
Dieses Bild einer Nachtsichtkamera sorgt für Diskussionen. Die einen sehen einen Wolf, andere eine Katze. © privat
Wolf oder Katze? Bild einer Nachtsichtkamera sorgt für Diskussionen
Wolf
Nach einer Attacke auf Schafe im Wolfsgebiet Schermbeck sorgt das Bild einer Nachtsichtkamera für Diskussionen. Die einen sehen darauf einen Wolf, die anderen eine Katze.
Dass es mitunter schwierig ist, einen wolfsähnlichen Hund von einem echten Wolf zu unterscheiden, geben sogar Wolfsexperten zu. Aber eine Katze mit einem Wolf zu verwechseln - das schien bislang ausgeschlossen. Bis jetzt. Denn nachdem in der Nacht vom 17. zum 18. September in Voerde im Wolfsgebiet Schermbeck ein bretonisches Zwergschaf schwer verletzt wurde und ein weiteres Schaf verschwand, diskutieren viele, ob auf dem Bild der Nachtsichtkamera des Schafhalters ein Wolf oder eine Katze zu sehen ist.
„Wenn ich mir das Bild genauer anschaue, dann sehe ich da auch eher zwei kleine Puschelohren, eine Stupsnase und dazwischen ein Auge. Erinnert mich auch eher stark an ne Miezekatze“, schreibt einer der Kommentatoren bei Facebook. „Miau“, pflichtet eine weitere Kommentatorin bei. „Gott sei Dank. Ich dachte, ich alleine sehe nur eine Katze“, so eine weitere. „Dann sind meine Augen wohl noch okay. Habe auf dem kleinen Handydisplay auch eine Katze erkannt“, so eine weitere. „Das die gemeine Wolfskatze“, spottet eine Kommentatorin.
Alte Frau oder junges Mädchen?
Für die AG Wolf des Gahlener Bürgerforums steht jedoch fest, dass ein Wolf zu sehen ist. Aber wie kommt es zu so unterschiedlichen Sichtweisen auf ein und dasselbe Bild? Das Phänomen kennt man als „Kippbild“: Bekannt geworden ist beispielsweise eine Zeichnung von 1915, bei der die einen eine alte Frau, die anderen ein junges Mädchen sehen.

Die Zeichnung „Meine Frau und meine Schwiegermutter" ist eines der bekanntesten Kippbilder. © William Hill, Wikimedia Commons
Als „multistabiles Wahrnehmungsphänomen“ wird so etwas auch bezeichnet. Beim Sehen versucht das Gehirn bekanntermaßen das, was von den Rezeptoren ankommt, sinnvoll zu interpretieren. Dabei kann es auch zu Wahrnehmungswechseln kommen, sodass das Bild „kippt“.
Konturen des Tierkopfes nachgezeichnet
Mit dem Nachzeichnen der Kopf-Konturen des Tiers im vorliegenden Bild der Nachtsichtkamera kann man mit einer Bildbearbeitung die unterschiedlichen Wahrnehmungen verdeutlichen.

Mit der Bildbearbeitung wurden die Konturen der vermeintlichen Katze auf dem Bild der Nachtsichtkamera nachgezeichnet. © privat
Das sehen die „Katzenbefürworter“, die sich vor allem auf den oberen Teil des Tiers konzentrieren und dort den Kopf vermuten. Wobei die Ohren im Verhältnis schon reichlich groß erscheinen.

Hier wurden mit der Bildbearbeitung die „Wolfs-Konturen" nachgezeichnet. © privat
Hier wurden die Konturen nachgezeichnet, die das „Wolfslager“ sieht. So wirkt das Tier natürlich sofort wesentlich größer. Der „Katzenkopf“ wäre bei dieser Betrachtung nur etwa ein Drittel des gesamten Wolfsschädels.
Bei starker Vergrößerung des Originalbilds scheint die Mund-Nasen-Partie der „Katze“ eher das Blatt des Strauchs zu sein. Doch das Bild ist unscharf. Ob die Attacke auf die Schafe von einem Wolf verübt wurden, kann zweifelsfrei vielleicht in einigen Wochen die Gen-Analyse belegen.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
