„Einsperren geht auch nicht“ Sperrung geschäftsschädigend für das Naroda Forellenzentrum

Eine Sperrung ist „geschäftsschädigend“ für das Naroda Forellenzentrum
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Aufgrund des Hochwassers der Lippe ist die Straße „Im Aap“ in Schermbeck voll gesperrt: „Sollte die Sperrung andauern, machen wir das nicht mit“, sagt Adelheid Naroda, die mit ihrer Tochter Jennifer das Naroda Forellenzentrum betreibt. Denn die Straße „Im Aap“ ist die einzige Zufahrtsstraße zu ihrem laufenden Betrieb, der gerade jetzt vor Silvester sehr stark frequentiert ist.

Gleich hinter dem Gelände ist der hohe Pegelstand der Lippe zu sehen. „Es ist aber noch keine akute Gefahrensituation“, beruhigt Adelheid Naroda, die sich noch gut an das Jahr 2002 erinnern kann, als eine Treppe auf dem Gelände zu weiteren Angelteichen komplett überschwemmt war.

Am Mittwoch (27.12.) wurden sie über die Sperrung der Zufahrtsstraße in Kenntnis gesetzt, damit war der Betrieb zunächst tot: „Wir mussten die Angler vom Hof schicken und alles wurde abgeschottet“, sagt Jennifer Naroda.

„Alles wurde abgeschottet“

Die Straße nutzen ihre Kunden, um die bestellte Ware abzuholen. Ein Ordnungshüter blieb am Mittwoch bis zum Abend an der Absperrung der Straße. Am Donnerstagmorgen (28.12.) war die Straße wieder offen und kein Ordnungshüter mehr anwesend. Wer die Sperrung geöffnet hat, ist unbekannt. Aber daher dachten sie, auch aufgrund des zurückgehenden Pegelstandes der Lippe, dass es in Ordnung sei. So öffneten sie ihren Betrieb.

„Heute Morgen kamen unsere Kunden und holten ihre bestellte Ware ab. Doch als sie zurückfahren wollten, standen sie mit ihren Autos erneut vor der Sperrung“, kritisiert Adelheid Naroda. Mutter und Tochter versuchten, einen Ansprechpartner bei der Gemeinde Schermbeck zu erreichen. Weder die Feuerwehr noch das Ordnungsamt Schermbeck seien erreichbar gewesen: „Die Feuerwehr hat einen sehr guten Job gemacht, das will ich gar nicht bestreiten“, betont Adelheid Naroda.

Nachdem die beiden jedoch auch beim Krisentelefon keinen erreicht hatten, riefen sie beim Ordnungsamt des Kreises Wesel an. Hier wurden sie darüber informiert, dass sich der Krisenstab erst am Freitag (29.12.) wieder zusammenfindet und sie erst Freitag über das Krisentelefon eine neue Auskunft erhalten.

Die beiden haben für alle Seiten Verständnis, aber sie hätten sich eine Lösung für das Problem gewünscht: „So ist es schlecht gelöst. Die Kunden standen vor der Straßensperrung und waren hilflos.“ So fuhren diese zum Naroda Forellenzentrum zurück und sagten: „Wir kommen nicht weg“. Nachdem sie ja schon hineinfahren konnten.

„Es gab keine Schilder an der Absperrung“, betont Jennifer Naroda. „Wir können unsere Kunden ja nicht einsperren.“ Notgedrungen halfen sie mit, die Sperrung zu öffnen, um sie herauszulassen. Eine einseitige Sperrung sei in ihren Augen sinnvoller. Mit Hinweisschildern, dass die Zufahrt frei für Kunden und Zulieferer sei.

Überschwemmter und gesperrter Weg
Normalerweise geht hier ein Weg bis zum Naturschutz-Schild und rechts herum. Aktuell ist hier alles aufgrund des Hochwassers gesperrt. © Marie-Therese Gewert

Sie heißen es nicht gut, dass sie auf eine Stufe mit den angrenzenden Häusern und der Jugendfreizeitstätte auf der anderen Seite der Lippe gestellt werden, kritisieren sie - und wissen, dass die Situation angespannt ist: „Der Bauer gegenüber hat einen Damm gebaut, um seinen Kuhstall zu retten.“

2002 war die Treppe im Hintergrund bis oben hin voll überflutet, erinnern sich Jennifer und Adelheid Naroda. Von daher sei die Situation bei einem aktuell nicht steigenden Pegel nicht akut. (Stand 28.12.)
2002 war die Treppe im Hintergrund bis oben hin voll überflutet, erinnern sich Jennifer und Adelheid Naroda. Von daher sei die Situation bei einem aktuell nicht steigenden Pegel nicht akut. (Stand 28.12.) © Marie-Therese Gewert

Ihnen kommt es vor, als seien sie einmal informiert und dann allein gelassen worden: „Es wirkt, als gebe es Prioritäten, die den Touristen zugewandt sind.“ Das Forellenzentrum gibt es seit 1976 - seit 45 Jahren lebt Adelheid Naroda mit Hochwasserlagen. Eine solche Situation der Desinformation hat sie aber noch nicht erlebt. „Das ist geschäftsschädigend“, kritisiert sie. Würde es eine akute Gefahrensituation geben, würden Jennifer und Adelheid Naroda die Sperrung nachvollziehen können. Doch da der Pegelstand eindeutig zurückgeht, wurde ihnen auch gesagt, dass die Straße dann offen bleiben könne. Sie hätten schon genug Krisen meistern müssen.

Die Polizei gab die Anweisung, die Straße "Im Aap" voll zu sperren. Doch da noch Kunden auf dem Gelände vom Naroda Forellenzentrum waren, wurde vom Kontrolleur eine Seite offen gelassen, damit diese herausfahren können.
Die Polizei gab die Anweisung, die Straße „Im Aap" voll zu sperren. Doch da noch Kunden auf dem Gelände vom Naroda Forellenzentrum waren, wurde vom Kontrolleur eine Seite offen gelassen, damit diese herausfahren können. © Marie-Therese Gewert

Dreimal am Tag fährt ein Kontrolleur - von der Polizei beauftragt - die Straßensperrungen ab und stellt sie gegebenenfalls wieder auf. Die Straße „Im Aap“ sperrt er kurz darauf nur halbseitig ab, damit wenigstens die herauskommen, die hineingefahren sind.

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