Wie im Kreis Unna sind auch im Kreis Coesfeld die Rotavirus-Fälle im Vergleich zu 2021 gestiegen. Die richtige Einordung der Statistiken ist Dr. Mario Santamaria, Chefarzt am St. Marien-Hospital Lüdinghausen, wichtig.

Wie im Kreis Unna sind auch im Kreis Coesfeld die Rotavirus-Fälle im Vergleich zu 2021 gestiegen. Die richtige Einordung der Statistiken ist Dr. Mario Santamaria, Chefarzt am St. Marien-Hospital Lüdinghausen, wichtig. © picture alliance/St.Marien-Hospital

Anstieg von Rotavirus-Fällen: „2021 eignet sich weniger gut als Referenz“

rnKrankheiten

Auch im Kreis Coesfeld gibt es einen Anstieg der Rotaviren. Die Zahlen müssten jedoch in den richtigen Kontext gebracht werden, findet Dr. Mario Santamaria vom St. Marien-Hospital Lüdinghausen.

Olfen, Nordkirchen

, 02.09.2022, 08:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Kreis Unna sind Infektionen mit dem Rotavirus in diesem Jahr bereits vermehrt aufgetreten. Laut aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts ist ein deutlicher Anstieg von gemeldeten Rotavirus-Fällen im ersten Halbjahr zu erkennen. Dr. Mario Santamaria, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am St. Marien-Hospital Lüdinghausen, hat die Situation für den Nachbarkreis Coesfeld eingeordnet.

Im Krankenhaus selbst wurden im Jahr 2022 noch keine Rotavirus-Fälle verzeichnet, erklärt der Arzt auf Anfrage. Im vergangenen Jahr wurde ein Fall registriert, 2019 waren es insgesamt drei Fälle. Betrachtet man nun den gesamten Kreis Coesfeld, wird im Vergleich zu 2021 ein Anstieg gemeldeter Rotaviren deutlich. Bisher haben sich laut dem Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) 49 Menschen mit dem Virus angesteckt, 2021 wurden 16 Fälle registriert (bis September 2021: 7 Fälle, 2020: 37 Fälle).

Kein guter Vergleich mit dem Jahr 2021 möglich

Für Mario Santamaria eigne sich das vergangene Jahr aber weniger gut als Referenz. „In 2021 haben die Corona-Maßnahmen zu einer insgesamt niedrigeren Infektionsrate geführt. Wird das Jahr 2019 zum Vergleich hinzugezogen, kommen wir im Jahr 2022 im Kreis Coesfeld noch nicht an die Zahlen von 2019 heran, obwohl natürlich noch ein paar Monate fehlen.“

Was sind Rotaviren?

Rotaviren sind eine der häufigsten Ursachen für schwere Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern. Sie verursachen Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen. Im Vergleich zu anderen Durchfall-Erkrankungen verläuft die durch Rotaviren verursachte Erkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern häufig schwer. Sie reagieren besonders empfindlich auf den Flüssigkeits- und Salzverlust.

Dieser Meinung folgen auch andere Experten, die vermuten, dass die Lockerungen und die wieder steigenden Kontakte in diesem Jahr ein Grund für die Zunahme der Fälle ist. Andererseits hätten die Kontaktbeschränkungen, Abstands- und Hygieneregeln während der Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass viele Infektionskrankheiten zurückgingen.

Ein Blick auf die Zahlen im Kreis Unna zeigt einen ähnlichen Verlauf wie im Kreis Coesfeld. Insgesamt wurden dort für die erste Jahreshälfte bereits 60 Fälle registriert. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 30 Fälle, in 2020 wurden 35 Fälle gemeldet. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 waren es 77 Fälle.

Bestimmte Regeln bei einer Infektion beachten

Die Ständige Impfkommission empfiehlt laut AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock für Säuglinge eine Schluckimpfung gegen Rotaviren. Je nachdem welcher Impfstoff verwendet wird, sind zwei oder drei Impfstoffdosen in einem Mindestabstand von vier Wochen notwendig. Da in Deutschland laut Mario Santamaria kein einheitliches umfassendes System zur Erhebung von Impfdaten gibt, könne er jedoch keine Zahlen zur entsprechenden Impfquote im Kreis Coesfeld herausgeben.

Jetzt lesen

Weil Rotaviren hoch ansteckend und leicht übertragbar sind, können sich auch Erwachsene mit dem Virus infizieren. Die Übertragung erfolgt meistens über eine Schmierinfektion. Die Viren werden durch kleinste Stuhl-Reste an den Händen weitergegeben. Von der Hand gelangen die Erreger in den Mund und weiter in den Verdauungstrakt. Daher gilt es bestimmte Regeln zu beachten, wenn man an der Erkrankung leidet.

Zu einen sollte die erkrankte Person in einem Zimmer, bestenfalls mit eigenem WC, isoliert werden. Beendet werden kann diese Maßnahme laut Mario Santamaria zwei Tage nach Abklingen von klinischen Symptomen. Man sollte auf eine konsequente Händehygiene, ein Desinfizieren der Hände sowie einer täglichen Desinfektion von Flächen und häufigen Kontaktflächen achten. Durch die teilweise starken Durchfälle kann es zur Dehydration kommen, weswegen es wichtig, ist, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.