Nicht nur 3 Euro sind zu bezahlen bei Coronatests (Symbolfoto), wenn eine Hochzeit ansteht. Vollzahler müssen tiefer in die Tasche greifen.

Nicht nur 3 Euro sind zu bezahlen bei Coronatests, wenn etwa eine Hochzeit ansteht. Vollzahler müssen tiefer in die Tasche greifen. © dpa

Inzidenz im Kreis Coesfeld: Hochzeit musste ausfallen

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Eigentlich wollten sie heiraten am Samstag. Der Standesbeamte stand bereit, der Termin im Schloss Nordkirchen war lange gebucht, doch das Paar musste absagen - wegen Corona.

Nordkirchen/Kreis Coesfeld

, 10.07.2022, 16:20 Uhr / Lesedauer: 3 min

Karl Lauterbachs Warnung hallt nach: „Sommerwelle ernst nehmen, aber nicht in Panik geraten.“ Das hatte der Gesundheitsminister Mitte Juni gesagt. Auch das Paar, das sich am Samstag in Nordkirchen das Ja-Wort geben wollte, wird sie gehört haben. Dass die beiden den Termin mit dem Standesbeamten abgesagt haben, geschah aber nicht aus Panik - weder vor der Bedeutung des Augenblicks, noch vor der der Sommerwelle, sondern aus Verantwortung. Die beiden hatten abgesagt, weil sie sich vorsorglich hatten testen lassen. Einer der beiden ist positiv.

Die „Risikoexposition“, Hochzeit zu feiern

„Risikoexposition“ nennt der Gesetzgeber eine Hochzeit. Damit ist nicht etwa das Risiko gemeint, dass der Traum vom Glück zu zweit vielleicht doch noch platzen könnte, sondern das Risiko, sich mit Covid anzustecken. Das ist in Innenräumen - und auch im Sommer wird meistens innen gefeiert - deutlich größer als draußen, erst recht beim Feiern. Auch wer ein Konzert besuchen will, hat eine solche „Exposition“. So ist es in der zum 30. Juni erneuerten Coronavirus-Testverordnung nachzulesen, die den zuletzt kostenlosen Schnelltest grundsätzlich abgeschafft hat.

Die Ausnahme bilden besonders gefährdete Menschen. Das sind unter anderem Kinder unter 5 Jahren, Schwangere, Besucher und Mitarbeiter von Krankenhäusern und Pflegeheimen, pflegende Angehörige sowie Menschen mit Behinderungen und deren Betreuungskräfte oder Infizierte, die sich „freitesten“ wollen. Brautleute gehören dazu nicht.

Sie bilden die Gruppe derer, die für die Durchführung eines Schnelltests nur einen Eigenanteil zahlen müssen: besagte 3 Euro. Neben ihnen und anderen Innenraum-Gästen gehören Menschen dazu, die am Tag der Testung „Kontakt zu Personen haben werden, die ein hohes Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken“, wie es heißt: also „Menschen ab 60 Jahren und/oder mit Vorerkrankungen“. Auch alle, die durch die Corona-Warn-App einen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko erhalten haben.

9,50 und 10 Euro für Tests in Nordkirchen zahlen

Wer die Vergünstigung in Anspruch nehmen will - also eben diese 3 Euro -, müsse einen Nachweis erbringen: etwa die rote Kachel der Warn-App vorzeigen. „In einigen Fällen wird eine Teilnahme an einer Veranstaltung auch aus sich heraus plausibel sein, etwa bei Dorffesten im eigenen Dorf oder bei entsprechender Kleidung im Umfeld eines traditionellen Festes“, heißt es beim Gesundheitsministerium. Dazu dürften auch Hochzeitsanzug und Brautkleid gehören.

Im Schloss Nordkirchen geben sich gerne Paare das ja-Wort-vorausgesetzt, das Corona-geschehen lässt das zu.

Im Schloss Nordkirchen geben sich gerne Paare das ja-Wort-vorausgesetzt, das Corona-geschehen lässt das zu. © Pascal Albert (Archiv)

Alle anderen müssen den vollen Preis zahlen. Bei den beiden Nordkirchener Testststellen sind das 9,50 Euro (DRK-Corona-Testzentrum, Schloßstraße 4) und 10 Euro bei der Bären-Apotheke (An der Mühle 12). Andernorts liegt der Preis durchaus höher.

Und was ist mit Menschen, die verdächtige Symptome bei sich registrieren wie Husten, Fieber und Schnupfen oder auch Magen-Darm-Symptome? „Symptomatische Patientinnen und Patienten sollten zum Arzt gehen und sich dort testen lassen“, schreibt das Gesundheitsministerium. Die Abrechnung erfolge über die Krankenkassenkarte.

RKI: „Deutlich höhere Zahl an Atemwegserkrankungen“

Ob Covid oder nicht: Die Zahl der Deutschen, die sich wegen akuter Atemwegserkrankungen behandeln lassen, liege zurzeit „deutlich über den Werten im Sommer vorpandemischer Jahre“, wie das RKI am Donnerstag in seinem Wochenbericht mitteilte.

Auch wenn im Fall der aktuellen Omikron-Varianten des Coronavirus` die Krankheit milder verläuft als bei Varianten vom Delta-Typ und viele Menschen geimpft oder bereits genesen sind: Wie notwendig das Testen gerade im Kreis Coesfeld ist, zeigt ein Blick auf die aktuelle Entwicklung der 7-Tages-Inzidenz. Der zurückliegende Donnerstag (7. 7.) war dabei ein besonderer Tag für den Münsterland-Kreis. Zum zweiten Mal seit dem 10. Juni lag die 7-Tages-Inzidenz knapp unter 1000 - aber damit immer noch deutlich über dem NRW-Durchschnitt, den das Robert-Koch-Institut am, Sonntag (10. 7.) mit 632,6 beziffert. Bundesweit liegt er bei 672,9.

Kreisgesundheitsamt nennt keine ortsscharfen Zahlen mehr

Wie stark die einzelnen elf Städte und Gemeinden im Kreis Coesfeld jeweils betroffen sind, lässt sich derzeit nicht feststellen. Seit zwei Wochen liefert die Kreisverwaltung keine entsprechenden ortsscharfen Angaben mehr. „Damit entlasten wir unser Kreisgesundheitsamt, dessen Personalsituation nach wie vor sehr angespannt ist“, sagte Kreis-Gesundheitsdezernent Detlef Schütt. Ließ sich zuletzt ein Zusammenhang zwischen örtlichen Schützenfesten und anderen Veranstaltungen sowie einem Hochschnellen der Infektionszahlen feststellen, ist das inzwischen nur noch zu vermuten.

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Was im Fall der Ansteckung zu tun ist, bleibt dagegen genau geregelt, wie die Kreisverwaltung Coesfeld mitteilt: „Covid-19-infizierte Personen müssen sich auch unabhängig davon, ob sich das Gesundheitsamt bei ihnen meldet oder nicht, unverzüglich isolieren.“ Die Flitterwochen - diese Zeit, in der sich die frisch Vermählten nur aufeinander konzentrieren und die Außenwelt ein Stück weit von sich abschließen - hatte sich das Paar, das am Samstag seine Trauung abgesagt hat, bestimmt anders vorgestellt.