Ton soll Zementindustrie helfen, den CO2-Ausstoß zu verringern

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Ton soll Zementindustrie helfen, den CO2-Ausstoß zu verringern

rnNottenkämper

Wäre die Zementindustrie ein Staat, käme sie beim CO2-Ausstoß direkt hinter China und den USA. Mit den Nottenkämper-Plänen, das mit Ton abzumildern, biss der Geschäftsführer aber auf Granit.

Schermbeck

, 18.12.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Regelmäßig einen schweren Stand hat der Technische Geschäftsführer der Firma Nottenkämper Thomas Eckerth, der jährlich dem Schermbecker Umweltausschuss einen Bericht vorträgt. Der Ölpellets-Skandal, der sich im Anschluss zu einem Umweltskandal ausweitete, hat tiefe Gräben zwischen Firma und Politikern hinterlassen.

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Die Oberflächenabdichtung des Mühlenbergs, in dem 30.000 Tonnen giftiger Ölpellets sowie weitere Abfälle zum Teil illegal verbuddelt wurden, sei gesichert und geprüft worden. 2021 habe man die Randgräben erstellt und ertüchtigt, so Eckerth. Zehn Grundwassermessstellen zusätzlich wolle man bis Weihnachten fertig haben. Es bestehe derzeit laut Umweltministerium keine Gefährdung für Umwelt und Anwohner.

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„Das Thema wird uns noch einige Zeit verfolgen“

Doch Eckerth sagt auch: „Das Thema wird uns noch einige Zeit verfolgen.“ Weitere Messungen stehen an. Eine Machbarkeitsstudie soll im kommenden Jahr erstellt werden. „Wir wissen nicht genau, was die Gutachter uns vorschreiben werden.“

Eckerth berichtete über Rekultivierungs- und Aufforstungsmaßnahmen und den Planungsstand beim geplanten Hafen Egbert-Konstantin, der viele Lkw-Fahrten überflüssig machen soll, aber immer noch nicht komplett genehmigt ist.

„Mörderaufgabe“ für die Zementindustrie

Ein Zukunftsprojekt der Firma ist der Einsatz von Ton in der Zementindustrie. Die ist weltweit für 8 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Aus zwei Gründen, wie Eckerth erläuterte: Beim Brennen von Kalkstein wird aufgrund des Materials sowie der hohen Temperaturen viel CO2 (bis zu 1.500 Grad) freigesetzt. „Wir können auf Zement und Beton nicht verzichten“, so Eckerth, der es als „Mörderaufgabe“ für die Zementindustrie bezeichnete, Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Derzeit werde bei der Produktion von Zement pro Tonne etwa 0,8 bis 1 Tonne CO2 produziert.

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Wenn man Ton brenne, auch „kalzinieren“ genannt, benötige man nur 800 Grad Hitze, so Eckerth. Und: Der Ton setze kein zusätzliches CO2 frei. Eine der weltweit führenden Zement-Wissenschaftlerinnen, Karen Scrivener, schätzt, dass man mit kalziniertem Ton anstatt des gewöhnlichen Zementklinkers den CO2-Ausstoß um ein Achtel reduzieren könne. Weltweit wäre das so viel, wie Großbritannien insgesamt an CO2 produziert.

Weitere Fläche soll ausgetont werden

Um längerfristig die Nachfrage aus der Zementindustrie bedienen zu können, plane die Firma Nottenkämper am Standort die Austonung einer weiteren Fläche, aus der 15 Jahre lang weitere 3 Millionen Tonnen Ton gewonnen werden könnten, so Eckerth.

„Sie sind ein wahrer Umweltschützer“, sagte Egon Stuhldreier (CDU) zu Eckerth - der Spott war unüberhörbar. Stuhldreiers Vorschlag: „Wenn Sie den Erlös in die Ewigkeitskosten reinstecken, die der Mühlenberg auf Dauer verursacht, dann wäre ich dafür. Sonst nicht!“

Eckerth entgegnete: „Die handelnden Personen sind nicht mehr die, die damals die handelnden waren.“ Die Firma arbeite generationenübergreifend. Die Zukunftsprojekte und die Nachsorge für den Mühlenberg und die Deponie Eichenallee - „das greift ineinander.“

Pläne sind „Feigenblatt“

„Sie scheinen der grünste Entsorgungsbetrieb zu sein, den es so gibt“, sagte Stefan Steinkühler (Grüne) spöttisch. Die Firma verdiene „das meiste Geld mit Wiederverfüllung“. Als „Feigenblatt“ bezeichnete Manuel Schmidt (Die PARTEI) die Pläne mit der Zementindustrie. „Für jede Tonne Ton, die hier weggefahren wird, kommt eine Tonne Müll.“ Stuhldreier: „Wenn nur eine Tonne käme, wäre es gut. Es kommt viel mehr.“

Wilhelm Hemmert-Pottmann (CDU) wunderte sich über die Nummernschilder der LKW, teilweise aus den Niederlanden oder Belgien. Die Firma selbst habe keine Sattelzüge mehr, so Eckerth. Die Transportunternehmen seien bundesweit tätig. Mit Fahrern, die „auch von weiter weg kommen“ oder von Subunternehmen stammten. Eckerth: „Dass macht es manchmal schwer, einem Lkw-Fahrer, der kein Wort Deutsch kann, zu erklären, was er bei uns zu tun und zu lassen hat.“

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