Erster Protest gegen geplante Wasserstoffleitung Dorsten-Hamborn

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Erster Protest gegen geplante Wasserstoffleitung Dorsten-Hamborn

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Gegen die geplante Wasserstoffleitung Dorsten-Hamborn regt sich in Schermbeck erster Protest. Klar ist jetzt, welche Bereiche in Dorsten, Schermbeck und Kirchhellen betroffen sein könnten.

Schermbeck, Dorsten

, 27.10.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

André Graßmann, Projektleiter von Open Grid Europe (OGE), sagte am Dienstag im Planungsausschuss über den Plan, eine neue Wasserstoffleitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn zu verlegen: „Das wird eine große Herausforderung in der heutigen Zeit.“ Angesichts der vielen „Raumwiderstände“, die den Planern begegnen werden. Vorhabensträger sind zu 70 Prozent OGE und zu 30 Prozent Thyssenkrupp.

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Schermbeck war die erste Station der vier OGE-Mitarbeiter, die das Projekt nun in den möglicherweise betroffenen Kommunen vorstellen werden. Dorsten, Marl, Schermbeck, Kirchhellen, Hünxe, Gladbeck, Dinslaken, Oberhausen, Rheinberg und Duisburg liegen im Untersuchungsraum.

Etwa 37 Kilometer Länge

Das Wasserstoffnetz in Deutschland soll vor allem in bestehenden Gasnetzen geplant werden, erläuterte Graßmann. Die geplant Leitung Dorsten-Hamborn muss aber tatsächlich neu gebaut werden auf rund 37 Kilometern, abhängig davon, welche Trasse am Ende wirklich gewählt wird. Insgesamt drei Neubau-Projekte gebe es im Bereich Ruhrgebiet/Münsterland.

Der Wasserstoff soll aus Lingen zunächst nach Dorsten geleitet werden, ab 2026 durch die neue Leitung auch nach Hamborn, wo Thyssenkrupp den aus erneuerbaren Energien erzeugten Wasserstoff zur Stahlproduktion einsetzen will. Auch andere Unternehmen könnten dann auf den Wasserstoff zugreifen. Eine Verbindung soll auch nach Marl geführt werden.

Grün umrandet ist der Untersuchungsraum, innerhalb dessen die geplante Wasserstoffleitung Dorsten-Hamborn verlegt werden soll.

Grün umrandet ist der Untersuchungsraum, innerhalb dessen die geplante Wasserstoffleitung Dorsten-Hamborn verlegt werden soll. © bosch&partner

Der Untersuchungsraum habe die Form einer Ellipse, erläuterte Daniel Schmitz, bei OGE zuständig für die Trassenplanung. Noch gibt es im Plan mehrere Start- und Endpunkte, wobei sich abzeichne, dass als Endpunkt das Thyssenkrupp-Werk in Duisburg-Hamborn übrig bleiben könnte.

Wasserschutzgebiete sind kein K.O.-Kriterium

„Raumwiderstände“ sind etwa bebaute Gebiete, Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete, die Lippe und der Wesel-Datteln-Kanal. Auch Wasserschutzgebiete können ein Raumwiderstand sein, so Carsten Schulze aus der Umweltabteilung von OGE, allerdings nur die der Stufe 1 und 2. „3 spielt keine Rolle“, so Schulze. 600 Meter breite Korridore mit möglichst geringen Raumwiderständen werden nun im Raumordnungsverfahren im ersten Schritt gesucht, bevor die endgültige Trasse festgelegt wird.

Ende 2022 will OGE das Raumordnungsverfahren abschließen und bis Oktober 2025 die Planfeststellung erreichen. Ende 2025 wolle man mit vorbereitenden Baumaßnahmen beginnen und Ende 2026 die Leitung in Betrieb nehmen, so Graßmann zum derzeitigen Zeitplan. Mit Dialogmärkten wolle man Interessierte und Betroffene sowie die Träger öffentlicher Belange in die Planung einbeziehen.

Ausschussvorsitzender Rainer Gardemann (CDU) sprach für Schermbeck von einem „spannenden Bereich“ und nannte Wasserschutzgebiete und großräumige Naturschutzgebiete wie Torfvenn als Beispiele. „Da dürften die Widerstände hoch sein.“

„Wir müssen uns dieser Aufgabe stellen“

Graßmann nannte das Projekt eine große Herausforderung. „Das wäre vor 50 Jahren vielleicht noch etwas anders gewesen.“ Aber auch: „Wir müssen uns dieser Aufgabe stellen.“

Auf Nachfrage von Klaus Roth (BfB), ob auch Bürger von dem Wasserstoff-Projekt profitierten, sagte Graßmann, dass es Wasserstoff-Planungen in vielen Stadtwerken gebe. „Man ist auf dem Weg, Wasserstoff in die Regionen zu bringen.“ Aber das erste Netz sei für große Industriekunden gedacht.

Egon Stuhldreier (CDU) prophezeite, dass, wenn die Trasse festgelegt werde, „Grundstückseigentümer wenig Chancen haben, sich zu wehren.“ Die Energie werde ständig teurer, aber Grundstückseigentümer würden „mit ein paar Euro abgespeist. Das sehe ich nicht ein.“ Die Kritik könne er nachvollziehen, aber OGE sei vorgeschrieben, wie entschädigt werden müsse, so Graßmann. „Da sind uns die Hände gebunden.“

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