Schalkes getrübte Freude

Schalke 04

Mit einer #stehauf-Aktionswoche macht der FC Schalke 04 in diesen Tagen Front gegen Diskriminierung und jede Form von Ausgrenzung.

Gelsenkirchen

, 05.02.2020, 17:53 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ein Pokalabend voller Emotionen: Schalke-Trainer David Wagner.

Ein Pokalabend voller Emotionen: Schalke-Trainer David Wagner. © dpa

Deshalb wird heute um 12 Uhr auf dem Vereinsgelände offiziell der Ernst-Alexander-Weg eingeweiht, der an ein jüdisches Vereinsmitglied erinnert, das aus dem FC Schalke 04 im Jahre 1933 ausgeschlossen und 1942 im Vernichtungslager Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordet wurde.


Zwei Tage vor diesem Termin wurde Schalke auf bestürzende Art und Weise vor Augen geführt, dass ihre Arbeit im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit notwendiger denn je ist. Denn beim 3:2-Pokalerfolg gegen Hertha BSC nach Verlängerung sorgte ein rassistischer Vorfall dafür, dass der Fußball völlig in den Hintergrund trat. Die Herthaner hatten nach dem Spiel erklärt, dass ihr Abwehrspieler Jordan Torunarigha durch Affenlaute verunglimpft worden sei.

Kontrollausschuss ermittelt



In der Mixed-Zone, dort wo die Journalisten mit Spielern und Trainern der Vereine nach dem Ende der Partie sprechen, ging es deshalb nicht mehr um Schalkes famose Aufholjagd nach einem 0:2-Rückstand, den Einzug in das DFB-Pokal-Viertelfinale oder das spektakuläre Siegtor von Benito Raman, sondern um Torunarigha. Dieser habe wegen rassistischer Äußerungen von den Rängen „auf dem Platz geweint und wollte aufhören“, berichtete ein geschockter Benito Raman. „Ich habe ihm Mut zugesprochen und gesagt, dass er weitermachen soll“, so der Stürmer.


Die Schalker Vereinsführung war geschockt. Sportvorstand Jochen Schneider entschuldigte sich bei dem Deutsch-Nigerianer und fand deutliche Worte. „Da gibt es null Toleranz. Mit fehlt jegliches Verständnis für Vollidioten dieser Art“, und kündigte an: „Wir werden alles dafür tun, dass man diejenigen, die dafür verantwortlich sind, ausfindig macht und mit Konsequenzen belegt“.



„Gemeinsam mit der Polizei Gelsenkirchen, dem Sicherheitsdienst und internen Quellen wird der Fall ausführlich geprüft“, war auf der Schalker Homepage zu lesen. Mittlerweile hat auch der DFB-Kontrollausschuss Ermittlungen aufgenommen.

Rote Karte für David Wagner



Weil sich Vorkommnisse dieser Art in den vergangenen Jahren gehäuft haben, hat Schalke seit Beginn dieser Saison eine #stehtauf-Anlaufstelle in der Veltins-Arena eingerichtet, wo solche Vorfälle angezeigt werden können. Insofern stehen die Chancen nicht schlecht, die Täter mithilfe von Zeugen dingfest machen zu können.

Vielleicht hat das unmögliche Verhalten eines Teils des Publikums den Impuls dafür gegeben, dass der aufgebrachte Torunarigha nach einem Foul von Omar Mascarell am Spielfeldrand eine Getränkekiste auf den Boden warf und deshalb in der Verlängerung die Gelb-Rote Karte (100.) sah. Schalke-Trainer David Wagner, der ihm aufhelfen wollte, sah zu allgemeiner Überraschung die Rote Karte (102.). Ob dem 48-Jährigen eine Sperre für den DFB-Pokalwettbewerb droht, ist offen. Schneider geht von einem Freispruch aus.


Wagner forderte für die Zuschauer, die Torunarigha beleidigten, schnelle Konsequenzen: „In England wird derjenige sofort gepackt und dann raus“, berichtete der Coach, der von 2015 bis 2019 Huddersfield Town trainierte.

Während des Spiels habe er die Rufe nicht gehört. „Am Ende müssten beide Mannschaften, Offizielle und der Schiedsrichter das mitbekommen. Wenn wir dann sagen, wir kicken nicht weiter, dann kicken wir nicht weiter. Da hätte ich überhaupt kein Problem damit. Aber das musst du während des Spiels mitbekommen und nicht danach. Danach kannst du dich nur dafür entschuldigen“, so der Schalker Trainer nach einem denkwürdigen Pokalabend, der einen bitteren Beigeschmack hinterließ.

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