Beim Einkaufen Energie tanken
Olfener Familie testet E-Auto
Der 15 Jahre alte Audi macht Pause. Familie Sieger fährt seit Montag E-Auto. Vater Christian (46) weiß bereits genau, welchen Knopf er drücken muss, damit die beiden Kinder auf der Rückbank vor Freude jauchzen.

Die Siegers (vorne) testen zwei Wochen lang ein E-Auto. An der Ladesäule in Selm vordem Bürgerhaus (Foto) „tanken“ sie. Foto: Sylvia vom Hofe
Eine Umstellung sei es schon gewesen, sagt Christian Sieger, „aber eine sehr angenehme“. Seit Montag fahren er und seine Ehefrau Yvonne fremd.
Der eigene Audi, ein 15 Jahre alter Diesel, macht zwei Wochen lang Pause. Stattdessen erledigt das Paar mit seinen beiden drei und sechs Jahre alten Kindern alle Fahrten mit einem Nissan Leaf: einem ein Jahr alten, reinen Elektroauto. Oder besser: fast alle Fahrten.
Ohne Anhängerkupplung
„Einmal musste ich umsteigen auf unseren Audi“, sagt Christian Steiger, der sich unter fast 50 anderen RN-Lesern mit seiner Familie als E-Auto-Tester durchgesetzt hat. Das habe weniger mit dem Antrieb vorne als mit etwas hinten zu tun. „Ich musste einen Anhänger bewegen“, sagt er. Der Leaf hat aber eben keine Anhängerkupplung. Damit ist er keine Ausnahme. Die meisten Hersteller legen fest, dass ihre E-Autos keine Objekte ziehen dürfen. Ausnahmen: das X-Modell von Tesla und der Nissan-Kleintransporter, ein Kastenwagen.
Still und ruhig
Der Rückgriff auf den Audi hat Christian Sieger gezeigt, wie sehr er sich innerhalb so kurzer Zeit bereits an da E-Auto-Fahren gewöhnt hatte. „Die Vibrationen in unserem alten Audi kamen mir nie so stark vor wie dieses Mal.“ Kein Wunder: Der Leaf verzichtet nicht nur auf Verbrennungsprozesse im Motor – und damit auf Stickoxide und Feinstaub. Er beschleunigt auch ganz ohne ruckelnde Schaltunterbrechungen. Schließlich hat er weder ein Getriebe noch eine Gangschaltung. Das ermöglicht es auch, viel schneller zu beschleunigen als mit einem Benziner oder Diesel: ein Umstand, der vor allem den dreijährigen Timon und seine sechsjährige Schwester begeistert. Und das hat mit einer Taste am Lenkrad zu tun.
Eco-Modus
„Eco“ steht darauf. Die Siegers fahren im Regelfall im Eco-Modus, der eine sparsame Fahrweise ermöglicht und und damit mehr Reichweite. Wenn Christian Sieger die Taste drückt, springt das antriebsstarke Auto förmlich nach vorne. „Meine Kinder haben auf der Rückbank dann regelmäßig einen Lachanfall“, sagt Christian Sieger. Er selbst lächelt dagegen nur: „Ich finde, das ist kein Autofahren, sondern Dahinschweben.“
An der Selmer Ladesäule
In drei Tagen hat er erst einmal laden müssen: „Ganz bequem beim Einkaufen.“ Während er mit seiner Familie die Lebensmittel für die nächsten Tage einsammelte, hat der Leaf zwischen Bürgerhaus und Burg Botzlar Strom aus der öffentlichen Innogy-Ladesäule geschluckt. Das Parken ist so lange, wie das Auto lädt, erlaubt. Und der Strom ist für den RN-Tester kostenlos.