Das Jahr 2022 war ereignisreich in Nordkirchen - das hatte vor allem mit einem großen Jubiläum zu tun: Die Gemeinde feierte ihren 1000. Geburtstag mit vielen unterschiedlichen Veranstaltungen - viele Highlights waren dabei, die in Erinnerung bleiben werden. Mit Blick auf die Politik gab es vor allem ein Thema, das kontrovers diskutiert wurde. Wir blicken zurück auf die vergangenen 12 Monate.
Alltagsmenschen als Geburtstagsgäste

Tausende Menschen sind 2022 nach Nordkirchen gekommen, um sich die Alltagsmenschen anzuschauen. Von April bis Oktober waren die überlebensgroßen Betonfiguren der Künstlerinnen Christel und Laura Lechner zu Gast in der Gemeinde. Ein absoluter Publikumsmagnet und großes Highlight aus dem Jahr 2022.
Die Freiluft-Ausstellung war Teil der Feierlichkeiten zum 1000. Geburtstag des Ortes Nordkirchen. 50 Alltagsmenschen standen für sechs Monate an unterschiedlichen Stellen in allen Ortsteilen von Nordkirchen. Besonders prominent war dabei die lange Tafel im Schlosspark. Auf dem Tisch stand eine große Geburtstagstorte, an den Stühlen rundherum saßen die Figuren aus Beton - und Ausstellungsbesucher, die die Szene besonders gern für Erinnerungsfotos nutzten.
Nicht nur Gäste, auch die Nordkirchener Bevölkerung hatte die Figuren bald lieb gewonnen. Entsprechend groß war auch die Entrüstung, als einzelne Figuren während der Ausstellung Opfer von Vandalismus wurden. Der kleine Junge am Kreisverkehr in Südkirchen und der Fotograf aus einer Alltagsmenschen-Gruppe an der Kinderheilstätte waren Ziel der Gewaltausbrüche von Unbekannten, die bislang noch nicht aufgeklärt wurden.
Ob es nach der Abreise der Alltagsmenschen Mitte Oktober noch mal ein Wiedersehen mit den Figuren in Nordkirchen geben wird, ist noch offen. Zumindest gibt es laut Aussage der Gemeinde Überlegungen, die erfolgreiche Ausstellung in den kommenden Jahren noch einmal zu wiederholen.
Das umstrittene Hotelprojekt

Das wohl umstrittenste Thema des Jahres war in Nordkirchen das Hotelprojekt. Das hat eine ziemlich lange Vorgeschichte und sah im Laufe der Zeit auch schon ziemlich unterschiedlich aus. 2022 fand sich dann aber ein neuer Investor. Er plant auf der Fläche hinter der Sporthalle am Gorbach den Neubau eines Hotels mit 120 Betten. Außerdem sollen ein Schwimmbad, ein medizinisches Zentrum und Gebäude mit etwa 200 Wohneinheiten entstehen.
Bedenken gibt es viele - von Anwohnern, aber auch von der Denkmalschutzbehörde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Da geht es um die Nähe des Neubauprojektes zum Schloss Nordkirchen. In einer Stellungnahme heißt es: „Mit den Neubauten kommt es sowohl in der Umgebung dieses Denkmals als auch im überlieferten Gefüge von Dorf und Schoss Nordkirchen zu einer Verdichtung von Nutzungen.“ Das rufe aus gartendenkmalfachlicher und auch aus städtebaulicher Sicht erhebliche Bedenken hervor.
Auch von Bürgerinnen und Bürgern wurden Bedenken vorgetragen. Kritik gibt es am Ausmaß der Bebauung, viele noch offene Detailfragen zur Schulerweiterung und zu den Nutzungsbedingungen des Hallenbades.
Trotz der vielfach geäußerten Bedenken hat der Rat der Gemeinde in einer Sondersitzung den Weg zur weiteren Planung frei gemacht. Bei fünf Gegenstimmen (die Grünen und ein CDU-Mitglied) stimmte der Rat für den nächsten Schritt auf dem Weg zur Flächennutzungsplanänderung. Jetzt müssen die Planunterlagen öffentlich ausgelegt werden, bevor der Rat dann noch einmal über die Änderung des Flächennutzungsplans abstimmen muss, um Baurecht zu schaffen. Die Flächennutzungsplanänderung wird im Anschluss der Bezirksregierung Münster zur Genehmigung vorgelegt. Das Hotelquartier wird Nordkirchen also die nächsten Jahre noch weiter beschäftigen.
Nordkirchens erste Montgolfiade

