Corona: 1,15 Millionen Euro Förderung für Lüftungsanlagen in der Klasse

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Corona: 1,15 Millionen Euro Förderung für Lüftungsanlagen in der Klasse

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Mehr als eine Million Euro Förderung sind der Gemeinde Raesfeld für Lüftungsanlagen in Klassenzimmern zugesagt worden. Eine Empfehlung will die Verwaltung trotzdem nicht abgeben.

Raesfeld

, 21.11.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Inzidenz bei 0- bis 19-Jährigen liegt im Kreis Borken so hoch wie noch nie in der Corona-Pandemie. Kontrovers diskutiert werden die Lüftungsanlagen in Klassenzimmern aber schon seit Monaten in der Raesfelder Politik, nachdem die FDP und die SPD Anträge auf Raumluftfilter in Klassenräumen gestellt hatten.

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Die Anschaffung mobiler Raumluftfilter wurde von den Politikern im März 2021 abgelehnt, stattdessen beschloss man den Kauf von CO2-Messgeräten, „deren Einsatz sich in den vergangenen Monaten bewährt hat“, so Markus Büsken (Erster Beigeordneter). Im August kam das Thema erneut auf die Tagesordnung und die Verwaltung wurde beauftragt, die Planungen und Kosten für stationäre Raumlufttechnische Anlage (RLT) vorzulegen.

Thema erneut im Bauausschuss

Das hat die Verwaltung nun getan. Der Bauausschuss wird sich am 29. November mit dem Thema befassen. Die große Mehrheit der umliegenden Kommunen lehne eine Beschaffung solcher Anlagen ab, so Büsken nach einer Abfrage. Sechs Kommunen im Kreis Borken bauten sogenannte Abluftventilatoren ein, die von Elternvertretern und Schulleitungen in Raesfeld aber abgelehnt werden. Nur die Stadt Gronau habe wie Raesfeld Förderanträge für RLT-Anlagen eingereicht.

Die RLT-Anlagen sind über zwei Kernbohrungen pro Klassenzimmer mit der Außenwelt verbunden. Luft wird von draußen über ein recht voluminöses Gerät angesaugt, die verbrauchte Luft nach außen transportiert. Und: „So entsteht im Idealfall ein fast virenfreies Raumklima dank einer integrierten Wärme- bzw. Kälterückgewinnung. Im Gegensatz zu Ablauftventilatoren und Luftreinigungsgeräten sind RLT-Anlagen geräuscharm“, so Büsken. Durch die eingesetzte Technik könnten Heizkosten eingespart werden.

Hohe Kosten für Investition und Betrieb

Dem stehen hohe Investitions- und Betriebskosten gegenüber. 26 Räume in der Sebastian-Schule, 14 in der Silvesterschule und 30 Räume in der Julia-Koppers-Gesamtschule würden bei einer Ausstattung mit RLT-Anlagen mit 1,435 Millionen Euro zu Buche schlagen. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hat Raesfeld für jede Schule einen Förderantrag gestellt, die alle positiv beschieden wurden.

Es bleibt jedoch bei einer 80-prozentigen Förderung ein gemeindlicher Eigenanteil von 287.000 Euro. Und der ist nicht das Ende der Fahnenstange: Denn der Betrieb (Stromkosten, Wartung und Abschreibung) würde pro Jahr fast 105.000 Euro kosten. Hinzu kommt, dass der Brandschutz weitere Erfordernisse und Kosten mit sich bringen könnte.

Erst Mitte des Jahres einsatzbereit

Hinzu kommt: Wenn die Anlagen frühestens im Juni 2022 einsatzbereit wären, könnte die Pandemie bereits mit ganz anderen Augen als jetzt betrachtet werden. Es dürfe aus Sicht der Verwaltung nicht außer Acht gelassen werden, so Büsken, „wonach Impfstoffe voraussichtlich in Kürze auch schon für Kinder ab fünf Jahren“ verfügbar seien.

Büsken: „Im Ergebnis ist zu bedenken, dass ein Beschluss zur Anschaffung der RLT-Anlagen keinen Beitrag zur Bewältigung der aktuell vorhandenen sogenannten vierten Coronawelle leisten kann. Die Verwaltung hat daher davon abgesehen, einen Beschlussvorschlag zu unterbreiten.“ Ein solcher soll nach der Diskussion im Bau- und Umweltausschuss formuliert werden.