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Missbrauch im Bistum Münster: 2,5 Millionen seit 2010 an Betroffene gezahlt
Fälle aus Selm und Nordkirchen
Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Bistum Münster läuft - auch gegen zwei verstorbene Pfarrer, die in Selm, Werne und Nordkirchen tätig waren, gibt es Vorwürfe. Bald könnte es Neuigkeiten geben.
Die Zahlen sind gewaltig - und verdeutlichen, wie groß die Betroffenheit im Bistum Münster ist: 2,5 Millionen Euro hat das Bistum seit 2010 nach eigenen Angaben an Menschen gezahlt, die durch Mitarbeiter der katholischen Kirche Opfer sexueller Gewalt geworden sind. 212 Anträge auf die sogenannten Anerkennungsleistungen seien bislang eingegangen - darunter auch welche, die in Zusammenhang mit Nordkirchen und Selm stehen. Schon seit mehreren Jahren ist bekannt, dass es Vorwürfe gegen zwei bereits verstorbene Pfarrer gibt, die in Kirchen in diesen beiden Orten gearbeitet haben: Alfred Albeck und Theo Wehren.
Zu den beiden Fällen: Im März 2019 war bekannt geworden, dass Alfred Albeck in mehreren gleichlautenden anonymen Briefen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wird. Albeck, der 2002 gestorben ist, war von 1961 bis 1964 Kaplan in St. Konrad in Werne und von 1973 bis 1984 Pfarrer in der Gemeinde St. Mauritius in Nordkirchen. Gegen den ebenfalls bereits verstorbenen Theo Wehren wurden im Juni 2019 Missbrauchsvorwürfe bekannt: Er war bis 1969 Kaplan in der Gemeinde St. Josef in Selm.
Studie soll noch dieses Jahr vorgestellt werden
Beides, so hatte es der Historiker Bernhard Frings im vergangenen Jahr im Gespräch mit der Redaktion gesagt, sind relativ prominiente Fälle. Bernhard Frings gehört zu einer Expertenkommission, die sich seit 2020 mit der Aufarbeitung der Verbrechen beschäftigt. Und das unabhängig, wie die Forscher und auch das Bistum betonen. Schon bald könnte es Neuigkeiten zu den Fällen Albeck und Wehren geben: Das Bistum Münster hat in einer Pressemitteilung angekündigt, dass im Juni die Ergebnisse der Expertenkommission vorgestellt werden sollen.
„Die Ergebnisse werden auch den Verantwortlichen des Bistums erst bekannt werden, wenn sie von den Wissenschaftlern veröffentlicht wurden. In Kürze wird außerdem eine Aufarbeitungskommission berufen werden, die unabhängig vom Bistum Münster tätig sein wird“, heißt es in der Pressemitteilung des Bistums weiter.
Ob durch die historische Arbeit in den Akten und Gespräche mit Betroffenen die Fälle aus Nordkirchen und Selm vollständig aufgeklärt werden können? Das ist eher unwahrscheinlich, hatte Bernhard Frings schon im vergangenen Jahr gesagt.
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.
