Wird die alte FHF-Mensa wieder ein Ort der Kultur?
Geschichtsforscherin blickt zurück
Das Schloss Nordkirchen steht länger als 300 Jahre - und es ist noch voll funktionsfähig. Die Mensa nebenan aber - vor 46 Jahren erbaut - entspricht schon jetzt nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Die Pläne für die künftige Nutzung sind am Donnerstag Thema im Bauausschuss: Anlass für einen Rückblick.

Die Mensa der Fachhochschule für Finanzen: Architektur der 70er-Jahre die sich in das barocke Schlossgelände einfügt. Auch die Kunst im Foyer und auf dem Vorplatz ließe sich nicht einfach an einen anderne Ort versetzen, begründen die Architekten ihren Antrag auf Denkmalschutz.
Eine neue Mensa wird zurzeit im Sundernkomplex errichtet, wobei man sich die Frage stellt, ob man nicht mit einigen Umbauten das alte Gebäude für den Bedarf hätte herrichten können.
Damals, zu Beginn der 70er Jahre, galt die Mensa als fabelhafte Neuerung. Zuvor hatten die Schüler in drei Schichten im Souterrain des Schlosses die Mahlzeiten einnehmen müssen, die Küche war zu klein, und es war fast unmöglich, mit der damaligen technischen Ausrüstung 1400 Schüler zu versorgen. In der neuen Mensa aber richtete man im unteren Geschoss große Küchen, auch Gefrierräume zur Aufbewahrung von Fleisch ein und vor allem Aufzüge, die die Speisen nach oben transportierten.
Innerhalb von 46 Jahren gibt es viele technische Neuerungen, vor allem aber wurden auf europäischer Ebene strenge Gesetze für Großküchen erlassen, die zu berücksichtigen sind. Die Aufzüge in der Mensa sind völlig überholt, denn die Speisen müssen bei der Essensausgabe mindestens 70 Grad heiß sein. Der Produktionsort muss unmittelbar hinter der Verteilungsstätte liegen. Außerdem gibt es tiefe technische Veränderungen zur Energieersparnis und entsprechende Vorschriften für die Herstellung der Speisen.
Besondere Qualität der Architektur
Man verwendet heute meistens vorgefertigte Produkte, die große, Strom schluckende Kühlräume für die Lagerung von Fleisch, Gemüse und Kartoffeln überflüssig machen. Ein weiterer Punkt ist die Beheizung des Gebäudes. Sie ist aufwändig, vor allem wegen der gläsernen Fassade, deren schlecht isolierte Fenster echte Kältebrücken sind.
Eine umfassende Untersuchung, die die gesetzlichen Standards berücksichtigt, ergibt, dass es nicht möglich wäre, durch Umbaumaßnahmen den notwendigen modernen Standard für eine Mensa zu erreichen. Vor dem Abriss aber bewahrt sie der Antrag der Architekten Tanja Werner und Richard Dammann, der die besondere Qualität der Architektur hervorhebt.
Die Mensa wurde daraufhin unter Denkmalschutz gesetzt. In der Beurteilung heißt es, sie stelle den „Bezug zum imposanten Schloss und zur umgebenden Natur her.“ Die Mensa stehe ganz in der Tradition der von Mies van der Rohe gebauten „Neuen Nationalgalerie“ in Berlin, die 1968, zur Zeit der Planung der Mensa vollendet wurde.
Früher einmal bot die Mensa Kultur
Besonders wurde herausgestellt, dass die breite Treppe das Gebäude auf die Höhe des Schlossinnenhofes hebt, wobei die massiven Platten und das Dach die Horizontale betonen, die großen Fensterflächen der Vorderfront aber als Kontrast das Gebäude sehr leicht erscheinen lassen, ein Eindruck, der durch die großartige Spiegelwand des bekannten Künstlers Adolf Luther im Eingangsraum verstärkt wird. Bedeutend sind auch die vier runden Edelstahlplastiken von Erich Reusch, die die Horizontale wieder aufnehmen – ein kulturelles Ensemble das erhalten werden sollte.
Was wird aus der Mensa werden? Schon früher einmal bot sie Kultur für die Schüler und Studenten und die Bewohner der Umgebung. Auf der kleinen Bühne in der Mensa gastierten damals bedeutende Schauspieler und Unterhaltungskünstler. Charles Regnier, Lore Lorenz, Heidi Kabel, Jürgen von Manger, der junge Udo Lindenberg und viele andere schrieben sich ins Gästebuch. In den 1980er-Jahren wurde der Theaterbetrieb wegen der hohen Kosten eingestellt. Wie wird die Zukunft der Mensa sein? Vielleicht wieder ein Ort der Kultur? Eine spannende Frage!
Die Autorin Hildegard Schlutius ist Geschichtsforscherin.
Die Sitzung des Ausschusses für Planen und Bauen beginnt am Donnerstag, 4. September, um 17.30 Uhr im Bürgerhaus, Am Gorbach 2.