
Klaus-Peter Wolf liest am 19. Oktober in Schermbeck vor. © Wolfgang Weßling
Star-Krimiautor Klaus-Peter Wolf: Wie finden Leser das zu ihnen passende Buch?
Interview
Klaus-Peter Wolf ist einer der erfolgreichsten Autoren im Land. Hunderttausende lesen seine Ostfriesenkrimis. Im Oktober kommt er nach Schermbeck – weil er eine enge Beziehung zum Ort hat.
13 seiner Ostfriesenkrimis erreichten Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste, seit 2017 verfilmt das ZDF seine Romane, über 13,5 Millionen Mal wurden seine Bücher verkauft: Klaus-Peter Wolf ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Deutschlands. Doch warum lesen die Menschen seine Bücher so gerne? Und wie findet jemand das zu ihm passende Buch? Im Interview spricht der 68-Jährige darüber – und welche besondere Beziehung er zu Schermbeck hat.
Klaus-Peter Wolf kommt am 19. Oktober nach Schermbeck
Am Mittwoch, 19. Oktober, tritt Klaus-Peter Wolf gemeinsam mit seiner Frau, der Sängerin Bettina Göschl, in Schermbeck auf. Während er aus seinen Romanen liest, umrahmt Göschl den Abend mit ihren Krimisongs. Beginn ist um 19.30 Uhr im Begegnungszentrum Rathaus, Weseler Straße 2. Es sind noch wenige Restkarten verfügbar.Klaus-Peter Wolf, Sie sind in Gelsenkirchen geboren, leben seit Jahren in der ostfriesischen Stadt Norden. Warum kommen Sie zu Ihren Lesungen regelmäßig nach Schermbeck?
Schermbeck ist für mich ein besonderer Ort. Denn als meine Romane noch keine Bestseller waren, hat mich Friedhelm Koch (ehemaliger Mitarbeiter der Gemeinde Schermbeck, Anm. d. Red.) immer wieder eingeladen. Damals kam nur ein kleines Publikum. Deshalb komme ich immer gerne zu den alten Veranstaltern zurück, wo ich angefangen habe.
Wie sieht ein Leseabend mit Ihnen aus?
Meine Frau summt die Titelmelodie der Ostfriesenkrimis, die im ZDF verfilmt worden sind. Viele wissen gar nicht, dass meine Frau die dazugehörigen Lieder singt. Danach lese ich aus meinen Kriminalromanen vor, erzähle Anekdoten und Hintergründe. Wie sind meine Bücher entstanden, wie haben wir sie im TV umgesetzt.
Außerdem lachen wir sehr viel. Zuletzt kam eine Frau zu mir und meinte: ‚Mit meinem Mann war ich letztens bei einem Kabarettisten, haben einen viermal so hohen Eintrittspreis gezahlt, aber nur halb so viel gelacht.‘

Klaus-Peter Wolf zusammen mit seiner Frau Bettina Göschl. © Wolfgang Weßling
Wie findet ein potenzieller Leser ein Buch, das zu ihm passt?
Der Weg ist das Ziel. Es ist gar nicht so sehr ein Buch, ein Thema, das wichtig ist. Es ist der Autor. Eine Leserin sagte mir einst, meine Bücher hätten einen unverwechselbaren Sound - es klinge für sie wie die Ebbe und die Flut. Wenn jemand so schreibt, dass dieser Sound mich erreicht, habe ich meinen Autor gefunden. Das ist wie eine Liebschaft.
Warum schreiben Sie Kriminalromane?
Für mich ist der Kriminalroman die eigentliche Gesellschaftsliteratur. Dort geht es um Menschen und ihre Ängste, ihre Sorgen, ihren Wahnsinn. Im Kriminalroman kann ich in die Abgründe der menschlichen Seele gucken. Da sehe ich auch den Riss, der durch die Gesellschaft verläuft.
Ein pensionierter Kriminalbeamter hat mir einmal erzählt: Jeden Tag gehe sein Puls hoch. Weil ein Mörder frei ist, von dem er ausgeht, dass er der Mörder seiner Frau war. Er habe schlecht gearbeitet, die Beweise zählten vor Gericht nicht. Der Mann wurde freigesprochen. Jetzt habe er Angst, dieser Mensch könnte auch seine jetzige Frau umbringen. Das ist der Stoff, die psychische Grundkomponente. Das katalysiere ich und fiktionalisiere es.
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