: „Für den Ortsteil Gahlen-Besten ist abwägungsmäßig absolut nicht nachvollziehbar, dass quer durch eine derart verdichtete Wohnbebauung ein Gasleitungskorridor raumplanerisch festgesetzt werden soll.“ Auch würden Entwicklungsmöglichkeiten des einzigen Gewerbegebiets in Schermbeck sowie von Gahlen-Dorf eingeschränkt. Dies könne „keinesfalls hingenommen werden“.

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