Gemeinde soll Bäume pflanzen, „die es so gut wie gar nicht gibt“

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Gemeinde soll Bäume pflanzen, „die es so gut wie gar nicht gibt“

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Mit 129.000 Euro fördert das Land die Pflanzung von 258 Bäumen im Gemeindegebiet. Doch es sollen Bäume sein, die es laut Bauamtsleiter „so gut wie gar nicht gibt“.

Raesfeld

, 22.01.2021, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

An einem Förderaufruf des Landes mit dem Titel „Grüne Infrastruktur NRW“ hatte sich die Gemeinde Raesfeld im September/Oktober 2020 beteiligt. „Das war aus zwei Gründen interessant“, so Bürgermeister Martin Tesing. Zum einen, weil man mit der 100-Prozent-Finanzierung für das Pflanzen von Bäumen „einen Schub für den Klimaschutz“ erwarte und weil man einen seit 2010 bestehenden Landschaftsplan, der Standorte im Gemeindegebiet für Baumpflanzungen vorgab, nun umsetzen könne.

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Eile war bei der Antragstellung geboten. „Wir mussten sofort Standorte benennen: Das hätten wir mit Einbeziehung des Ausschusses nicht geschafft“, sagte Tesing im Umweltausschuss auf Nachfrage von Helmut Hellenkamp (SPD). Der regte an, wieder einen Grünflächenausschuss zu bilden, der über das Thema Standorte beraten könne. Tesing entgegnete: „Sie sind immer ein bisschen schneller als ich“, denn diesen Vorschlag habe er auch machen wollen. „Die Standorte der Bäume sind nicht das Evangelium, die kann man auch ändern.“

„Wir kommen jetzt schon in die Pflanzzeit rein“

Zu bedenken ist allerdings, dass die Bäume bis zum 31. August gepflanzt sein müssen. „Wir kommen jetzt schon in die Pflanzzeit rein“, so Tesing, der sich für eine zeitnahe Umsetzung aussprach.

Doch es gibt noch ein Problem. Das Land gab vor, dass heimische Bäume gepflanzt werden müssen. Und diese müssten zertifiziert sein. Bernd Roters, Leiter der Bauverwaltung, schilderte, dass die Zertifizierung von Beginn der Lebensdauer des Baumes gelten müsse, was vor 15 Jahren so gut wie niemand getan habe. „Diese Bäume gibt es so gut wie gar nicht.“

Zertifikats-Vorgabe ist ein Problem

Man sei gerade dabei, das Paket mit der Bezirksregierung abzustimmen, so Roters. Die Zertifikatsvorhabe „macht die Sache ein bisschen schwierig“, sagte Tesing, da die geforderten Bäume auf dem Markt in dieser Anzahl kaum zu erwerben seien. Andere der 40 Förder-Kommunen hätten das selbe Problem bereits geäußert.

Grundsätzlich positiv sahen die Ausschussmitglieder die geplante Pflanzoffensive. Benedikt Limberg (CDU) fragte nach, ob es nach den Problemen mit Eichenprozessionsspinnern noch eingebracht sei, etwa am Vennekenweg 17 Stieleichen zu pflanzen. Roters entgegnete, dass der Eichenprozessionsspinner „normalerweise nur auf die deutsche Eiche“ gehe: „Auf die Stieleiche geht er nicht drauf.“

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Auf Nachfrage von Johannes Lülf (UWG), ob man Wassersäcke gegen die Trockenheit der letzten Jahre an den Bäumen anbringe, sagte Roters, dass man 50 solcher Säcke angeschafft habe. „Wir werden das testen.“ An einer Verkehrsinsel an der Straße „Zum Michael“ waren beispielsweise vier Säulenhainbuchen aufgrund der Trockenheit eingegangen, die nun ersetzt werden sollen.

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