Dr. Thomas Huth aus Fröndenberg in der Video-Sprechstunde mit einer Patientin aus Dortmund: Noch funktioniert die Übertragung.

Dr. Thomas Huth aus Fröndenberg in der Video-Sprechstunde mit einer Patientin aus Dortmund: Noch funktioniert die Übertragung. © Marcus Land

Krankschreibung in der Video-Sprechstunde – solange das Internet steht

rnÄrzte im Kreis Unna

Bei Erkältungen sollen Patienten wegen der Pandemie den Besuch einer Arztpraxis meiden. Sich in einer Video-Sprechstunde krank schreiben zu lassen, kann aber schwierig werden. Oft scheitert es am Internet.

Kreis Unna

, 18.08.2022, 15:31 Uhr / Lesedauer: 2 min

Video-Sprechstunden stoßen offenbar auf ein geteiltes Echo bei der Ärzteschaft. Während Patienten diese Möglichkeit gern annehmen, verärgert gerade Mediziner im ländlichen Raum ein technisches Problem: Die Verbindungen brechen oft ab.

Die Regelungen zur Videosprechstunde, die es bereits seit 2019 gibt, sind kürzlich sogar noch ausgeweitet worden: Statt ursprünglich bis zu 20 Prozent können mittlerweile bis zu 30 Prozent der Behandlungsfälle per Webcam erledigt werden.

Dr. Thomas Huth befürwortet die Kamera-zu-Kamera-Termine, und auch seine Patienten nähmen das Angebot gern an. „Die Akzeptanz ist da, denn es erspart ja auch Zeit“, sagt der Allgemeinmediziner.

Video-Sprechstunde in der Pandemie stark gefragt

Wenn etwa Befunde nach Operationen oder die Ergebnisse von Laboruntersuchungen besprochen werden sollen, biete sich eine Video-Sprechstunde geradezu an. Denn immer, wenn körperliche Untersuchungen nicht erforderlich sind, ist die Video-Variante eine Option.

Auch einen Vorzug gegenüber einem Telefonat sieht Huth: „Man sieht sich – das macht etwas aus.“ In seiner Praxis hat Huth die Mittagszeit für diese Gespräche mit seinen Patienten reserviert.

Schwarzer Bildschirm: Offenbar hat die schwankende Internetverbindung in Ardey die Video-Sprechstunde abrupt unterbrochen.

Schwarzer Bildschirm: Offenbar hat die schwankende Internetverbindung in Ardey die Video-Sprechstunde abrupt unterbrochen. © Marcus Land

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Besonders in der Pandemiezeit hat die Videosprechstunde im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) einen enormen Zuspruch erfahren. Vor der Pandemie rechneten je Quartal nur eine zweistellige Zahl der Mitglieder die Videosprechstunde ab.

In den Jahren 2020 und 2021 hingegen stieg die Zahl auf gut 3000 Ärzte sowie Psychotherapeuten je Quartal. Zuletzt sank diese Zahl wieder auf gut 2300 (3. Quartal 2021), wie die KVWL mitteilt.

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Entlang des Pandemie-Verlaufs schnellte auch die Zahl der Patienten in einer Video-Sprechstunde auf rund 45.000 pro Quartal hoch. Die Zahl ging im dritten Quartal 2021 wieder auf rund 26.000 Patienten zurück.

Patienten erhalten einen Link ins Arztzimmer

Arzt oder Psychotherapeut müssen einen zertifizierten Videodienstanbieter auswählen, der für einen reibungslosen und sicheren technischen Ablauf der Videosprechstunde sorgt. Patienten benötigen eine Internetanbindung per PC, Tablet oder Smartphone mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher.

Eine zusätzliche Software ist nicht erforderlich. Die Praxis sendet per E-Mail einen Link, den die Patienten daheim öffnen und der sie mit ihrem Arzt verbindet.

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Doch es gibt ein Problem. „Es funktioniert häufig nicht“, sagt Thomas Huth. Er hat seine Praxis in Fröndenberg-Ardey. Die Stärke des Internets sei sehr schwankend. „Oft läuft es so: Man hat gerade die Infos gegeben – und dann bricht es ab“, schildert Huth. „Was macht man dann also? Man ruft an.“

So wie an diesem Donnerstag, als Huth in einem kleinen Behandlungsraum sitzt und mit einer zugeschalteten Patientin Laborergebnisse bespricht. Plötzlich ist der Bildschirm schwarz, die Frau nicht mehr zu sehen und zu hören.

Störungen durch schwaches Internet verärgern

Kein Vorführeffekt, sondern ein wiederkehrendes Problem. In der Ärzteschaft, so der Geschäftsführer vom Gesundheitsnetz Unna, gibt es nach seinem Eindruck deswegen auch zurückhaltende Kollegen. Die häufigen Störungen führen zu Verärgerungen, „die es unattraktiv machen.“

Thomas Huth bleibt trotzdem ein Verfechter dieses digitalen Formats. Immerhin hatte die Patientin am Donnerstag nicht extra aus Dortmund anreisen müssen. Auch die KVWL sieht die Video-Sprechstunde als Mehrwert.

Bei einer Krankschreibung wegen leichten Atemwegsinfekten sind ein persönlicher Kontakt und auch eine Video-Sprechstunde übrigens nicht erforderlich: Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie ist sie inzwischen auch wieder per Telefon möglich. Die Sonderregelung gilt zunächst bis zum 30. November.