
© Karim Laouari
Nach langer Suche hat die Kirchengemeinde St. Mauritius endlich einen neuen Kirchenmusiker
Kirchengemeinde St. Mauritius Nordkirchen
Einfach war die Suche nach einem Nachfolger für Kantor Tobias Leschke für die Kirchengemeinde St. Mauritius nicht. Doch ausgerechnet der scheidende Kantor stellte den Kontakt zum Neuen her.
Der Abschied von Tobias Leschke als leitender Kirchenmusiker in Nordkirchen kam für die Kirchengemeinde St. Mauritius Ende 2018 überraschend und stellte sie vor eine Aufgabe: Wie lässt sich jemand, der so engagiert und motiviert nicht nur die Kirchenmusik, sondern den Gesang in der Gemeinde insgesamt gefördert und vorangebracht hat, ersetzen?
Nach monatelanger Suche und zwei Bewerbungsrunden hat die Kirchengemeinde seit dem 1. Juli mit Markus Reidegeld offiziell einen neuen Kirchenmusiker. Und auch bei dieser Verpflichtung war Tobias Leschke nicht ganz unbeteiligt.
Schon seit einigen Monaten in Nordkirchen
„Tobias und ich kennen uns schon sehr lange“, verrät Reidegeld und nippt an seinem Milchkaffee. Neben den drei Kirchen in der Gemeinde hat er schon jetzt einen weiteren Lieblingsplatz: das Schlaun-Café von Heinz Perrar. „Hallo, ich schon wieder“, sagt er und lacht, als er das Café betritt.
Dass sich Reidegeld, der sein Alter nicht verraten möchte, schon so zu Hause in der Schlossgemeinde fühlt, liegt auch daran, dass er eigentlich schon länger die Nordkirchener Kirchenmusik begleitet als erst seit dem 1. Juli.
Vorher in Dülmen tätig
Und hier kommt wieder Tobias Leschke ins Spiel: Als Leschkes Abschied feststand, habe er seinen Freund Reidegeld auf den Posten in der St.-Mauritius-Gemeinde angesprochen. „Der ganze Betrieb hier musste ja irgendwie weitergehen“, erklärt Reidegeld.

Markus Reidegeld war zuvor in Dülmen als mitarbeitender Kirchenmusiker tätig. © Karim Laouari
Seine Antwort auf Tobias Leschkes „Könntest du nicht...?“ sei aber erst einmal der Hinweis auf seine damals aktuelle Stelle gewesen. Reidegeld war mitarbeitender Kirchenmusiker in den Gemeinden St. Viktor in Dülmen und St. Pankratius in Buldern. Trotzdem half er, wo es ging, in Nordkirchen, Südkirchen und Capelle mit.
Zur Person: Kirchenmusiker Markus Reidegeld
Seine erste Messe habe Reidegeld mit zehn Jahren begleitet, sagt er. Danach war er gepackt von der Kirchenmusik. Ursprünglich hat der gebürtige Dülmener eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht, später aber aus seinem Hobby - der Musik - seinen Beruf gemacht. Trotzdem sagt er: Die kaufmännische Ausbildung helfe ihm immer noch jeden Tag, denn Kirchenarbeit sei oft auch Verwaltungsarbeit, bei der es helfe, wenn man sich zum Beispiel mit Bilanzen auskenne, so Reidegeld.In der Zwischenzeit suchte die Kirchengemeinde weiter nach einem neuen leitenden Kirchenmusiker, es zeigte sich aber zum Jahresbeginn 2019, dass der Markt für gute Kirchenmusiker „wie leer gefegt ist“, wie Pastor Gregor Wolters damals gegenüber dieser Redaktion sagte.

Der neue und der alte Kirchenmusiker an der Südkrichener Orgel: Markus Reidegeld (vorne) hat die Stelle von Tobias Leschke übernommen. © Carla Ross
Nach und nach wuchs in Markus Reidegeld die Begeisterung für die Menschen in der Kirchengemeinde St. Mauritius - und umgekehrt. Dabei half, dass Markus Reidegeld und Tobias Leschke zwei ähnliche Typen mit „ähnlichen Arbeitsweisen“ sind, wie Reidegeld sagt.
Leschkes Projekte weiterentwickeln
Schließlich bewarb sich Reidegeld doch auf die Stelle. Ein Selbstläufer sei das nicht gewesen, macht er deutlich. Es habe Mitbewerber für die Stelle gegeben und auch „ernsthafte Konkurrenz“.

Ein gewagtes Experiment war der Spontanchor, der Ende August mit nur einer Stunde Vorbereitung ein kurzes Konzert gab. © Carla Ross
Vieles, was Tobias Leschke in seiner Zeit seit 2016 angestoßen hatte, wird Markus Reidegeld weiterführen. Die Kinderchöre zum Beispiel, oder die Projektchöre. Ende August startete er beispielsweise einen Versuch, der auch für Leschke zu gewagt gewesen wäre, wie er seinem Nachfolger sagte. Ein Spontanchor, der sich nur eine Stunde lang auf sein Kurz-Konzert vorbereiten konnte. Der Versuch glückte: Über 20 Sängerinnen und Sänger machten mit. Der Kirchenmusiker ist immer noch begeistert von der Spontaneität der Gemeindemitglieder aus allen Ortsteilen.
Wie für seinen Vorgänger steht auch für Markus Reidegeld die Arbeit mit den neuen Kinderchören in der Gemeinde im Fokus. Diese will er weiterführen. Musikalisches Potenzial sieht er noch bei den Kindern und Jugendlichen, die die Grundschule verlassen haben. „Nach der vierten Klasse gibt es leider in Nordkirchen nicht viele Möglichkeiten“, erklärt der Kirchenmusiker und könnte sich vorstellen, Chorarbeit für Kinder und Jugendliche auf den Weg zu bringen.
„Ich will verschiedene Formate ausprobieren“, sagt Reidegeld.
Ein Beispiel ist das Choralamt, das am 7. September (Samstag, 18.30 Uhr) in der Mauritiuskirche stattfinden wird. Das werde teilweise auf Latein vorgetragen. Reidegeld wolle damit zeigen, wie vielfältig Kirchenmusik sein kann.