Wiener Philharmoniker zünden ein Feuerwerk der Freude
Konzerthaus Dortmund
Als die Wiener Philharmoniker im März unter Leitung von Andris Nelsons im Konzerthaus Dortmund Beethovens „Pastorale“ gespielt haben, war das ein Bad im Luxusklang. Ohne Aufregung, nicht sehr mitreißend, einfach nur schön. Bei seiner Rückkehr lieferte das beste Orchester Europas allerdings ein wahres musikalisches Feuerwerk.

Mit viel Elan und Temperament dirigiert Andris Nelsons die Wiener Philharmoniker im Konzerthaus Dortmund.
Am Montagabend kam der legendäre Klangkörper mit dem Dortmunder Exklusivkünstler Nelsons zurück mit seinem Beethoven-Projekt, das 2020 in Wien den 250. Geburtstag des Komponisten krönen soll. Und wie anders klangen da die siebte und achte Sinfonie: Selbstverständlich kleidete sie das beste Orchester in Europa wieder in einen Luxusklang und spielte mit einer grandiosen, makellosen Perfektion.
Andris Nelson jagt das Orchester leidenschaftlich durch die Musik
Aber der 38-jährige Lette am Pult war auch ein unermüdlicher Motivator und jagte das Orchester rasend schnell, leidenschaftlich und mitreißend durch die Musik: Ein Feuerwerk der Freude. Die Wiener (mit nur sieben Frauen unter 65 Musikern) und Nelsons kamen direkt aus dem Studio, wo sie die beiden Sinfonien für die Jubiläumsedition der Deutschen Grammophon aufgenommen haben; jetzt sind sie auf dem Tournee-Weg nach China mit ihrem Beethoven-Programm.
Dortmund war der Zwischenstopp, auf den alle hör- und sichtbar viel Lust hatten. Beethovens Achte vor der Pause klang dabei noch impulsiver als die Siebte. Nelsons wirbelte in beiden Werken mit dem Taktstock wie mit einem Lasso durch die Luft, kitzelte mit den Fingerspitzen zarte Klänge heraus, ballte die Faust, riss die Arme in die Luft, und die Wiener setzten all‘ diese Emotionen grandios in eine begeisternde Interpretation um. Und wie gefühlvoll und leise Nelsons die Streicher den Trauermarsch der Siebten seufzen ließ, war Weltklasse.
Mit Temperament an die Weltspitze gestürmt
Schon vor zehn Jahren ist der Lette mit diesem Temperament an die Weltspitze gestürmt. Inzwischen ist er auch ein kluger Analytiker, der Musik intelligent strukturiert und Spannung aufbaut – auch dann, wenn die Tempi irrwitzig rasant sind. Als Zugabe kündigte er einen „Gruß aus Wien“ an: Mozarts „Figaro“-Ouvertüre. So schnell und dabei so präzise können nur wenige Orchester spielen. Ein fantastischer Abend.