Das ist das Fazit von Familie Sieger zum E-Auto-Test
E-Auto Test
Das Fahrrad liegt im Kofferraum, als der Olfener Familienvater Christian Sieger am Montag mit dem E-Auto nach Selm fährt. Dieses Mal nicht, um dort zu laden oder einzukaufen, sondern um es wieder abzugeben – erst einmal.

Nach 14 Tagen Endet der E-Auto-Test © Foto: Sylvia vom Hofe
Christian Sieger nickt. Das falle ihm jetzt schon ein wenig schwer, sein E-Auto wiederabzugeben: In den vergangenen 14 Tagen habe er sich an das E-Auto gewöhnt: „Eine aufschlussreiche Testphase“, sagt der 46-Jährige, der sich unter rund 50 anderen Bewerbern als E-Auto-Tester der Ruhr Nachrichten durchgesetzt hatte. Am Montag endete die Zeit des Stromerns – mit neuen Erkenntnissen
Fahrrad als Alternative
„Ich kann mir inzwischen tatsächlich vorstellen, umzusteigen auf ein E-Auto“, sagt Sieger, als er zum vorerst letzten Mal das Ladekabel für die Strom-Tankstelle im Kofferraum verstaut. „Sicher, die Reichweite ist eingeschränkt, aber damit kann man umgehen lernen.“ Der Mann, der das sagt, kennt sich mit begrenzten Reichwerten aus. Christian Sieger ist leidenschaftlicher Radfahrer.
Nur um das E-Auto zu testen, ist er in den vergangenen zwei Wochen gelegentlich mit dem Wagen zur Arbeit nach Castrop-Rauxel gefahren. Normalerweise nimmt er das Rad – auch bei klirrenden Minustemperaturen.
Ehefrau Yvonne ist die Autofahrerin in der Familie. Sie bringt die beiden Kinder (drei und sechs Jahre alt) zur Schule und in die Kita und fährt zur Arbeit nach Selm. „Die meiste Zeit steht das Auto aber“, sagt Christian Sieger: entweder am Annette-Kolb-Weg vor der Haustür oder auf dem Parkplatz von Yvonne Siegers Arbeitgeber Saria. „Eigentlich Ideal für ein E-Auto“, meint Christian Sieger: „Da ist immer genug Zeit, um Strom zu laden.“
Energiebilanz
Ökostrom, wie er ergänzt. „Denn bei Strom aus Kohlekraftwerken würde die Energiebilanz des E-Autos sehr schlecht aussehen.“ Sieger rechnet darin auch die Herstellung des Fahrzeugs – insbesondere der Batterie – mit ein, bei der CO2 freigesetzt werde. Vorausgesetzt, grüner Strom wird getankt, wie es der Energieversorger Innogy etwa versichert, sieht er sich aber auf der richtigen Seite. Anders als sein 16 Jahre alter Audi-Diesel setze das E-Auto unterwegs keine Stickoxide frei, die die Atemwege belasten.

Nach 14 Tagen Endet der E-Auto-Test © Foto: Sylvia vom Hofe
Im Praxis-Test der Siegers hat das E-Auto fast überall bestanden. Nur in zwei Bereichen gibt es Abzüge: bei der Langstrecke („eigentlich wollte ich meinen Bruder in Hamburg besuchen, aber mit den Ladepausen hätte die Fahrt eineinhalb Stunden länger gedauert – mindestens“, so Christian Sieger) und beim Kontakt mit Fußgängern und Radfahrern.
Überraschung für Passanten
Das vermeintlich aus dem Nichts auftauchende, geräuschlos dahin gleitende E-Auto erschrecke Passanten. „Mir fiel auf, dass auch Autofahrer, die mit dem Rücken zum fahrenden Verkehr parken, plötzlich die Tür öffnen, weil sie das E-Auto nicht gehört haben“, so der Familienvater. Für ihn steht fest: „Ein E-Autofahrer muss sich viel mehr darauf einstellen, übersehen zu werden.“
Die Ladesituation in Olfen mit zwei öffentlichen Ladestationen (bei Rott an der Schlosserstraße und hinter dem Rathaus an der Kirchstraße) findet der E-Auto-Tester der Ruhr Nachrichten ausreichend. „Wir haben außerdem regelmäßig nachts zuhause geladen.“
Was ihn und seine Frau noch schrecke: der relativ hohe Preis für Neuwagen. „Mein Kollege hat einen Gebrauchten gekauft und least den Akku, um gleichbleibende Leistung zu haben“, erzählt er. Vielleicht auch ein Modell für die Siegers, die dann das achte E-Auto in Olfen hätten? „Wir denken darüber nach“ – jetzt mit der E-Auto-Erfahrung sei das viel leichter.