Lippe-Hochwasser in Schermbeck Betroffene machen sich Eindruck von den Überschwemmungsschäden

Lippe-Hochwasser: Betroffene machten sich Eindruck von den Schäden
Lesezeit

Besonders hart wurde die Evangelische Kinder- und Jugendfreizeitstätte nördlich von Schermbeck-Gahlen vom Hochwasser getroffen. Über die Weihnachtstage wurde noch versucht, das Gebäude zu retten, bevor es aufgegeben wurde.

Am 27. Dezember kam die Information, dass das Wasser sich seinen Weg um den Damm herum bahnt. Innerhalb kürzester Zeit waren Keller vollgelaufen. Die Feuerwehr evakuierte das Gelände. In nur wenigen Minuten mussten der Hausmeister, Hausleiterin Katrin Fengels und andere Mitarbeitende auf einer Anhänger-Ladefläche mit einem Traktor in Sicherheit gebracht werden. Die Zufahrtsstraße war schon zu stark überflutet.

„Die Jugendfreizeitstätte ist von einem See umgeben und ragt wie eine Insel heraus“, heißt es weiter in der Information. „Große Teile des Ensembles stehen unter Wasser. Die Keller der Gästehäuser sind nahezu bis zur Decke vollgelaufen. Aus der Heizungsanlage ist Heizöl ausgelaufen. Das kontaminierte Wasser muss so schnell wie möglich professionell entsorgt werden“, ist auf der Facebook-Seite der Evangelischen Kinder- und Jugendfreizeitstätte zu lesen.

Die Freiwillige Feuerwehr war auch im Schlauchbooten im Einsatz.
Die Freiwillige Feuerwehr war auch im Schlauchbooten im Einsatz. © Freiwillige Feuerwehr Schermbeck
Machten sich von der Jugendfreizeitstätte ein Bild vor Ort: Superintendent Heiner Montanus, Barbara Eggers (Leitende Jugendreferentin des Kirchenkreises) und Hausleiterin Katrin Fengels.
Machten sich von der Jugendfreizeitstätte ein Bild vor Ort (v.l.): Superintendent Heiner Montanus, Barbara Eggers (Leitende Jugendreferentin des Kirchenkreises) und Hausleiterin Katrin Fengels. © Marie-Therese Gewert

Im Hausmeisterhaus laufen die Entwässerungspumpen. Nicht direkt betroffen seien augenscheinlich das Wirtschaftsgebäude samt Speisesaal und Küche sowie das Spiele- und das Blockhaus, da diese Gebäude etwas höher liegen. Auch die Kapelle wurde wohl verschont.

Doch welche Auswirkungen das Wasser auf Heizung, Elektrizität und Abwasser habe, sei noch unklar. „Durch die Kontaminierung des Wassers mit Heizöl werden vermutlich auch Teile des Bodens verunreinigt sein“, so die Befürchtung.

Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wurde das Gebiet erst im vergangenen Jahr durch das Regierungspräsidium als „Überschwemmungsgebiet für die Lippe in Gahlen“ festgesetzt.

Das hat für Grundstückseigentümern zur Folge, dass keine Neubauten in dem Bereich genehmigt werden. Ob ein Hochwasserschutz für Bestandsgebäude errichtet werden darf, müsse erst noch geprüft werden: „Leider gibt es für die Jugendfreizeitstätte keine Versicherung, da Elementarschäden in Überschwemmungsgebieten nicht versichert werden können“, heißt es. Der Schaden müsse daher vom Kirchenkreis reguliert werden und wie hoch dieser sei. lasse sich noch nicht beziffern.

In diesem Zusammenhang wünscht sich Superintendent Heiner Montanus Informationen vom Lippeverband darüber, ob solche Überschwemmungsereignisse zukünftig öfter zu erwarten seien. Und ob der Verband weitere Schutzmaßnahmen in Erwägung ziehen werde. Ansonsten müsse man eventuell an einen neuen Standort denken.

Mittlerweile hat der Evangelische Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid einen eigenen Krisenstab unter Leitung von Superintendent Heiner Montanus eingerichtet. „Eine Firma, die die Entsorgung des verunreinigten Wassers übernimmt, ist gefunden. Die Buchungen für die Monate Januar und Februar wurden vorsorglich storniert. Weiteres lässt sich erst nach einer Bestandsaufnahme sagen.“ Normalerweise hat die Jugendfreizeitstätte rund 14.000 Buchungen im Jahr.

Die Fahrbahnfreunde machten sich auch ein Bild von den Schäden.
Die Fahrbahnfreunde machten sich auch ein Bild von den Schäden, hier mit (v.l.) Rainer Deutzmann, Sean Modderkolk, Ralf Moll und Michael Nienhaus. © Marie-Therese Gewert

Auch die Gahlener Feldbahnfreunde waren von den Überschwemmungen betroffen. Vereinsmitglieder machten sich am Dienstag ein Bild von der Neubaustrecke. Die war ebenfalls überschwemmt, zum Glück blieben alle Loks verschont „Uns fällt ein riesengroßer Stein vom Herzen“, war Pressesprecher Rainer Deutzmann erleichtert. Ende Mai soll eine große Party stattfinden, bei der die Neubaustrecke eröffnet wird. Die Vereinsmitglieder sind zuversichtlich, dass das klappt.

Deutzmann kritisierte allerdings, dass sich niemand von der Gemeinde beim Verein nach den Überschwemmungen gemeldet hatte. Er hatte sich zumindest einen Informationsanruf gewünscht.

Die Anwohner der Hof- und Wohngebäude im Bereich des „Im Aap“ gelegenen Gahlener „Lippebogens“ konnten pünktlich zum Jahreswechsel in ihre Häuser zurückkehren. „Aufgrund der veränderten Hochwasserlage nördlich des Kreuzungsbereiches Im Aap/Haus-Gahlen-Straße konnte der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) der Gemeinde Schermbeck die Evakuierung dieses Bereiches aufheben“, erklärte Pressesprecher Christoph Wilmen.

Hochwasser in Schermbeck: „Die Grünen“ beantragen außerordentliche Ratssitzung

Aufatmen vor dem Jahreswechsel: Schermbecker Anwohner können in ihre Häuser zurückkehren

„Einsperren geht auch nicht“: Sperrung geschäftsschädigend für das Naroda Forellenzentrum