Christian Heidel und seine verfehlte Personalpolitik

Schalke hat Millionen verbrannt

Die Ära Markus Weinzierl entpuppte sich auf Schalke als teures Missverständnis, Manager Christian Heidel musste die Notbremse ziehen. Seine nächsten Personalentscheidungen müssen sitzen, Amine Harit könnte der erste Neuzugang heißen. Der neue Coach Domenico Tedesco soll die Königsblauen zurück auf die europäische Bühne führen.

GELSENKIRCHEN

12.06.2017, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Schalke-Manager Christian Heidel (M.) hat mit der Verpflichtung und vorzeitigen Entlassung von Trainer Markus Weinzierl viele Millionen Euro in den Sand gesetzt.

Schalke-Manager Christian Heidel (M.) hat mit der Verpflichtung und vorzeitigen Entlassung von Trainer Markus Weinzierl viele Millionen Euro in den Sand gesetzt.

Es ist wie immer nach einem Trainerwechsel beim FC Schalke 04: Der Auserwählte - in diesem Fall Domenico Tedesco - wird von denjenigen, die ihn verpflichtet haben, über den grünen Klee gelobt. Ihm werden herausragende Fähigkeiten attestiert, sei es in der Mannschaftsführung, bei der Spielanalyse oder in Sachen Innovationsfreude. Und obwohl die Saison auf Platz zehn im tristen Bundesliga-Mittelmaß endete, ändert sich an der Schalker Anspruchshaltung für die nächste Spielzeit natürlich nichts. Die Rückkehr auf die internationale Fußball-Bühne soll es schon sein.

Berg von Arbeit für Tedesco

Ob man damit einem 31 Jahre alten Trainerneuling in der Bundesliga, der gerade mal drei Monate Zweitliga-Erfahrung aufweist, einen Gefallen tut, wird man sehen. Auf Tedesco wartet jetzt erst einmal bis zum Trainingsauftakt Anfang Juli ein Berg von Aufgaben, die zügig abgearbeitet werden müssen.

Da muss zum Beispiel geklärt werden, welche Veränderungen er im Trainerteam vornehmen wird. Sein Vorgänger Markus Weinzierl hatte Wolfgang Beller und Tobias Zellner aus Augsburg als Co-Trainer mitgebracht. Normalerweise ist es üblich, dass ein neuer Cheftrainer mit Assistenten seiner Wahl arbeitet. Deshalb wäre es keine Überraschung, wenn Beller und Zellner gehen müssten. Allerdings hat Tedesco in Aue im Trainerteam keine Veränderungen vorgenommen. „Es wird auf dieser Personalebene keinen großen Umbruch geben“, so Manager Christian Heidel im Gespräch mit dieser Zeitung.

Ära Weinzierl als teures Missverständnis

Die „Ära Weinzierl“ bleibt dennoch ein teures Missverständnis. Addiert man die Gehälter von Weinzierl und seinen Co-Trainern sowie das Verpassen der Europa-League, hat Schalke rund 20 Millionen Euro verbrannt. Und es könnten noch mehr werden, denn wenn man Spieler wie den enttäuschenden Benjamin Stambouli von der Gehaltsliste bekommen will, wird man zu finanziellen Kompromissen genötigt sein.

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Umso wichtiger ist eine bessere Personalpolitik für die neue Spielzeit. Noch hat Schalke keinen externen Neuzugang für die neue Saison unter Vertrag. Heidel hatte versprochen, dass bis zum Trainingsstart der Kader nahezu komplett sein werde.

Interesse an Amine Harit 

Bestätigt hat jetzt Nantes-Boss Waldemar Kita, dass die Königsblauen sowie mehrere Klubs aus England an Amine Harit interessiert seien. Harits Vertrag in Nantes läuft noch bis 2020. Laut Kita bewegen sich die Angebote in Sachen Ablösesumme für das Talent zwischen 12 Millionen und 15 Millionen Euro. Harit ist im Zentrum sowie auf der linken Außenbahn einsetzbar. Heidel: „Wir haben uns nach dem Spieler erkundigt. Aber entschieden ist noch nichts.“

Flexible Spieler haben bei Tedesco einen hohen Stellenwert. Das geht schon auf dem Trainingsplatz los. Dort bindet er seine Schützlinge mit ein, ein bis ins Detail vorgeplantes Programm gibt es nicht. „Ich muss mit den Spielern in einen Dialog treten, muss sie fragen, warum sie das so und das so gemacht haben. Einfach nur erklären, bringt nicht viel. Sie müssen selbst erkennen, wo die Fehler liegen, dann können sie die auch abstellen“, erklärt Tedesco kürzlich im „Kicker“.

Bevorzugt im 3-4-3-System

In Aue ließ Tedesco meist ein 3-4-3-System spielen, wechselte aber auch gerne während des Spiels die Formation. Benedikt Höwedes und Co. werden sich also auf ein noch intensiveres Taktikstudium einstellen müssen, mit regelmäßiger Videoanalyse inklusive.

von dpa

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