Geplantes Hotel-Quartier Nordkirchen Möglicher Partner ist in finanzieller Schieflage

Hotel-Quartier Nordkirchen: Möglicher Partner in finanzieller Schieflage
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Das geplante sogenannte Hotel-Quartier in Nordkirchen besteht aus mehreren Mosaiksteinen: Hotel, Hallenbad, Erweiterungsbau für die Oberstufe der Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule, medizinisches Versorgungszentrum, Kindertagesstätte und rund 200 Wohneinheiten.

Im Quartier sollen vier Baueinheiten entstehen, die synergetisch - so ist die Formulierung der Investoren - Leben für jung und alt, Bildung, Tourismus und altersgerechtes Wohnen vereinen. Das südliche Wohnareal auf mehr als 25.000 Quadratmetern beinhaltet eine Mehrgenerationenwohneinheit mit Wohnungen für Familien, sogenannten Silver-Ager-Wohngemeinschaften, Service-Appartements und sogenannten Micro-Appartements.

Für den Bereich Wohnen möchte der Investor - die IGP-Gruppe - über die IGP med GmbH die Convivo-Gruppe ins Boot holen. Die Convivo-Gruppe gehört zu den großen Wohn- und Pflegeheim-Betreibern und soll die Wohngebäude betreiben. Die Gruppe sei angetreten, „Pflege in die Mitte der Gesellschaft zu holen“, wie Rebecca Bernsdorf, Convivo-Expansionsleiterin, während einer Bürgerversammlung im Bürgerhaus Nordkirchen im September 2022 sagte. Das sei ein wichtiger Baustein des Wohnprojekts, das den Titel Convivo Park tragen soll. Neben einer Tagespflege soll auch ein Pflegedienst im Wohnquartier stationiert werden. Es soll Service-Wohneinheiten (betreutes Wohnen) geben, aber auch Wohnungen, in die beispielsweise junge Familien und Senioren einziehen können.

Insolvenzantrag

So weit die Pläne. Doch jetzt scheint es, als ob dunkle Wolken über dem geplanten Hotel-Quartier aufziehen. Der in mehreren Bundesländern tätige Wohn- und Pflegeheimbetreiber Convivo mit Sitz in Bremen hat für wesentliche Gesellschaften des Unternehmens Insolvenzanträge gestellt. Das gab Convivo bekannt und das hat das Amtsgericht Bremen als Insolvenzgericht bestätigt. Convivo vereint nach eigenen Angaben mehr als 100 Pflegeeinrichtungen, die größtenteils im Nordwesten Deutschlands liegen, und beschäftigt rund 4800 Mitarbeiter.

Welche Auswirkungen hat dieser Insolvenzantrag auf das Projekt Hotel-Quartier Nordkirchen? Diese Frage haben wir Nordkirchens Bürgermeister Dietmar Bergmann und auch Dr. Stephan Engels, Geschäftsführer der IGP med GmbH, am Mittwochvormittag, 25. Januar, gestellt. Muss die Gemeinde jetzt mit dem Investor IGP nochmal neu ins Gespräch gehen, um einen neuen Partner für das Wohnen im Hotelquartier zu finden? Ist das gesamte Projekt Hotelquartier gefährdet? Befürchtet die Gemeindespitze jetzt zumindest zeitliche Verzögerungen?

Nach Abstimmung mit Dr. Stephan Engels nimmt Bürgermeister Dietmar Bergmann für die Beteiligten dazu Stellung: „Wir sind von Dr. Engels darüber informiert worden. Man musss aber an dieser Stelle einen Schritt zurück gehen. Convivo ist als einer der möglichen Betreiber vorgestellt worden. Es gibt keine vertraglichen Bindungen zwischen dem Investor, Dr. Engels und Convivo.“ Das Wohnen gehöre zu den Teilbausteinen des Gesamtkonzepts für das Hotel-Quartier Nordkirchen. In der Priorität für die Gemeinde Nordkirchen sei als Erstes wichtig den Erweiterungsbau für die Gesamtschuloberstufe, das Hallenbad und das Hotel zu realisieren. „Wir bereiten die vertraglichen Verpflichtungen für einen Investor in diese Richtung vor“, führt der Bürgermeister aus. „Das Wohnen ist uns auch wichtig, aber in der Priorität sind die anderen Dinge von uns zunächst einmal weiter nach vorne gesetzt.“

Auf dieser Fläche zwischen der Straße Am Gorbach (Foto) und der Schloßstraße soll das Hotel-Quartier Nordkirchen entstehen.
Auf dieser Fläche zwischen der Straße Am Gorbach (Foto) und der Schloßstraße soll das Hotel-Quartier Nordkirchen entstehen. © Arndt Brede (Archiv)

Es gebe aber in Deutschland weitere Betreiber von Service-Wohnen. „Außerdem soll nicht das ganze Wohnquartier sofort errichtet werden, sondern entsprechend den Bedarfen“, betont Dietmar Bergmann. „Insoweit ist es natürlich bedauerlich, dass ein solches Unternehmen Insolvenzantrag stellen muss. Aber in keinster Weise ist das gesamte Hotel-Quartier gefährdet.“

Vor dem Hintergrund der Prioritäten sei es auch nicht so, dass die Gemeinde zeitliche Verzögerungen befürchte. „Wir sind jetzt gehalten, als Gemeinde mit Dr. Engels die Eckpunkte für das Hallenbad und den Erweiterungsbau für die Oberstufe festzulegen. Gleichzeitig bereiten wir den städtebaulichen Vertrag vor, in dem die Verpflichtungen des Investors enthalten sind.“

Wie geht es in Sachen Betreiber für das geplante Service-Wohnen im Hotel-Quartier Nordkirchen weiter? Laut Bürgermeister Bergmann wird Dr. Stephan Engels nach wie vor an einem Service-Wohn-Angebot arbeiten und Gespräche mit entsprechenden Akteuren führen.

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