Missbrauchsfälle im Bistum Münster: Gutachten wird mit Spannung erwartet
Missbrauchsfälle
Dass Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche bekannt geworden sind, hat Leid der Betroffenen öffentlich gemacht. Im Bistum Münster ist der 13. Juni ein besonderer Tag im Bemühen um Aufklärung.
Am 13. Juni wird die Historikerkommission der Westfälischen Wilhelms-Universität ihre Ergebnisse zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster vorstellen. Münsters Bischof Dr. Felix Genn sagt dazu: „Wir wissen bis zur Veröffentlichung nicht, was in dem unabhängigen Gutachten steht.“ Dafür hätten die Wissenschaftler Zugriff auf alle Akten (Personalakten, Missbrauchsakten, Unterlagen im Archiv und Geheimarchiv) seit 1945 gehabt, versichert Genn. Im Hinblick auf den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche erklärt der Bischof: „Das Unvorstellbare, das vielfach geschehen ist, hat die Seelen der Betroffenen bis ins Tiefste verletzt.“
Die Taten, aber auch der Umgang mit sexualisiertem Missbrauch hätten die katholische Kirche Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei den Menschen gekostet, wird Bischof Genn weiter in einer Pressemitteilung des Bistums Münster zitiert. Es gelte, alle Fälle aufzuklären und die Verantwortlichen zu benennen.
Betroffene haben sich getroffen
In einer Informationsrunde wies Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp noch einmal darauf hin, dass bei Kenntnis von neuen möglichen Taten umgehend der Interventionsbeauftragte des Bistums, Peter Frings, einzuschalten sei. Gemeinsam mit seinem Kollegen Stephan Baumers von der Stabsstelle Intervention und Prävention erläuterte Frings unter anderem den Umgang mit Betroffenen im Bistum. Anders als andere Diözesen werde es in Münster bewusst keinen Betroffenenbeirat geben, dessen Mitglieder vom Bischof berufen werden: „Wir gehen einen eigenen Weg“, sagte Frings. „Indem wir die Selbstorganisation der Betroffenen unterstützen“, fügte Baumers an. Ein erstes Treffen Betroffener habe zu Beginn des Jahres an einem unbekannten Ort in Münster stattgefunden. Daran habe niemand vom Bistum teilgenommen.
Die Prävention sei im Bistum seit vielen Jahren ein wichtiges Thema, darauf wies die Präventionsbeauftragte Ann-Kathrin Kahle hin. Man sei dabei mit den Pfarreien auch durch die Präventionsfachkräfte vor Ort gut vernetzt.
Nach der Veröffentlichung des Gutachtens werde man dies in den darauffolgenden Tagen lesen und studieren, nannte Winterkamp das weitere Vorgehen nach dem 13. Juni. Die Mitglieder der Historikerkommission, unterstrich Winterkamp die Worte von Bischof Genn, hätten in völliger Freiheit geforscht: „Nichts und niemand hat sie an ihrer Arbeit gehindert.“
Der Interventionsbeauftragte Peter Frings rechnet damit, dass sich nach der Veröffentlichung weitere Betroffene melden. Deshalb sei geplant, noch am selben Tag eine Hotline zu starten.
Vorwürfe unter anderem gegen zwei Pfarrer
Schon seit mehreren Jahren ist bekannt, dass es Vorwürfe gegen zwei bereits verstorbene Pfarrer gibt, die in Kirchen in Nordkirchen und Selm gearbeitet haben: Alfred Albeck und Theo Wehren.
Im März 2019 war bekannt geworden, dass Alfred Albeck in mehreren gleichlautenden anonymen Briefen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wird. Albeck, der 2002 gestorben ist, war von 1961 bis 1964 Kaplan in St. Konrad in Werne und von 1973 bis 1984 Pfarrer in der Gemeinde St. Mauritius in Nordkirchen. Gegen den ebenfalls bereits verstorbenen Theo Wehren wurden im Juni 2019 Missbrauchsvorwürfe bekannt: Er war bis 1969 Kaplan in der Gemeinde St. Josef in Selm.