Dr. Roland Staudt ist Amtsarzt des Kreises Unna. Er hat steigende Fälle in Verbindung mit dem Rotavirus festgestellt.

Dr. Roland Staudt ist Amtsarzt des Kreises Unna. Er hat steigende Fallzahlen in Verbindung mit dem Rotavirus festgestellt. © Montage: Maximilian Konrad

Rotavirus-Fälle im Kreis Unna steigen: Kitas und Schulen als Infektionsherde

rnGesundheit im Kreis Unna

Der Rotavirus ist die häufigste Ursache für Durchfall-Erkrankungen bei Kindern. Nun taucht die Infektionskrankheit im Kreis Unna wieder häufiger auf. Der Amtsarzt nennt die Ursachen.

Kreis Unna

, 27.08.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Rotavirus-Infektionen sind im Kreis Unna wieder auf dem Vormarsch: Nach dem Infektionsschutzgesetz sind die gemeldeten Rotavirus-Fälle im ersten Halbjahr dieses Jahres deutlich angestiegen. Das geht aus aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor.

Insgesamt wurden für die erste Jahreshälfte bereits 60 Fälle registriert. Im gesamten vergangenen Jahr waren es nur 30 Fälle, in 2020 wurden 35 Fälle gemeldet. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 waren es noch 77 Fälle.

Schmierinfektionen als Übertragungsweg

„Steigende Zahlen sind darauf zurückzuführen, das die recht streng gehandhabten Hygieneregeln während der Corona-Jahre 2020 und 2021 jetzt wieder nachlassen“, sagt Dr. Roland Staudt, Amtsarzt des Kreises Unna.

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Er erklärt, dass Rotaviren als Schmierinfektion übertragen werden. „Gerade in Kitas, Schulen und anderen Gemeinschaftseinrichtungen ist das vermehrt zu beobachten, weil auch das Händewaschen und Desinfizieren nicht mehr so streng kontrolliert wird wie noch in den vergangenen beiden Jahren.“

STIKO empfiehlt Schluckimpfung

Zum Hintergrund: Rotaviren sind eine der häufigsten Ursachen für schwere Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern. Sie verursachen Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen.

Im Vergleich zu anderen Durchfall-Erkrankungen verläuft die durch Rotaviren verursachte Magen-Darm-Erkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern häufig schwer. Sie reagieren besonders empfindlich auf den Flüssigkeits- und Salzverlust.

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Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Säuglinge eine Schluckimpfung gegen Rotaviren. Je nachdem welcher Impfstoff verwendet wird, sind zwei oder drei Impfstoffdosen in einem Mindestabstand von vier Wochen notwendig.

Im Kreis Unna sind 83 Prozent der Säuglinge geimpft

Auf Anfrage unserer Redaktion berichtet die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), dass im vergangenen Jahr 2650 Säuglinge im Kreis Unna gegen Rotaviren geimpft wurden. Gemessen an der Gesamtzahl der Säuglinge entspricht das einer Impfquote von rund 83 Prozent. Zum Vergleich: In Westfalen-Lippe liegt die Impfquote bei rund 72 Prozent.

Da Rotaviren hoch ansteckend und leicht übertragbar sind, können sich auch Erwachsene mit dem Virus infizieren. Die Übertragung erfolgt meistens über eine Schmierinfektion. Die Viren werden durch kleinste Stuhl-Reste an den Händen weitergegeben. Von der Hand gelangen die Erreger in den Mund und weiter in den Verdauungstrakt. Die Ansteckung erfolgt über verunreinigte Gegenstände wie Handgriffe, Toiletten, Armaturen oder auch über Lebensmittel, auf denen Erreger haften.

Desinfektionsmittel und Händewaschen als Vorsorge

Neben Kleinkindern, die häufig die Hände oder Sachen in den Mund nehmen, sind auch Senioren und Menschen mit einem geschwächten Abwehrsystem gefährdet. Dazu gehört es, sich die Hände immer wieder zwischendurch gründlich mit Seife zu waschen und ein wirksames Desinfektionsmittel zu verwenden.

Da es keine Medikamente gegen Rotaviren gibt, werden nur die Beschwerden gelindert. Besonders wichtig ist es, genügend Flüssigkeit zuzuführen. Denn wenn der Flüssigkeitsverlust nicht ausgeglichen werden kann, kann der Zustand lebensbedrohlich werden.

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