
Benedikt Hüttemann gewann mit einem seiner Böcke bei der Bundesschafschau den "Champion"-Preis. © Privat
Nach sechs Rissen: Schafzüchter Benedikt Hüttemann (57) trotzt den Wölfen
Wolfsgebiet Schermbeck
Benedikt Hüttemann war der erste Schafszüchter Schermbecks, der von einem Wolfsangriff betroffen war. Er machte aber weiter. Nun gewann er mehrere Preise. Zum Wolf hat er eine klare Meinung.
Benedikt Hüttemann (57) ist begeisterter Hobbyschafszüchter in Schermbeck-Bricht. Zeitweise stehen bis zu 70 Schafe auf seiner Weide. Doch den Schafshalter stellte ein Wolf vor einigen Jahren auf eine harte Probe.
Gleich sechs seiner Schafe riss ein vorbeiziehender Wolf 2018. Doch obwohl der Nebenerwerbstierhalter seine Schafszucht im Wolfsgebiet Schermbeck hat, ließ er nicht locker und züchtete weiter. Jetzt sammelte er die Belohnung für sein Durchhaltevermögen ein.
Bei der Bundesschafschau 2022 im hessischen Alsfeld gewann der 57-Jährige mehrere Preise. Unter anderem holte ein Bock der Rasse „Braunes Haarschaf“ aus seiner Zucht den „Champion“-Preis. Das Besondere: „Das Braune Haarschaf war erstmals vertreten“, erklärte Hüttemann.
Dass er überhaupt die Preise gewinnen konnte, lag daran, dass er nach den Wolfsangriffen von vier Jahren sein Hobby nicht aufgab. „Für mich ist es ein außerordentlich schönes Hobby. Wenn ich aus dem Wohnzimmer auf die Wiese schaue und die Tiere sehe, ist das ein unbezahlbares Bild für mich. Das ist Natur pur.“
Doch nicht nur die Liebe zum Hobby war entscheidend. Er hat seine Weiden nach dem Angriff vorschriftsmäßig gesichert. Seine Schafe schützt mittlerweile ein wolfsabweisender Stromzaun in Höhe von 1,20 Meter. Dass der wolfsabweisende Zaun zwar nur begrenzten Schutz liefert, wisse er. Aber bislang habe das bei ihm gereicht. Auf der anderen Seite wisse er aber auch: „Bei mir überspringen die Wölfe die Schutzmaßnahmen nicht, woanders hat das nur bedingt geholfen.“
Benedikt Hüttemann: Auf Weidetiere spezialisierte Wölfe entnehmen
Deshalb ist der Schafszüchter der Meinung, dass es eine Bestandsobergrenze für Wölfe geben muss. Außerdem sollten auf Weidetiere spezialisierte Wölfe entnommen werden, sagt er. „Es geht nicht um den einzelnen Riss. Problematisch ist aber, dass die Wölfe ihr Jagdverhalten an ihre Nachkommen weitergeben. Es wäre besser, in solchen Fällen konsequent dazwischen zu hauen.“
Sein Hobby begann Hüttemann damals übrigens mit der Züchtung von Schafen mit normaler Wolle. „Seit 30 Jahren sinkt aber der Wollpreis.“ Nach der Arbeit habe er sich geärgert, weil er die Wolle „quasi kostenlos“ abgeben musste. Seine Frau Antje Möring machte ihn daraufhin auf das Projekt „Haarschaf“ aufmerksam.

Benedikt Hüttemann züchtet das "Braune Haarschaf". © Privat
„Das Braune Haarschaf bekommt nicht so dicke Wolle“, erklärt Hüttemann. „Ähnlich wie ein Pferd ein Winterfell bekommt, bekommt es eine leichte Unterwolle.“ Die stößt das Tier nach dem Winter ab. Die Wolle bleibt dann auf der Wiese liegen.
Weil das Braune Haarschaf zum ersten Mal bei der Bundeschafschau war, wussten Hüttemann und seine Züchterkollegen nicht, was sie erwartet. „Mein Ziel war es, nicht immer letzter zu werden. Dass ich dann die Preise gewonnen habe, ist eine züchterische Ehre und eine Anerkennung für meine Leistung“, sagte der Schafszüchter glücklich – und es ist die Auszeichnung dafür, nicht den Mut zu verlieren.
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