Lüftungsanlagen in Schulen: Politik will böse Überraschungen vermeiden

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Lüftungsanlagen in Schulen: Politik will böse Überraschungen vermeiden

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Trotz 850 Unterschriften und einer Millionen-Förderung gab es im Ausschuss keinen Beschluss für Raumlufttechnische Anlagen in Schulen. Einige offene Fragen sollen erst geklärt werden.

Raesfeld

, 30.11.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

850 Unterschriften aus dem Umfeld der beiden Raesfelder Grundschulen wurden dem Ausschussvorsitzenden Volker van Wasen zu Beginn des Bauausschusses am Montagabend überreicht. „Ein klares Votum der Elternschaft“, so van Wasen.

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Nicht so klar ist allerdings, was der Einbau von 70 Raumlufttechnischen Anlagen (RLT) in den drei Raesfelder Schulen tatsächlich kosten würde, die die Virenlast senken und manuelles Lüften entbehrlich machen sollen. Die Gemeinde hatte zunächst Kosten von 1,435 Millionen Euro ermittelt, von denen 80 Prozent gefördert würden. Allerdings handelt es sich bei der Summe um eine Kostenschätzung, die von 20.500 Euro pro Gerät und Klassenraum ausgeht.

Dass man die Abschreibungskosten von 75.000 Euro pro Jahr nicht einfach aus der Rechnung nehmen kann, wie es manche Elternvertreter gern gesehen hätten, machte Bürgermeister Martin Tesing deutlich: „Diese Rechtsauffassung ist falsch.“ Zur Abschreibung sei man verpflichtet, auch wenn es jetzt eine Bundesförderung gebe. Wenn die Geräte nach etwa 15 Jahren kaputt gingen, müssten sie erneut angeschafft werden. Tesing: „Wir gehen nicht davon aus, dass ein weiterer Zuschuss vom Bund gestellt wird.“

„Wollen das Projekt nicht totreden“

„Wir wollen das Projekt absolut nicht totreden“, sagte Dietmar von Berswordt (CDU), aber es sei wichtig, dass offene Fragen im Vorfeld geklärt seien. Von Berswordts Sorge, dass die Geräte im Betrieb zu laut für den Schulbetrieb sein könnten, konnte Bernd Roters, Chef der Bauverwaltung, zerstreuen. „Die Geräuschentwicklung ist so gering, dass es nicht stören würde.“

Geklärt werden müsse laut von Berswordt aber auch, ob die Wände die notwendigen Kernbohrungen aushalten oder ob durch den Einbau der RLT-Anlagen neue Brandschutzauflagen nötig seien. „Wenn man zwei Löcher übereinander bohrt und oben liegt ein Sturz drauf, ist das ein statischer Eingriff, der zu berücksichtigen ist“, sagte Roters. Die Brandschutzfrage sei bislang nicht geprüft worden. Wie hoch die Wärmerückgewinnung solcher Anlagen sei, wollte Roters nicht schätzen. Bislang habe man erst eine RLT-Anlage in der Mensa der Julia-Koppers-Gesamtschule eingebaut.

Nicht auf Herstellerangaben verlassen

Bernhard Bölker (CDU) warnte nach den Erfahrungen mit dem Umbau von Kellerräumen in der Sebastian-Schule davor, den Brandschutz außer Acht zu lassen. „Man sollte mit einem Brandschutz-Ingenieur sprechen und sich nicht auf Firmenangaben verlassen, dass das alles so glatt laufen kann.“ Die Furcht der CDU: Jetzt den Kauf der Geräte beschließen - und am Ende dürfen diese gar nicht eingebaut werden.

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Christoph Angrick (UWG) und Helmut Hellenkamp (SPD) warnten hingegen davor, zu viel Zeit verstreichen zu lassen. „Ich habe gerade Angst vor den Zahlen“, gestand Angrick angesichts von sechs Infizierten und 15 Quarantänefällen allein in der letzten Woche an der Sebastian-Schule. „Wir sollten das Bestmögliche machen“, forderte Hellenkamp, der sich immer wieder emotional in die Diskussion einmischte: „Nächstes Jahr stehen wir vor der sechsten Welle.“ „Man sollte auch für die fünfte und sechste Welle gerüstet sein“, so Ursula Weiß (UWG), die bezweifelte, dass alle Kinder dann geimpft sein werden.

Einbau nicht im Schulbetrieb

Tesing: „Wir würden mit den Maßnahmen in der vierten Welle keine Abhilfe schaffen können.“ Frühestens in den Sommerferien könne man die Anlagen einbauen. Sehr unvorteilhaft für Schüler und Lehrer wäre ein Einbau der RLT-Anlagen, der frühestens sechs Wochen vor den Sommerferien möglich sei, während des Schulbetriebs, so Roters auf Nachfrage Hellenkamps: „Wir müssen eine Menge Löcher bohren.“

Einstimmig beschloss der Ausschuss, dass die offenen Fragen zu Brandschutz, Statik, Wärmerückgewinnung und zur energetischen Betrachtung bis zur nächsten Sitzung des Ausschusses geklärt werden sollen und das Thema erneut vorgelegt wird.