Es war ein ereignisreicher Dienstag (5.9.) in Schermbeck. Im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss wurde über das weitere Vorgehen im Verkehrsversuch entschieden. Knapp 200 Bürgerinnen und Bürger hatten sich vor dem Rathaus versammelt, um gegen den Verkehrsversuch zu demonstrieren.
Seit Dienstag steht nämlich fest: Es wird einen weiteren Verkehrsversuch geben. Dieses Mal soll die Mittelstraße zur Einbahnstraße von der Kirche bis zum Rathaus werden. Die Marellenkämpe wird komplett geöffnet. Die neue Variante startet unmittelbar nach dem Ende des jetzigen Verkehrsversuches am 17. September.
Diese Redaktion hat sich am Donnerstagvormittag (7.9.) auf dem Wochenmarkt in Schermbeck bei den Bürgerinnen und Bürgern umgehört. Das Ergebnis: Es gibt eine klare Tendenz pro neuen Verkehrsversuch.
Bürger begrüßen neue Variante
„Ich freue mich auf den Versuch. Meiner Ansicht nach ist das so gerecht“, sagte Petra Becker. Die 60-Jährige wohnt im Zentrum Schermbecks. Auch wenn sie keine großen Probleme mit der aktuellen Variante des Verkehrsversuchs hat, stört sie eine Sache besonders: „Die Schranken sind schwer zu ertragen, wir sind begrenzt worden“, sagt sie.
Auch Christine Hoppius befürwortet den angekündigten zweiten Versuch. Die Einbahnstraßenregelung finde ich in Ordnung. Das könnte gut funktionieren“, glaubt die 60-Jährige.
Für eine Bürgerin aus Altschermbeck, die namentlich nicht genannt werden wollte, sei die neue Regelung eine Erleichterung. „Diese Variante ist für uns besser, weil wir dann auch die Geschäfte in der Nähe des Rathauses besser erreichen.“
Bei schönem Wetter nehme sie das Fahrrad. Notwendig sei eine bessere Anbindung aber dann, wenn sie schwere Gegenstände ,wie Wasserkisten, transportieren müsse.
Ihre Kritik richtet sie hingegen an die Anwohner der Marellenkämpe. „Es ist mir nicht klar, warum die sich so sehr wehren. Ich fahre oft mit dem Fahrrad da lang. Ich weiß nicht, wo die die ganzen Autos herholen, die angeblich daher fahren.“ Zudem hätten die Marellenkämper ihre Gärten in Friedhofs-Richtung und würden daher gar nicht so sehr beeinträchtigt.
Kritik an Anwohner
Ähnlicher Auffassung ist auch Rolf Krebber, der dem verkehrsversuch grundsätzlich offen gegenübersteht. „Ein paar Anwohner denken, die Welt dreht sich um sie, das ist schade. Die Marellenkämpe muss natürlich offen bleiben.“
Der 65-Jährige verurteile zudem das Verhalten vieler seiner Mitbürger während des Verkehrsversuches. „Wenn jemand was verändern will, kriegt die Politik immer Haue. Die Art und Weise der Auseinandersetzung, diese aggressiven Töne, sind eine Katastrophe. Die Unverschämtheiten und Bösartigkeiten haben überraschend zugenommen“, betonte Rolf Krebber.

Den neuen Versuch sieht auch er positiv. Einen Favoriten will er aber noch nicht ausmachen. „Man muss es testen, es sind ja nur Versuche. Man kann nicht immer alles vorher schlechtreden“.
Entspannt nimmt Bernhard Berger die Diskussionen wahr. Auch er muss zu seinem Wohnsitz in der Massenstraße Umwege in Kauf nehmen. Durch die Spielstraßen fährt der 84-Jährige auch nicht gerne. „Eine ideale Lösung ist das alles nicht, aber ich sehe das alles etwas lockerer“, sagte er.
Anschließend an den zweiten Verkehrsversuch soll ein Ratsbürgerentscheid über die Verkehrssituation in Schermbeck entscheiden.
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