Hans-Dieter Strohmann stimmte als einziges Ratsmitglied gegen den Einbau von Raumlufttechnischen Anlagen in den Raesfelder Schulen. Unter anderem weil er eine Verunstaltung der Fassaden befürchtet, wie sie die Gemeinde in einer Fotomontage vorgestellt hatte.

© Gemeinde Raesfeld/CDU

Lüftungsanlagen für Schulen: Hans-Dieter Strothmann ist dagegen

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Der Rat stimmt den Lüftungsanlagen für Raesfelder Schulen zu. Doch ausgerechnet Hans-Dieter Strothmann, der seit Jahrzehnten für Schulen und Jugend eintritt, ist dagegen. Und erklärt, warum.

Raesfeld

, 22.02.2022, 11:33 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nach dem einstimmigen Beschluss im Bauausschuss, dass in allen Raesfelder Schulen im Sommer sogenannte Raumlufttechnische Anlagen eingebaut werden sollen, war die Zustimmung des Rates am Montagabend eigentlich eine Formsache. Bernhard Bölker (CDU) verwies erneut darauf, dass die Überprüfung bei Statik und Brandschutz notwendig gewesen sei. Dies war von Elternvertretern kritisiert worden.

„Wir bedauern, dass wir solche Anlagen noch nirgendwo haben und besichtigen können“, sagte Bölker. Bis auf die Stadt Gronau gibt es im Kreis Borken keine Kommune, die ebenfalls den Einbau der RLT-Anlagen beschlossen hat. Ziel der Anlagen ist es, die Virenlast in den Klassenräumen zu senken.

Volker van Wasen (UWG) teilte seine Freude mit, „dass letztlich ein einstimmiges Votum getroffen wurde“ - er hoffe, dass die Schulen „ins nächste Schuljahr mit den Geräten starten können“.

„Ich halte diese Entscheidung für falsch“

Einstimmig war das Votum allerdings nur im Bauausschuss, denn im Rat stimmte Hans-Dieter Strothmann (CDU) gegen die Mehrheit und seine eigene Fraktion. „Ich halte diese Entscheidung abweichend von der Meinung der CDU-Fraktion für falsch und nicht vertretbar“, so Strothmann.

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Strothmann ist seit mehr als 20 Jahren stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde, seit Jahren Vorsitzender des Schulausschusses, war über 20 Jahre Vorsitzender des Jugendwerkes und sechs Jahre Schulpflegschaftsvorsitzender in Borken. Die Entscheidung dürfte sich Strothmann also nicht leicht gemacht haben, zumal: „Ich habe selbst Enkel in den Schulen.“

„Verunstaltung der Außenfassaden“

Mit dem Einbau der Anlagen verbunden sind „280 Kernbohrungen in die Gebäudestruktur der Schulen“ und laut Strothmann eine „Verunstaltung der Außenfassaden“. Zudem gehe die Gemeinde Raesfeld mit den Anlagen einen Sonderweg. Dass es so einfach gewesen sei, den Förderbescheid über 80 Prozent von einer Investition von 1,4 Millionen Euro zu erhalten, zeigt für Strothmann, wie wenig Interesse bei anderen Kommunen an diesem Verfahren bestehe - „bei gleicher Sorge um die Gesundheit der Kinder“, so Strothmann, der sich und anderen nicht das Gegenteil vorwerfen lassen wolle.

Mit Stoßlüften oder einer „Ventilatoren-Technik wie in Borken“ oder auch „mobilen Luftreinigern bei extremen Außentemperaturen“ hätte für Strothmann, der sich auf Experten-Meinung etwa des Umweltbundesamts beruft, das Problem der Virenlast in Klassenzimmern ebenso bewältigt werden können.

„Da kommen manchem Raesfelder Bürger Zweifel“

Auch wenn es die Förderung gebe, handele es sich immer noch um Steuergelder, so Strothmann. „Da kommen manchem Raesfelder Bürger Zweifel an der Richtigkeit des Beschlusses“ - dies sei ihm mehrfach persönlich zugetragen worden. Die Eltern trügen nicht nur Verantwortung für ihre Kinder, sondern auch die gesamte Gemeinde, so Strothmann. Aus seiner langen Erfahrung als Schulpflegschaftsvorsitzender wisse er aber auch, „welcher Druck auf den Vorsitzenden lastet“.

Strothmann sprach auch den Antrag der SPD an, die gefordert hatte, dass die Gemeinde auch auf die Träger der Kindertagesstätten hinwirken möge, dass diese ebenfalls Raumtlufttechnische Anlagen einbauen.

„Ich kann das selbst nicht mittragen und werde deshalb bei der Beschlussfassung dagegen stimmen“, so Strothmann. Bei der Abstimmung war er dann nicht der einzige, der nicht mit „Ja“ stimmte: Bürgermeister Martin Tesing enthielt sich der Stimme.