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Einkaufen in Olfen ohne Termin: „Für uns ist die Öffnung jetzt das A und O“
Corona
Im Kreis Coesfeld dürfen die Geschäfte wegen niedriger Inzidenz auch ohne Termin öffnen. Wir haben am ersten Tag mit einer Ladeninhaberin und Kunden aus Olfen gesprochen.
Es ist kalt, windig und regnerisch am ersten Tag, an dem in Olfen ohne Anmeldung eingekauft werden kann. Der Marktplatz ist fast leergefegt, und nur ein paar einzelne Menschen gehen zielstrebig in Jacken gewickelt von Geschäft zu Geschäft. Nein, das Wetter lädt wirklich nicht zum Bummeln ein. Im Kreis Coesfeld dürfen alle Geschäfte seit Donnerstag, 11 März, auch ohne Termin öffnen. Gab es vorher nur Ausnahmen für Blumengeschäfte oder seit Kurzem auch für Buchhandlungen, kann jetzt auch das Schuhgeschäft oder die Boutique wieder Kunden hereinlassen.
Die wenigen Kunden, die da sind, freuen sich über die Öffnungen. Eine junge Mutter isst mir ihren Sohn ein Eis, nach erfolgreichem Einkauf im Schuhgeschäft Pettrup: „Wir waren jetzt hier, um Kinderschuhe zu kaufen. Das ist schon was anderes, als wenn man die im Internet bestellt. Die muss man anprobieren.“ Dads sie ohne Termin einfach in den Laden gehen kann, freut sie, aber auch, wenn sie vorher eine Uhrzeit hätte vereinbaren müssen, wäre das für die junge Olfenerin nicht schlimm gewesen. Eine Lüdinghausenerin findet es geradezu ungewohnt, wieder normal in Geschäfte zu gehen: „Das fühlt sich schon ein bisschen komisch an. Einfach so da reinzugehen und sich mal wieder ein bisschen umzusehen. Das ist schon ein Stück Normalität.“

In Olfen war es am Donnerstag (11.3.) Mittag ziemlich leer. Wind und Regen sorgten nicht gerade für Einkaufslaune. © Nora Varga
Kunden wollen gelassen einkaufen
Auch im Schreibwarenladen und Buchhandel BBS ist man erleichtert über die Öffnung. Der Laden darf wegen der Sonderregelungen schon seit Montag wieder Kunden empfangen. Trotzdem freut sich Inhaberin Karin Hohmann darüber, dass alle Geschäfte geöffnet werden dürfen. Auch, dass die Regeln wieder einheitlich sind, findet die Inhaberin gut: „Bei uns haben am Montag auch Leute angerufen, die einen Termin machen wollen. Man merkt, dass viele von den unterschiedlichen Regeln überfordert sind.“ Für die Buchhandlung hat das im Vorhinein viel Arbeit bedeutet: „Wir hatten bisher ja nur einen Tischverkauf vorne an der Tür und haben dafür natürlich auch alles hingestellt und die Deko-Tische näher an das Schaufenster gebracht.“
Auch auf Kundenseite ist die die Erleichterung groß: „Die Menschen freuen sich auch, einfach mal wieder stöbern zu können. Vor allem bei den Büchern ist das was ganz anderes. Da lässt man sich eher nochmal inspirieren, wenn man vor dem Regal steht.“ Nach Monaten der Pandemie habe sich zudem das Kundenverhalten geändert: „Die Menschen sind gerade eher bereit, nochmal Geld auszugeben. Man kauft sich dann mal Dekoration oder eine schöne Tasche, und viele sagen dann `das gönne ich mir jetzt‘, weil man wegen Corona auf so viel verzichtet hat.“ Generell lägen Dekorationsartikel im Trend, „viele Kunden möchten es sich einfach schöner machen.“
Keine Shopping-Tourismus in Olfen
Obwohl die Innenstadt ziemlich leer ist, tummeln sich einige Kunden auf Abstand im BBS. Es wird viel geschaut, beraten und noch mehr geschaut. Zwar ist die Öffnung ein erster Schritt in Richtung Normalität, für das BBS-Team hat sich trotzdem viel geändert: „Wir haben viel mehr online gemacht, zum Beispiel über Facebook und Instagram. Das ist wirklich bei den Leuten angekommen.“ Finanziell waren die Wochen der Schließung ein echtes Problem: „Das ist natürlich nicht gut gewesen, deswegen ist die Öffnung für uns jetzt das A und O.“
In der Olfener Innenstadt gibt es aber auch Kunden, die mit den Öffnungen hadern. Eine Dame erzählt: „Es ist natürlich schön, wenn es eine gewisse Flexibilität gibt, aber man muss die Ansteckungsgefahr trotzdem weiter berücksichtigen.“ In Olfen ist Shopping-Tourismus bisher offenbar kein Problem. Während in einigen Städten mit unbegrenzten Öffnungen viele Kunden aus dem Umkreis anreisen, sind in Olfen an diesem Donnerstag kaum fremde Kennzeichen zu sehen.
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
