„Zauberflöte“ wird zur Spielshow auf Leben und Tod Mozart-Oper im Aalto-Theater

„Zauberflöte“ wird zur Spielshow auf Leben und Tod
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Magdalena Fuchsberger hat am Samstag am Aalto-Theater eine „Zauberflöten“-Demontage als erste Opernpremiere der Saison serviert. Große Teile des Publikums fühlten sich dabei wie im falschen Film, einige buhten anschließend lautstark.

Die aus Mozarts Salzburg stammende Regisseurin sieht die „Zauberflöte“ als Lehrstück darüber, wie die Welt heutzutage nicht sein sollte. Sie lässt Tamino und Pamina sowie Papageno und Papagena in eine sterile, futuristische Spielwelt namens „Aesculab“ eintreten, wo sie ihre Persönlichkeit verlieren und fremdbestimmt neue, perfekte Paare bilden sollen. Es ist ein Spiel auf Leben und Tod.

Papageno (Tobias Greenhalgh) in seiner Schweigeprüfung, umgeben von den drei Damen der Königin
Papageno (Tobias Greenhalgh) in seiner Schweigeprüfung, umgeben von den drei Damen der Königin © Björn Hickmann

Im ersten Akt wird dazu jede ihrer Arien aus dem Zusammenhang gerissen und zu einer Prüfung erklärt, die es zu bestehen gilt. „Hast du Angst?“, lautet etwa die Frage vor Taminos Arie „Zu Hilfe, zu Hilfe, sonst bin ich verloren“. Auch sein „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ singt er nicht aus freien Stücken. Auf einer erhöhten Kanzel sitzen derweil Sarastro, eigentlich der Gute, und die „böse“ Königin der Nacht als Paar, das alles kontrolliert.

Der destruktive Zugriff beginnt schon bei der Ouvertüre, die für das Duett „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ unterbrochen wird. Pamina und Papageno, so Magdalena Fuchsbergers Deutung dieses einträchtigen Gesangs der beiden aus der Mitte des ersten Akts, sind es, die eingangs und auch eigentlich zusammengehören. Und am Ende dieser willkürlichen Opernzertrümmerung vertreiben auch keine Strahlen der Sonne die Nacht, sondern es bedarf eines Polizeieinsatzes wegen sexueller Gewalt. Manche „Zauberflöten“-Inszenierung ist auch schon was für Kinder – diese definitiv nicht!

Positve Seite der Inszenierung

Das Positive an der neuen Produktion: Sie klingt wunderbar. Christopher Moulds lässt die kompakten Essener Philharmoniker kernig und pointiert aufspielen. Aus dem sehr harmonischen Solistenensemble ragen der glasklare Sopran Lisa Wittigs (Pamina), der satte, offene Bariton von Tobias Greenhalgh (Papageno) sowie Judith Spiesser als feine, strahlkräftige Königin der Nacht heraus.

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Weitere Aufführungen

Termine: 20. / 22. / 28. 9., 3. 10., 10. / 29. 11., 11. / 15. / 26. 12.2024;

Karten: Tel. (0201) 812 22 00.

www.theater-essen.de

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