Eine weitere Veranstaltung im Zuge der 1000-Jahr-Feierlichkeiten lockte Tausende Menschen nach Nordkirchen. Zum ersten Mal hat im Juni eine Montgolfiade in der Gemeinde stattgefunden. 18 Heißluftballone sind auf der Wiese hinter der Sporthalle Am Gorbach in die Luft gestiegen. Ein Schauspiel am Himmel, das Strahlkraft weit über Nordkirchen hinaus hatte.
Ausrichter des Events war - wie bei den Alltagsmenschen auch - die Gemeinde Nordkirchen. „Ich war richtig gerührt“, sagte Nordkirchens Tourismusmanagerin Maike Teetz am 25. Juni, kurz nachdem die Ballone gestartet waren. So ging es auch vielen Besuchern, die zusahen, wie ein Ballon nach dem anderen zu dem Lied „Über den Wolken“ aufstieg. Rund 3000 Besucher waren laut Schätzungen der Veranstalter vor Ort.
Das Schloss auf der Kinoleinwand

Auch international hat Nordkirchen im Jahr 2022 Beachtung gefunden - und zwar auf der Kinoleinwand. Der Film „Spencer“ ist am 13. Januar in die Kinos gekommen. Das Schloss Nordkirchen spielt in dem Film nicht nur eine Nebenrolle. Es stellt in „Spencer“ den englischen Landsitz Sandringham dar. Dort soll die junge Lady Di sich entschieden haben, ihre Ehe mit Prinz Charles zu beenden. Schon im Frühjahr 2021 hatten die Dreharbeiten mit Hollywood-Star Kristen Stewart in Nordkirchen stattgefunden.
Rund 900 Menschen haben sich den Film im August in einer lauen Sommernacht im Open-Air-Kino in Nordkirchen angeschaut - also dort, wo er zu großen Teilen entstanden ist. Passend zum Film hat Schlossführerin Dr. Birgit Beisch außerdem viele Spencer-Führungen durch die Schlossanlage angeboten.
Viele gesperrte Straßen

Die vielen Straßenbaustellen haben die Menschen in Nordkirchen viele Nerven gekostet - vor allem diejenigen, die durch die Sperrungen immer wieder Umwege fahren mussten. Die L810 (Ermener Straße) als Verbindungsstraße nach Lüdinghausen war für mehrere Monate voll gesperrt, weil dort Sanierungsarbeiten stattgefunden haben. Eine Maßnahme, die sich das Land NRW zwei Millionen Euro kosten ließ. Und die dafür sorgte, dass sehr lange Umwege gefahren werden mussten. Seit August ist die Straße wieder freigegeben.
Auch die K2 als Verbindung von Selm und Nordkirchen war 2022 lange voll gesperrt. In mehreren Abschnitten ist die Neue Nordkirchener Straße saniert und mit einem Radweg ausgestattet worden. Ende September herrschte dort wieder freie Fahrt.
Die drei meistgeklickten Geschichten
Ein über Südkirchen kreisender Polizeihubschrauber hat die meisten Klickzahlen abgeräumt. Damals war ein Gerücht im Umlauf, dass in der Nähe des Sportplatzes Schüsse gefallen seien. Es blieb bei einem Gerücht. Wie die Polizei damals auf Anfrage der Ruhr Nachrichten klarstellte, habe der Hubschrauber lediglich nach einer verdächtigen Person gefahndet. Ein Zeuge hatte gemeldet, dass er eine Person mit einer Langwaffe gesehen habe. Die intensive Fahndung der Polizei blieb ohne Ergebnis.
Ein Artikel von November ist auf Platz zwei der meistgeklickten Artikel: Mit einem Schlag auf den Hinterkopf war ein Mann in Südkirchen niedergestreckt worden. Er war mitten in der Nacht auf dem Weg von einer Gaststätte nach Hause gewesen. Als er nach dem Schlag wieder zu sich kam, stellte er fest, dass seine Geldbörse geklaut worden war.
Kriminalität hat es auch auf Platz 3 der Meistgeklickten-Liste geschafft: Im November sind einem Fahrradgeschäft in Nordkirchen Räder im Wert von über 100.000 Euro gestohlen worden. Aus einem Container hatten die unbekannten Täter etwa 40 Fahrräder geklaut und dann abtransportiert.