Ey, Manuel, geht's noch? Wasser ist eine kostbare Ressource und an dieser Stelle muss Papatastisch-Autor diesen spritzigen Spaß mal verderben. Macht er das zu viel?

Ey, Manuel, geht's noch? Wasser ist eine kostbare Ressource und an dieser Stelle muss Papatastisch-Autor diesen spritzigen Spaß mal verderben. Macht er das zu viel? © dpa/Archiv

Wie verderbe ich meinen Kindern möglichst viel Spaß?

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Papa nervt mit Klimathemen... Und nicht nur das. Vielleicht liegt es daran, dass ein Journalist alles hinterfragen will. Wären ahnungslose Kinder vielleicht doch glücklicher?

Unna

, 02.09.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Auf einmal steht mein Sohn auf Frikadellen. Was mache ich jetzt? Klimakiller aus der Bratpfanne, die waren bei uns eigentlich tabu. Und überhaupt: Vieles, was Freude macht, hat auch eine Schattenseite. Die Bedenken reichen mitunter bis zum Sport. Wie viel Spaß sollte man seinen Kindern eigentlich verderben?

Der erhobene Zeigefinger macht Papa anstrengend

Dass es gar nicht so leicht ist, auf Fleisch zu verzichten, während Kinder ihren Geschmack entdecken, hatte ich hier schon einmal angeschnitten. Aus Klimaschutzgründen müssten wir die Ernährung eigentlich auf pflanzliche Kost umstellen. Wenn nun aber Sohnemann Freude an echten Fleischbällchen hat? Als Elternteil mit erhobenem Zeigefinger wird man an dieser Stelle anstrengend. Mein Witz, beim Familienfest kämen nur Tofu-Würstchen auf den Grill, kam letztens bei dem jungen Gourmet überhaupt nicht gut an.

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Natürlich müssten wir uns mal aufmachen, gemeinsam mit den Kindern die vegetarische Küche zu entdecken, ich möchte dieses Thema hier auch nicht ins Lächerliche ziehen. Aber ich frage mich immer öfter auch Grundlegendes: Belaste ich die Seelen unseres Nachwuchses mit zu vielen Bedenken? Mein jüngster Sohn ist zum Beispiel mit ganzem Herzen Fußballer und mindestens mit halbem Herzen FC-Bayern-Fan. (Fragen Sie nicht mich, warum. Fragen Sie die anstiftenden Onkel mütterlicherseits.)

Bundesliga-Boykott oder einfach Fußball gucken?

Freude am Sport: Das freut mich. Der Profi-Fußball mit völlig abgehobenen Millionären aber ist auch eine gigantische Geldmach-Maschine und gehört boykottiert. Das ist meine Meinung, damit mache ich mich aber auch zum gigantischen Spaßverderber, wenn der Junge beim Opa auf dem Sofa ein Bayern-Spiel schaut.

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Noch so ein Fall: Glücklich sind die Kinder an heißen Tagen, wenn sie den Rasensprenger mal unter das Trampolin stellen: ein toller Sprüh-Effekt mit Abkühlung durch die Fußsohlen. Doch es ist natürlich auch eine tolle Verschwendung der wertvollen Ressource Trinkwasser. Genau. Während andere Eltern also ihre vor Freude kreischenden Kinder in den neuen Gartenpool hüpfen lassen, drehe ich bei diesem unschuldigen kleinen Geplantsche den Hahn zu. Mit der Spaß-Fontäne aus dem Rasensprenger fällt auch die Stimmung in sich zusammen. Urlaub? Nein, liebes Töchterchen, wir fliegen nächstes Jahr nicht auf eine coole Insel, weil es CO-2-Wahnsinn wäre. Am Abend knipse ich den Kindern dann noch eben ihr Computerspiel oder ihre Fernsehsendung aus, damit wir anstelle dieser (Zitat) „Gehirnstromverschwendung!“ mal wieder etwas Vernünftiges lesen. „Toll, Papa, echt.“

Ich sehe mich schon demnächst allein auf meinem Öko-Hochbeet sitzen und trübselig an einer Biomöhre nagen, weil alle weg sind, um irgendwo Freude zu haben.

Was für Zeiten...

Es tut mir leid. Aber manches ist auch überhaupt nicht meine Schuld, finde ich. Es liegt an dieser heutigen Zeit. Meine Eltern haben mir nie erklärt, wie Autofahren und Klimawandel zusammenhängen, wenn sie mich irgendwohin kutschierten. Wie der Mensch den Planeten zerstört, war kein Thema, das mich als Kind beeinträchtigt hätte. Aber heute müssen wir doch diese Fragen stellen, oder nicht? Oder ist man besser ahnungslos oder ignorant, damit Kinder glücklich sind? Ich hoffe, wir finden noch einen gesunden Mittelweg. Ich wünsche uns allen ein unbeschwertes Wochenende.

„Papatastisch“ ist ein Neu-Wort aus der Internet-Community und passt als Titel der Kolumne von Redakteur Thomas Raulf: Familie ist einfach toll, und ein „Papa“ schreibt darüber. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, beim Schreiben fließt hier und da auch ‘mal satirische Würze ein. Lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch