Wer wurde in Schleswig-Holstein gewählt?

Die Spitzenkandidaten

Die CDU ist mit kräftigen Gewinnen als Sieger aus der Wahl in Schleswig-Holstein hervorgegangen. Die regierende Koalition unter SPD-Führung verbucht schwere Verluste. Aber wer wurde da nun in den Landtag gewählt? Wir stellen die Spitzenkandidaten vor, die voraussichtlich im Landtag landen werden.

KIEL

08.05.2017, 05:51 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Land im Norden hat bereits Erfahrung mit einem Sechs-Parteien-Parlament. Das liegt vor allem an einer Sonderregelung für die dänische Minderheit. Die Spitzenkandidaten der führenden Parteien in Schleswig-Holstein im Überblick:

 

DANIEL GÜNTHER (CDU):

Der 43-Jährige ist als Fraktionschef, Landesvorsitzender und Spitzenkandidat neuer starker Mann seiner Partei. Mit der Übernahme des Fraktionsvorsitzes im Oktober 2014 versuchte Günther sofort, sich als Oppositionsführer zu profilieren. Forsch und angriffsmutig attackiert er die Koalition, verrennt sich dabei aber gelegentlich.

Forderungen wie nach Schweinefleisch in Kantinen und einer Residenzpflicht für Minister bringen Günther Populismus-Vorwürfe ein, aber wohl auch manche Wählerstimme.

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TORSTEN ALBIG (SPD):

Seit 2012 regiert der Mann mit dem markanten Glatzkopf nahezu geräuschlos eine Dreierkoalition. Nach Turbulenzen und personellen Wechseln im Kabinett sah der 53-Jährige der Wahl zuversichtlich entgegen. Er wollte das Bündnis mit Grünen und SSW, der Partei der dänischen Minderheit, fortsetzen.

Bundespolitische Ambitionen hegt der Jurist nach eigenem Bekunden nicht. Dabei kennt er als ehemaliger Sprecher des früheren Bundesfinanzministers Peer Steinbrück die Berliner Bühne. Heute reicht es ihm, hin und wieder mit Vorstößen wie einem „Schlagloch-Soli“ für Überraschung zu sorgen.

MONIKA HEINOLD (Grüne):

Die Finanzministerin ist neben Umweltminister Robert Habeck die Schlüsselfigur ihrer Partei. Die 58-Jährige gilt als ehrgeizig, durchsetzungsstark, unprätentiös und hat eine gute Portion Überzeugungskraft. Im Ministerium stellt Heinold Kompetenz über alles: Ihr Chefhaushälter ist ein CDU-Mann.

Als Finanzexpertin ist Heinold auch beim politischen Gegner anerkannt. CDU und FDP werfen ihr aber vor, sie habe angesichts der Steuereinnahmen in Rekordhöhe den Konsolidierungskurs aufgeweicht und investiere zu wenig.

WOLFGANG KUBICKI (FDP):

Der Bundesvize der Liberalen war zeitweise laut Umfragen der beliebteste Politiker im Bundesland. Er favorisiert ein „Jamaika“-Bündnis mit CDU und Grünen, aber auch eine „Ampel“ mit SPD und Grünen wäre ein Option.

Sollte die FDP im Herbst den Wiedereinzug in den Bundestag schaffen, will Kubicki (65) den Landtag verlassen und als Bundestagsabgeordneter nach Berlin wechseln. Dem Rechtsanwalt attestieren Freunde wie Gegner Schlagfertigkeit und Eloquenz. Auch deshalb ist Kubicki häufig zu Gast in Talkshows.

JÖRG NOBIS (AfD):

Der lange Zeit zerstrittene AfD-Landesverband hat mit seinem Spitzenkandidaten Jörg Nobis (41) wohl den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft. Beobachter sehen ihn nicht am äußersten rechten Rand. Nobis tritt auf Parteitagen der Rechtspopulisten betont seriös auf - oft im blauen Anzug und mit Krawatte.

Er betrachtet sich nicht als begabten Redner, sondern als Mann der Zahlen. So listet er im Wahlkampf gern auf, wie hoch die Ausgaben für Flüchtlinge im Vergleich zu Mitteln für die Polizei sind. Im Landtag will sich Nobis der Finanzpolitik widmen.

LARS HARMS (SSW):

Nach der Landtagswahl könnte die Stunde des großen Friesen schlagen. Ihm winkt bei einer Fortsetzung der Küstenkoalition mit SPD und Grünen ein Ministeramt, denn die langjährige SSW-Spitzenpolitikerin und bisherige Justizministerin Anke Spoorendonk tritt nicht wieder an. Ob Harms (52) im Fall des Falles tatsächlich Minister wird, ist aber offen. Er sieht die Rolle seiner skandinavisch geprägten Partei als Kompromisspartner.