
In Schermbeck konnten zwei neue Wölfe nachgewiesen werden. (Symbolbild) © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
LANUV bestätigt zwei neue Wölfe im Wolfsgebiet Schermbeck
Wolfsgebiet Schermbeck
Das Landesamt für Natur (LANUV) hat laut Wilhelm Deitermann zwei bisher unbekannte Wölfe im Wolfsgebiet Schermbeck nach Gen-Proben identifiziert. Sie stammen nicht aus dem Schermbecker Rudel.
Mit genetischen Analysen von Kotproben im Senckenberg Forschungsinstitut in Gelnhausen konnten zwei neue Wölfe im Wolfsgebiet Schermbeck nun bestätigt werden - außerhalb des Streifgebietes des bekannten Schermbecker Rudels um Wölfin. Streifgebiete von Wölfen sind laut Wilhelm Deitermann etwa 200 Quadratkilometer groß. Das Wolfsgebiet Schermbecker ist allerdings wesentlich größer - nämlich 957 Quadratkilometer. Hinzu kommt eine Pufferzone von 2805 Quadratkilometern.

Wilhelm Deitermann, Sprecher des LANUV, hält das Wolfsgebiet Schermbeck für groß genug, dass sich auch mehrere Wolfspärchen ansiedeln könnten. © Claudia Brinkmann
Die im Gebiet Dämmerwald in Schermbeck gefundenen Losungen vom 4. und 12. Juli 2022 konnten dem bislang unbekannten Rüden mit der Kennung GW2889m zugeordnet werden. Eine am 9. Juli 2022 gefundene Losung stammt von dem ebenfalls bislang unbekannten Weibchen mit der Kennung GW2890f.
In beiden Fällen ist das Herkunftsrudel nicht bekannt, genetisch zählen diese Wölfe laut LANUV aber unzweifelhaft zur Mitteleuropäischen Flachlandpopulation. Damit wird der Bereich Deutschland und West-/Mittelpolen bezeichnet.
Wölfe stammen nicht aus Schermbecker Rudel
Anhand der DNA-Ergebnisse sei belegt, dass die zwei neuen Wolfsindividuen nicht aus der seit 2019 bestehenden Verpaarung des Rudels „Schermbeck“ um Wölfin Gloria entstammen, das sein Territorium mittlerweile hauptsächlich im Raum Hünxe begründet hat. „Ob sich die beiden neuen Wölfe in Schermbeck ansiedeln oder bereits eine Paarbildung stattgefunden hat, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschließend geklärt werden“, so das LANUV in einer Mitteilung.
Dass es sich um ein Pärchen handeln könnte, das sich nun ein Territorium sucht, sei „als Schluss nicht so weit weg“, sagt Deitermann allerdings auch. Genau wisse das aber noch niemand. Würde das neue Pärchen in das Streifgebiet des alten eindringen, „würde ein Pärchen das andere vertreiben“, sagt Deitermann. „Wahrscheinlich das Alteingesessene die Neuen.“
Bestätigt fühlt Deitermann die Entscheidung, das Wolfsgebiet Schermbeck sehr großzügig zu bemessen, sodass mehrere Streifgebiete möglich sein. Die Entwicklung zeige, dass Wölfe sich hier wohl fühlen könnten. Es gebe ausreichend Wild, sodass die Wölfe nicht verhungerten. „Es gibt offenes Land, wo sie jagen können. Und es gibt Waldgebiete, wo sie sich verstecken können“, so Deitermann.
Herdenschutz wird empfohlen
Das LANUV empfiehlt Halterinnen und Haltern von Schafen, Ziegen und Gehegewild im Wolfsgebiet Schermbeck und in der umgebenden Pufferzone weiterhin, ihre Tiere mit geeigneten Zäunen wolfsabweisend zu sichern. Präventionsmaßnahmen werden dabei gefördert. Gemäß den Förderrichtlinien werden gerissene Tiere im Wolfsgebiet Schermbeck nicht mehr entschädigt, wenn kein wolfsabweisender Herdenschutz vorhanden ist. Bislang sind die beiden neuen Wölfe in Schermbeck allerdings noch nicht durch nachgewiesene Risse aufgefallen.
Fragen zu Herdenschutz, Fördermöglichkeiten und Antragsverfahren können an die zentrale Servicehotline Herdenschutz unter Tel. (02945) 989898 bei der Landwirtschaftskammer NRW gerichtet werden - montags bis donnerstags in der Zeit zwischen 8 und 17 Uhr, freitags zwischen 8 und 13 Uhr. Beratungstermine können über herdenschutz@lwk.nrw.de angefragt werden. Bei Bedarf können nach telefonischem Erstkontakt Vor-Ort-Beratungstermine vereinbart werden.
Wolfssichtungen sollten gemeldet werden
Deitermann erneuert die Bitte des LANUVs, dass Wolfssichtungen immer gemeldet werden. „Egal, ob mit Foto oder nicht.“ Man sei auf jeden Hinweis angewiesen. Werktags kann man Sichtungen beim LANUV melden unter Tel. (02361) 3050, außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende unter Tel. (0201) 714488.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
